Unter dem Strich schaute ein kleiner Konzerngewinn von 2,1 Mio. Franken heraus. Doch damit ist die Konzernleitung nicht zufrieden, wie Verwaltungsratspräsident Rudolf Stämpfli am Donnerstag in Bern vor den Medien sagte. Der Mini-Gewinn sei nur möglich gewesen, weil das Unternehmen mit Sofortmassnahmen rund 12 Mio. Franken eingespart habe.
Mit dem im vergangenen Sommer lancierten Programm will das Bahnunternehmen bis2015 die Kosten dauerhaft um insgesamt rund 50 Mio. Franken senken. Dass sich dies auch aufs Personal auswirken werde, sei unumgänglich, betonte CEO Bernard Guillelmon. Wie bereits bekannt, rechnet er im laufenden Jahr mit einem Abbau von 30 bis 40 Stellen.
Schere öffnet sich
Doch Sparmassnahmen und mehr Effizienz reichten nicht aus, um mittelfristig bessere Ergebnisse zu erzielen, betonte Stämpfli. Auch die Politik sei gefordert, denn sie müsse Rahmenbedingungen schaffen, die der BLS den nötigen wirtschaftlichen Freiraum verschafften.
Von der öffentlichen Hand fordert die BLS, dass sie das Verkehrswachstum mit entsprechenden Abgeltungen mitträgt. Gerade im wachsenden regionalen Personenverkehr sieht Stämpfli eine sich immer stärker öffnende Kosten-Ertrags-Schere.
Die steigende Nachfrage löse zwangsläufig höhere Kosten für Verkehr und Infrastruktur aus, beispielsweise für neues Rollmaterial mit höherer Kapazität, führte Stämpfli aus. Ein neuer, erheblicher Kostenfaktor seien auch die vom Bund auf Anfang Jahr erhöhten Trassenpreise.
Die Abgeltungen hingegen bewegten sich nicht parallel zur Mehrleistung der Bahn. Die Abgeltung pro Zugkilometer sank laut BLS-Verwaltungsratspräsident letztes Jahr von 10,03 Franken auf 9,44 Franken.
«Es ist eine paradoxe Situation: je erfolgreicher unser Angebot ist, desto weniger erhalten wir dafür», resümierte der Verwaltungsratspräsident. Angemessene Abgeltungen und regelmässige Tariferhöhungen seien allein schon nur aufgrund der steigenden Trassenpreise unverzichtbar.
Wachstum beim Personenverkehr
Im vergangenen Jahr beförderte die BLS per Bahn, Bus und Schiff 58,2 Mio. Fahrgäste, ein Plus von 4,3 Prozent. Allein mit der Bahn waren pro Tag 147'000 Passagiere unterwegs. Zusammengezählt legten sie 2012 fast 905 Millionen Kilometer zurück.
Im Güterverkehr haperte es im vergangenen Jahr. BLS Cargo verzeichnet einen Rückgang der Verkehrsleistung um 13,4 Prozent. Gründe dafür waren unter anderem die vielen, langen Streckenunterbrücke auf den Transitachsen Gotthard und Simplon sowie die schwache Konjunktur im Euro-Raum, speziell in Norditalien.
Eine besondere Herausforderung stellt sich für die Gütertochter mit der neuen Situation am Gotthard: Dort verliert BLS Cargo die Verkehre ab 2014 an DB Schenker. «Für uns war es ein klarer Entscheid für die Rentabilität», betonte Guillelmon. Das Unternehmen habe darauf verzichtet, eine nicht rentable Offerte einzureichen.
Im laufenden Jahr feiert das Bahnunternehmen seinen 100. Geburtstag. Aus der1913 eröffneten, 60 Kilometer langen Bergstrecke von Frutigen nach Brig entwickelte sich mit den Jahren eine europäische Transitachse.(npa/sda)