«Wir stellen keinen Greta-Effekt fest», sagte Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour am Freitag in einem Interview mit dem Branchenportal «Travelnews». «Aber wir spüren eine Nachdenklichkeit der Menschen. Sie möchten wissen, was ein Unternehmen ernsthaft für die CO2-Reduzierung unternimmt», sagte der Deutsch-Iraner.
Von einem Alleingang der Schweiz bei Flugticketabgaben hält Goudarzi Pour nichts: «Wir sind überzeugt, dass eine isolierte nationale Flugsteuer nicht geeignet ist, weil sie weder die Nachfrage noch die CO2-Emissionen reduziert. Wenn Sie anstelle eines Direktfluges über Istanbul fliegen, werden Sie mit einem zusätzlichen Flug mehr CO2 auslösen.»
Der Ständerat hatte im September bei der Beratung des CO2-Gesetzes eine Flugticketabgabe zwischen 30 und 120 Franken beschlossen, die je nach Klasse und Reisedistanz anfällt. Belohnt werden jene, die wenig oder gar nicht fliegen: Gut die Hälfte der Einnahmen soll an die Bevölkerung zurückerstattet werden, die andere Hälfte flösse in einen neuen Klimafonds.
Dies kritisierte der Swiss-Manager: «Sollte es zu einer Abgabe kommen, sollte diese auch zweckgebunden sein – für die Forschung und die kommerzielle Nutzung von synthetischem Treibstoff. Seit wenigen Tagen bieten wir unseren Kunden mit der Compensaid-Plattform die Möglichkeit, durch den Zukauf von synthetischem Treibstoff CO2-neutral zu fliegen. Wir brauchen eine weitere Entwicklung in diese Richtung.»
Kerosinverbrauch gesenkt
Den Klimaschutz nehme die Swiss sehr ernst: «Wir haben in eine moderne und treibstoffeffiziente Flotte investiert und sind technologisch auf dem neuesten Stand. Hier lassen sich bis zu 30 Prozent des Kerosins einsparen», sagte Goudarzi Pour.
Zudem unterstützen die Swiss das globale Klimaschutzinstrument der UNO-Organisation ICAO für die internationale Luftfahrt namens Corsia. «Beim Emissionshandelssystem ETS müssen wir ab 2020 etwa die Hälfte der CO2-Emissionen mit Zertifikaten decken. Mit den verschiedenen Massnahmen werden wir ab nächstem Jahr CO2-neutral wachsen», sagte der Swiss-Kadermann.
Zudem könnte mit einer Vereinheitlichung der europäischen Flugsicherungen der gesamte CO2-Ausstoss in Europa um etwa 10 Prozent gesenkt werden. Denn dadurch könnten viele geflogene Umwege eingespart werden. (awp/sda)