Nach fünf Jahren tritt Nicolò Paganini per Ende August als Präsident des Schweizer Tourismus-Verbands (STV) zurück.  Die Suche nach einer Nachfolge ist am Laufen. Laut Paganini sucht man wieder ein Parlamentsmitglied.

Nicolò Paganini, Sie wollen per Ende August zurücktreten. Gab es einen bestimmten Moment oder ein Ereignis, das Ihren Entschluss gefestigt hat?
Nein, das kann man so nicht sagen. Es haben verschiedene Gründe den Ausschlag gegeben. Nach fünfeinhalb sehr intensiven Jahren mit Covid-Krise, Direktionswechsel, Aufbau des Kompetenzzentrums Nachhaltigkeit, Stärkung der Einflussnahme im Parlament und einer Reihe politischer Erfolge ist ein guter Zeitpunkt gekommen, um einer neuen Kraft Platz zu machen.

2027 kommt die Tourismusförderung des Bundes auf den Tisch. Man könnte meinen, Ihr Rücktritt käme zu einem denkbar schlechten Moment?
Das Gegenteil ist der Fall. Aufgrund der statutarischen Amtszeitbeschränkung hätte ich spätestens auf August 2027 zurücktreten müssen. Mit meinem Rücktritt kann meine Nachfolgerin beziehungsweise mein Nachfolger in einem optimalen Zeitpunkt in den neuen Zyklus mit Erarbeitung der Tourismusstrategie des Bundes und späterer Beratung der Standortförderungsbotschaft im Parlament einsteigen.

Die letzte Bundesratswahl hat gezeigt: Kurzfristig eingeleitete Nachfolgelösungen gestalten sich nicht immer einfach. Sind Sie zuversichtlich?
Ich bin selbstverständlich zuversichtlich. Das STV-Präsidium ist eine Aufgabe, die viel Freude macht. Ich habe die STV-Gremien ganz bewusst bereits am 5. Februar über meinen Rücktritt informiert. Das war sechseinhalb Monate vor der Generalversammlung, wo die Nachfolge geregelt wird. Von Kurzfristigkeit kann also keine Rede sein. Für die Bundesratswahl blieben nicht einmal zwei Monate Zeit.

Es braucht jemanden, der den Verband richtig positionieren und moderieren kann

Was muss Ihre Nachfolgerin oder Ihr Nachfolger mit sich bringen?
Der Verband sucht aufgrund seiner tourismuspolitischen Ausrichtung wieder ein Parlamentsmitglied für das Präsidium. Man braucht bestimmt Affinität und Herzblut für den Tourismus. Der STV will ein starker Dachverband bleiben und die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden weiter ausbauen und stärken. Dafür braucht es jemanden, der den Verband richtig positionieren und moderieren kann. Gleichzeitig muss die neue Persönlichkeit ein gewisses Netzwerk mitbringen oder die Fähigkeit haben, ein gutes Netzwerk aufzubauen. So wird der Verband in eine gute Zukunft gehen.

Gerade im Hinblick auf die bevorstehende Tourismusförderungsdebatte ist eine starke Tourismuslobby im Bundeshaus wichtig. Kann der Tourismussektor weiterhin auf Ihre Unterstützung und Expertise zählen? 
Die Coronakrise war für den Schweizer Tourismus-Verband – bei allem Negativem für die Betriebe des Sektors – auch eine Chance. Die Branchenverbände sind unter dem Dach des STV zusammengestanden und haben viel erreicht. Ich denke, aktuell wird die Tourismusvertretung in der Politik als stark wahrgenommen. Selbstverständlich bleibt der Schweizer Tourismus für mich eine Herzensangelegenheit. Der Sektor wird bei politischen Geschäften, in der Parlamentarischen Gruppe Tourismus und natürlich auch als Feriengast auf mich zählen können.