Die ausserordentliche GV war von einer kritischen Aktionärsgruppe rund um die Fondsverwaltung AMG eingefordert worden. Sie vertrat einen Aktienanteil von 10,55 Prozent.
Sie verlangte aufgrund der geschäftlichen Verfehlungen der jüngeren Vergangenheit zum einen eine vollständige Offenlegung der Geschäftsbücher und eine Sonderprüfung der Unternehmensstrategie.
Des Weiteren beantragte sie eine Änderung der Statuten, insbesondere, was den Sonderstatus der öffentlichen Hand angeht, der als einziger eine höhere Beteiligung gewährt wird.
Die AMG hatte ihre Forderungen mit 39 Fragen zum missglückten Geschäftsverlauf untermalt. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der MCH Group haben diese Fragen bereits am Montag vor den Medien und auf ihrer Website beantwortet - allerdings nicht alle und auch nicht vollständig.
Geschäftsgeheimnisse wahren
Verwaltungsratspräsident Ulrich Vischer rechtfertigte diese Zurückhaltung mit der notwendigen Wahrung der zum Teil vertraglich verankerten Vertraulichkeit von Geschäftsbeziehungen und dem Geschäftsgeheimnis. Die Offenlegung strategischer Überlegungen würde die Verhandlungsposition der MCH Group schwächen und könnten grossen geschäftlichen Schaden anrichten, sagte Vischer.
Erhard Lee, Vertreter der AMG, anerkannte die Bemühungen der MCH Group, die Geschäfte wieder in erfolgreiche Bahnen zu lenken. Mit der zurückhaltenden Auskunft über die Verantwortlichkeiten der unternehmerischen Fehlentscheide und die strategische Zukunftsplanung wollte er sich aber nicht zufrieden geben.
Kritisch hinterfragte Lee insbesondere den ins Auge gefassten Verkauf des Dienstleistungs-Geschäftsbereichs Live Marketing Solutions (LMS), der seiner Ansicht nach ein wichtiges Standbein der anvisierten Internationalisierung sein könnte. Der Standort solle und könne nicht mehr die wichtigste Rolle spielen, sagte er.
Vischer versuchte den Kritiker mit der Aussage zu beruhigen, dass der Verkauf nur einer der strategischen Optionen sei. Auch stellte er in Aussicht, in einigen Tagen öffentlich auf einige der an der GV wiederholt aufgegriffenen Fragen schriftlich präzisere Antworten nachzuliefern.
Der Antrag auf Offenlegung der Geschäftsbücher wurde sodann wenig überraschend mit 78 Prozent Nein-Stimmen deutlich abgewiesen. In einem ähnlichen Stimmenverhältnis scheiterte auch der Antrag für eine Sonderprüfung der Geschäftsstrategie. Diese würde zu viel kosten und das Management bei der Umsetzung der neuen Strategie behindern, argumentierte der Verwaltungsrat.
Mit einem Verhältnis von 73 zu 27 Prozent scheiterte schliesslich auch der Antrag auf eine Statutenänderung. Zumindest vorerst bleibt es also bei der starken Gewichtung der öffentlichen Hand bei der Beteiligung und der Gewährung des Stimmrechts. Das könnte sich in Zukunft aber ändern, denn die MCH Group denkt laut über den Einbezug neuer Investoren und eine Kapitalerhöhung nach. Dies würde dann auch strukturelle und statuarische Änderungen nach sich ziehen. (sda)