Der Tourismus in der Schweiz ist sehr stark von den Massnahmen betroffen, die gegen die Ausbreitung von Covid-19 ergriffen wurden. Reisebeschränkungen und Quarantänepflicht erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Konkurses von touristischen Unternehmungen.
Das Quarantäne-Szenario schreckt viele Reisende ab und hemmt ihre Reiselust enorm. In der Schweiz werden 55 Prozent der Übernachtungen durch ausländische Touristen generiert. Aufgrund der momentanen Lage ist es ungewiss, ob die zahlungskräftige Klientel aus Europa, Amerika oder Asien ab dem Jahr 2021 wieder in die Schweiz einreisen kann. Gleichzeitig verzichten immer mehr Schweizerinnen und Schweizer auf Reisen ins Ausland.
Nachdem die Fluggesellschaft Swiss, Schweizer Tourismus- und Berufsverbände sowie Vertreter grosser Reiseunternehmen anstelle einer Quarantänepflicht Schnelltests fordern, findet ihr Begehren nun auch auf politischer Ebene Unterstüzung. Eine am vergangenen Mittwoch eingereichte Interpellation verlangt vom Bundesrat Aufklärungen darüber, ob anstelle einer Quarantäne ein Covid-19-Test eingeführt werden kann.
«Die Schweiz würde Reisenden – Schweizern oder Ausländern – aus Risikoländern die Einreise in ihr Hoheitsgebiet ohne Quarantäne gestatten, sofern sie einen negativen Covid-19-Test vorlegen. Ein zertifizierter Schnelltest könnte bei der Ankunft auf dem Flughafen oder in Testzentren durchgeführt werden», schreibt die Interpellantin Jacqueline de Quattro in ihrem Vorstoss.
Eine Art «Gesundheitsvisum»
Derzeit können nur vom Bund beauftragte Labors sogenannten Antigentests auswerten. Mit den neuen Schnelltests würde diese Massnahme gelockert werden, so die Waadtländer FDP-Nationalrätin. Die Abschaffung der Quarantänepflicht bei Vorlage eines kurz vor der Reise durchgeführten negativen Covid-19-Tests sollte bilateral erfolgen. Ein bei der Ausreise in der Schweiz durchgeführter und zertifizierter PCR-Test müsse bei der Einreise in ein Quarantäneland als Alternative und einer Art «Gesundheitsvisum» anerkannt werden, heisst es im eingereichten Text.
De Quattro bittet den Bundesrat mit ihrer eingereichten Interpellation bis zur Wintersession nachfolgende Fragen zu klären:
- Hat der Bundesrat geprüft, ob es wünschenswert ist, Tests anstelle von Quarantäne einzuführen und gegebenenfalls das Epidemiengesetz zu ändern?
- Wenn ja, ist der Bundesrat bereit, entsprechende Massnahmen zu ergreifen, und in welchem Zeitrahmen?
- Ist der Bundesrat bereit, bilaterale Verhandlungen mit den Gesundheitsbehörden, den wichtigsten Tourismus- und Wirtschaftsbereichen aufzunehmen, um entsprechende Massnahmen umzusetzen?
- Sollte ein solcher Schritt zu lange dauern, ist der Bundesrat bereit, zumindest mit dem Schengen-Raum eine Lösung zu suchen?
- Erwägt der Bundesrat andere Alternativen, um dem Verlust von Arbeitsplätzen und den nachgewiesenen wirtschaftlichen Schäden im Tourismus entgegenzuwirken?
Parlament macht Druck
Die Waadtländer Nationalrätin steht mit ihrem Vorstoss bezüglich Schnelltests anstelle einer Quarantänepflicht nicht alleine da im Parlament. Ihre Interpellation wird von 36 weiteren Parlamentarierinnen und Parlamentariern unterstützt. Zudem beauftragt eine ebenfalls in der vergangenen Woche von der SVP eingereichte Motion den Bundesrat, im Kampf gegen die Verbreitung von Covid-19 auf Schnelltests zu setzen und damit die Dauer der angeordneten Quarantäne zu verkürzen.[RELATED]
Auch der CVP-Politiker Martin Candinas erwartet mit seiner Interpellation für einfache und praxistaugliche Lösungen insbesondere für das Gesundheitspersonal aber auch den Tourismus und das Gastgewerbe Antworten von der Regierung. Der Bündner Nationalrat will ebenso geklärt haben, wie der Bundesrat zu einem Schnelltest und einer Senkung der Isolationsdauer auf fünf Tage steht, und unter welchen Bedingungen saisonale Angestellte aus dem Ausland einreisen können. Zudem verlangt sein Vorstoss Klärung darüber, wie der Bundesrat touristischen Winterbetrieben eine Planungssicherheit geben will, und welche tourismusfördernden Massnahmen er für die Wintersaison plant. (htr)