«Es ist zu erwarten und abzusehen, dass mehr Fälle dazukommen werden», sagte Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Donnerstag in Bern vor den Medien. Das Gesundheitssystem werde «sehr rasch an seine Grenzen stossen». Es sei klar, dass künftig der Fokus auf die schweren Corona-Fälle gelegt werde.
Kampagne «So schützen wir uns»
Im Kampf gegen das Virus appelliert der Bund an Eigenverantwortung und Solidarität. Das BAG hat eine Informationskampagne gestartet, um für die wichtigsten Hygiene- und Verhaltensregeln zu sensibilisieren.
Die Kernbotschaften der Kampagne «So schützen wir uns» lauten: Hände waschen, in Taschentuch oder Armbeuge husten und niesen, bei Fieber und Husten zu Hause bleiben. Diese Regeln werden mit Piktogrammen und Text vermittelt.
Am Freitag werden die Hygieneregeln des BAG via Printmedien bekannt gemacht, kommende Woche dann über Fernsehen und Online-Medien. Spätestens am Montag soll zudem die Website www.bag-coronavirus.ch aufgeschaltet werden. Im Tessin erhielten Einreisende am Strassenzoll in Chiasso Flyer mit Hygiene- und Verhaltenstipps.
Mehrere Kantone informierten am Donnerstag über ihre Vorbereitungen auf das Virus. Zürich zum Beispiel hat Quarantäne-Plätze bereit, wie die Gesundheitsdirektion mitteilte. Am Flughafen Zürich könne jederzeit eine Zivilschutzunterkunft mit 200 Plätzen in Betrieb genommen werden. Und das Unispital kann innert dreier Tage ein Bettenhaus mit über 160 Betten in eine Quarantäne-Station umnutzen.
Hunderte Verdachtsfälle getestet
Die Kantone Zürich und Bern meldeten am Donnerstag auf Anfrage je rund 120 Verdachtsfälle. In Bern waren alle rund 70 durchgeführten Tests negativ; rund 50 waren offen. In der Waadt liessen sich bisher 90 Personen testen, in Graubünden 20. In Neuenburg waren Tests von vier Personen, darunter drei Kinder, negativ.
Im Tessin, dem Kanton, in dem sich diese Woche der erste Fall bestätigt hatte, waren am Donnerstag 15 Testresultate ausstehend. 10 Tests hätten ein negatives Resultat gebracht, sagte Kantonsarzt Giorgio Merlani am frühen Donnerstagabend. Verdachtsfälle gab es laut der Umfrage von Keystone-SDA auch in der Zentralschweiz.
Kritik gab es im Tessin am Vorhaben, nach den Fasnachtsferien am Montag den Unterricht an den Schulen wieder aufzunehmen. Innert kürzester Zeit unterschrieben über 1000 Personen eine Petition im Internet, die fordert, die Schulen im Kanton zu schliessen.
Sollte die Regierung entscheiden, den Unterricht einzustellen, so wäre das wohl für längere Zeit, erklärte Gesundheitsdirektor Raffaele de Rosa. Aus diesem Grund müsse ein Entscheid wohl überlegt werden. Die Regierung nehme diese Petition sehr ernst. Dennoch müsse sie weitsichtig handeln, resümierte De Rosa.
«Engadiner» abgesagt
Fasnachtsveranstaltungen wurden im Tessin schon am Mittwoch abgesagt. Andere Grossanlässe folgten: Tausende Breitensportler müssen auf den Engadiner Skimarathon verzichten. Der Wettkampf kann wegen des Coronavirus nicht ausgetragen werden.
In Genf wird die Uhrenmesse «Watches & Wonders» nicht stattfinden. Bereits früh, rund zwei Monate vor dem geplanten Messestart haben die Veranstalterin die Reissleine gezogen. Noch unklar bleibt, ob die «Baselworld» durchgeführt werden kann. Am Genfer Autosalon, der am 5. März beginnt, reduzieren diverse Aussteller ihre Präsenz.
Offen war am Donnerstag, ob am Montag in Basel zum Morgenstreich geblasen werden darf. Die Behörden in Basel stellten für Freitag einen Entscheid in Aussicht, ob die Basler Fasnacht stattfinden darf. In Bern wurde die Fasnacht bisher nicht abgesagt.
Auch das Verteidigungsdepartement (VBS) reagiert auf Sars-CoV-2. Es hat den für Freitag geplanten Kadertag vorsorglich auf einen unbekannten Termin verschoben. Rund 850 Personen waren zum Anlass in Payerne (VD) erwartet worden. Ein Sprecher des VBS bestätigte eine Meldung des Westschweizer Portals 24heures.ch.
Die neusten Entwicklungen in der Branche
Schweiz Tourismus und HotellerieSuisse informieren laufend über die neusten Vorkehrungen und Massnahmen in der Tourismusbranche:
Updates Schweiz Tourismus
Updates HotellerieSuisse
Schweizer Tourismus auf verschiedene Szenarien vorbereitet
Das Coronavirus war am Donnerstag auch ein Thema an der Jahresmedienkonferenz von Schweiz Tourismus (ST) zusammen mit HotellerieSuisse. Zwar blickt die Beherbergungsindustrie auf ein sehr erfolgreiches vergangenes Jahr mit einem neuen Logiernächterekord zurück, doch ob der Aufschwung anhält ist aufgrund des Coronavirus unsicher.
«Es wird schwierig, aber der Schweizer Tourismus kann das», so ST-Direktor Martin Nydegger. Schweiz Tourismus habe für die weitere Entwicklung verschiedene Szenarien erarbeitet, hiess es an der Medienkoferenz. (Mehr dazu hier). (sda)
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