Die alten Buchenwälder in den Tälern Lodano, Busai und Soladino (TI) sowie auf dem Bettlachstock (SO) werden in die Welterbeliste aufgenommen. Das hat das Welterbekomitee der UNESCO am 28. Juli 2021 entschieden. Sie ergänzen eine transnationale serielle Welterbestätte aus Buchenurwäldern und alten Buchenwäldern in 18 europäischen Ländern. «Diese Aufnahme ist eine internationale Anerkennung des Engagements der Schweiz für die Erhaltung der Biodiversität und besonders für die Waldreservate», hält Katrin Schneeberger, Direktorin des Bundesamtes für Umwelt (BAFU), fest.
Wie die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) auf Twitter mitteilte, wurde das transnationale Naturerbe der alten Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas um mehrere Wälder erweitert. Neben der Schweiz stehen diese in Bosnien-Herzegowina, Tschechien, Frankreich, Italien, Montenegro, Nordmazedonien, Polen, Serbien und der Slowakei. Insgesamt erstreckt sich das als Weltnaturerbe bezeichnete Gebiet ungestörter Buchenbestände neu über 94 Wälder in 18 Ländern.
«Diese Aufnahme ist eine internationale Anerkennung des Engagements der Schweiz für die Erhaltung der Waldreservate.»
Katrin Schneeberger, Direktorin des Bundesamtes für Umwelt (BAFU)
Der Solothurner Bettlachstock ist seit 35 Jahren ein kantonales Naturreservat, in dem die natürliche Entwicklung weitgehend unbeeinträchtigt abläuft. Die ältesten Bäume sind mehr als 200 Jahre alt. Im Tessin befinden sich die betreffenden Buchenwälder in Seitenarmen des Maggiatals.
Ungestörter, komplexer Wald
Das erweiterte Gebiet sei ein herausragendes Beispiel für relativ ungestörte («undisturbed»), komplexe Wälder der gemässigten Zonen und zeige ein breites Spektrum umfassender ökologischer Muster und Prozesse in reinen und gemischten Beständen der europäischen Buche unter einer Vielzahl von Umweltbedingungen, hiess es in der Begründung der Uno-Organisation mit ihren derzeit 193 Mitgliedsstaaten.
Die Welterbeliste ist ein Instrument der UNESCO-Konvention zum Schutz des Kultur‑ und Naturerbes der Welt (Welterbekonvention). Sie enthält die Objekte, deren aussergewöhnlicher universeller Wert durch das Welterbekomitee anerkannt wurde. In der Schweiz sind dreizehn Objekte in der Welterbeliste verzeichnet, vier davon als Naturerbestätten: Alte Buchenwälder in den Kantonen Tessin und Solothurn, die Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch, der Monte San Giorgio und die Tektonikarena Sardona. Die anderen sind Kulturerbestätten.
Über die Aufnahme der Schweizer Wälder entschied das Welterbekomitee der Unesco anlässlich einer zweiwöchigen Sitzung in der chinesischen Stadt Fuzhou. Ihm gehören 108 Mitglieder aus insgesamt 20 Ländern an. Sie beraten über die Auszeichnung bedeutender Kultur- und Naturstätten in der Welt. Insgesamt standen rund 40 Nominierungen zur Entscheidung über eine Aufnahme in die Welterbeliste an.
Die Solothurner und Tessiner Buchenwälder sind die vierte Unesco-Weltnaturerbestätte in der Schweiz. Bereits dazu gehörte die Region Jungfrau-Aletsch in den Alpen, die Tektonikarena Sardona in St. Gallen, Glarus und Graubünden sowie die Versteinerungen am Monte San Giorgio im Tessin. (sda/htr/bbe)