Was vor zwei Jahren noch eine Idee der Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin war, wird diesen Sommer real: Die Philosophie «Null Stern – the only star is you» wird zu einer Ostschweizer Tourismusmarke unter dem Namen «Zero Real Estate».
Sechs Ostschweizer Tourismusorganisationen und Liechtenstein performen diesen Sommer gemeinsam die Landversion des «Null Stern Hotel»-Konzepts, welches im Jahr 2016 seinen Anfang nahm: Sogenannte «immobilienbefreite Hotelzimmer» ohne Wände und ohne Dach unter freiem Himmel – mit exklusivem Butlerservice an der Bettkante. [RELATED]
Butler-Schulung geplant
Am Mittwoch, 13. Mai um 10:00 Uhr, findet die erste öffentliche Schulung der rund 20 Butlerinnen und Butler in spe in der Ostschweiz statt. Die praktische Disziplin «Bettenmachen bei starkem Wind» und die Übung «Bachüberspringen mit gefülltem Tablett» stünden dabei im Zentrum, teilen die Tourismusorganisationen mit. Anfang Juni werden die Standorte der «Zimmer» bekanntgegeben.
Um den Covid-19-Bestimmungen gerecht zu werden, findet die öffentliche Butlerschulung sowohl physisch (für eine kleine Gruppe) als auch virtuell statt. Die Ostschweizer Tourismus-Destinationen Toggenburg, Heidiland, Appenzellerland AR, Thurgau, Schaffhauserland sowie Fürstentum Liechtenstein werden live über Microsoft Teams geschult.
Die Tourismus-Destination St.Gallen Bodensee ist mit zwei bis drei angehenden «Modern Butler*innen» direkt vor Ort. Der «immobilienbefreite Schulungsraum» im freien Gelände befindet sich in St.Gallen auf dem Scheitlinsbüchel. Die praktischen Übungen werden live auf Facebook gestreamt.
Die unübliche Welt des «Modern Butlerism»
Nebst Theorie und Vermittlung der Butler-DNA sind an der Schulung verschiedene praktische Disziplinen vorgesehen: Gehproben mit gefüllten Gläsern im steilen Hang, Zaun- und Bachüberspringen mit gefüllten Gläsern oder das Bettenmachen bei starkem Wind.
Die Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin motivieren die Butlerinnen und Butler zu eigenen Ideen. «Die Fantasie ist die beste Freundin des Butlers», sagen die Erfinder des Null Stern Hotels.
Den dramaturgisch-individuellen Ideen der Butlerinnen und Butler seien keine Grenzen gesetzt – von kleinen «positiven Irritationen» auf dem Kissen, über analoges Live-Fernsehen durch die Chassis eines ausgedienten Fernsehobjektes bis zum unerwarteten Supplément-Service bei schlechtem Wetter, wenn die Gäste die Nacht nicht draussen verbringen können und ins Back-up-Zimmer zügeln müssen.
Markenzeichen: Hemd, Fliege und Handschuhe
Die Figur der «modernen Butlerinnen und Butler» ist ein Markenzeichen und Differenzierungsmerkmal des «Null Stern – the only star is you»-Spirits. Zu ihr gehört ein strikter Dresscode: weisses Hemd, schwarze Fliege, weisse Handschuhe. Unterhalb der «Gürtel- oder Rocklinie» ist die Bekleidung jedoch individuell – ob Bauernhose mit Gummistiefel, Geschäftshose mit Lackschuhen oder Rock mit High-Heels.
«Dieser unübliche visuelle Wiedererkennungseffekt ist Teil des künstlerischen Konzepts», sagt Thomas Kirchhofer, Direktor St.Gallen-Bodensee Tourismus. «Die Butlerinnen und Butler verkörpern den Anspruch einer Gastgeberkultur, die charmant, witzig und authentisch ist.»
Windsimulation mit Entlüftungsgeräten
Für die praktische Disziplin «Bettenmachen bei starkem Wind» wird ein originales Hotelzimmer ohne Wände und Dach unter freiem Himmel an einer Aussenfassade installiert (siehe Bild oben). Um den Wind zu simulieren, werden zwei Windmaschinen vor dem Doppelbett aufgebaut. Die Butlerinnen und Butler stehen nun vor der Herausforderung, das Bett nach bestimmten «Null Stern»-Kriterien zu machen – selbstverständlich knitter- und faltenfrei.
Die vorgezeigten Disziplinen an der Butlerschulung sollen einen Eindruck für den «Zero Real Estate»-Modus geben: Lustvoll, ernsthaft, unüblich ist laut den Initianten das Motto. Dabei seien Hygieneregeln und Sicherheitsmassnahmen nicht nur aufgrund der Covid-19-Situation das oberste Gebot für die Butlerinnen und Butler, betont Daniel Charbonnier, Hotelexperte und Co-Founder der Marke «Null Stern – the only star is you».
Eröffnung der Zimmer ab Juli
Ab Juli 2020 wird jede Tourismusregion ein Hotelzimmer ohne Wände und Dach in Betrieb nehmen. Anfang Juni wird bekannt, an welchen Standorten die immobilienbefreiten Hotelzimmer eröffnet werden. So werde «Zero Real Estate» zu einer gemeinsamen Vision in der Ostschweiz und im Fürstentum Lichtenstein, die die Landschaft als Tapete für die Hotelzimmer nutzt und die Idee der konsequenten Immobilienbefreiung realisiert, schreiben die Tourismusorganisationen.
«Die immobilienbefreiten Zimmer sind gerade in der Corona-Krise eine Chance», sagt Adrian Pfiffner, Leiter Kommunikation von Heidiland Tourismus. «Wir bieten unseren Schweizer Gästen damit ein spezielles Erlebnis, das dem enormen Bedürfnis nach frischer Luft, Natur und Weite entspricht.» (htr)
«Zero Real Estate»
«Zero Real Estate» ist ein Projekt, das aus dem «Null Stern Hotel» entstanden ist. Zwischen 2016 und 2017 wurde im Bündner Safiental und im Appenzellerland die Landversion des Konzepts «Null Stern – the only star ist you» lanciert: «immobilienbefreite Hotelzimmer» ohne Wände und Dach. Nach diesen beiden erfolgreichen Sommersaisons und über 4500 Reservationsanfragen auf der Warteliste haben die Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin sowie der Hotelexperte Daniel Charbonnier 2018 in Kooperation mit Toggenburg Tourismus die Coverversion «Zero Real Estate» ins Leben gerufen. Die Marke «Zero Real Estate» ermöglicht es lokalen Tourismus-Destinationen, unter Berücksichtigung bestimmter Kriterien, ihre eigene Interpretation eines immobilienbefreiten Hotelzimmers zu schaffen. «Es ist spannend für uns zu sehen, wie die Menschen einer Region den «Null Stern»-Spirit verkörpern», sagen Frank und Patrik Riklin. Nun haben sich sechs Tourismusdestinationen aus der Ostschweizer Region (Toggenburg, Heidiland, St.Gallen-Bodensee, Appenzellerland AR, Thurgau, Schaffhauserland) sowie das Fürstentum Liechtenstein exklusiv als Partner zusammengeschlossen, um die Marke «Zero Real Estate» für ihre jeweilige Region zu übernehmen. Jede Destination ist für die Umsetzung des immobilienbefreiten Zimmers selbst verantwortlich. Heute stehen über 9000 Gäste auf der Warteliste, Tendenz steigend.