In Frankreich geht eine als Kooperative organisierte Bürgerbahn an den Start, die von der Staatsbahn SCNCF vernachlässigte Regionen mit eigenen Zügen verbinden möchte. Das Umweltministerium in Paris erteilte der Bahngesellschaft Railcoop die Betriebserlaubnis, wie am Mittwoch bekanntgegeben wurde.
Grundlage ist die im Dezember 2020 erfolgte Öffnung des innerfranzösischen Personenzugverkehrs für die Konkurrenz. Als erste Verbindung möchte Railcoop ab Juni nächsten Jahres wieder direkte Züge auf der Querverbindung zwischen Lyon und Bordeaux anbieten, die von der SNCF 2014 eingestellt wurden. Weitere Verbindungen von Thionville nach Lyon und von Rennes nach Toulouse sind bereits in Planung.
«Mit Railcoop tun sich zum ersten Mal Bürger, Eisenbahner, Firmen und Kommunen zusammen, um der Bahn neues Leben einzuhauchen», sagte Railcoop-Direktor Nicolas Debaisieux. Dabei gehe es darum, sich dem Rückzug der Bahn aus der Fläche entgegenzustellen. In den letzten zehn Jahren habe die Bahn in Frankreich 19 Prozent ihrer Personenbahnhöfe geschlossen, insgesamt 644 Haltestellen.
Über 1000 Kilometer Strecke seien seit 2015 stillgelegt worden. Statt in neue Schnellstrecken zu investieren, müsse die bestehende Infrastruktur besser genutzt werden. Die Bahn schütze das Klima und die Umwelt.
Die als gemeinnützige Genossenschaft organisierte Bahngesellschaft hat bereits 8278 Mitglieder, darunter Gebietskörperschaften, Kommunen sowie Finanz- und Technikpartner. Das Ziel ist, ohne öffentliche Subventionen neben Personenzügen auch Güterzüge fahren zu lassen. In zwei Monaten bereits soll eine erste Verbindung zu einem Umschlagbahnhof in Toulouse starten. (awp/sda/dpa/npa)