Anfang Juni eröffnet das neue Wohnkonzept «Ariv» im ehemaligen Business-Hotel Stücki in Basel-Kleinhüningen. Das Konzept steht für schnell und flexibel verfügbare Unterkünfte mit der Privatsphäre einer eigenen Wohnung, den Annehmlichkeiten eines Hotels, gepaart mit der sozialen Komponente einer Wohngemeinschaft.
Eva White, noch dauert es rund zwei Monate bis zur offiziellen Eröffnung am 1. Juni. Wie laufen die Vorbereitungen?
Grundsätzlich sehr gut. Momentan sind wir etwas in einer hektischen Phase. Die meisten Umbauarbeiten sind abgeschlossen, nun geht es an die Feinarbeit. Möbel und Inventar wurden kürzlich angeliefert. Demnächst testen wir alle Systeme, definieren die Abläufe und schulen die Mitarbeitenden.
«Ariv» richtet sich an eine internationale, zahlkräftige Klientel. Warum braucht Basel ein solches Angebot?
Co-Living gibt es in Metropolen wie Berlin oder London schon länger. In der Schweiz hat sich das Konzept hingegen noch nicht etabliert. Die Zürcher Firma Aquilas, die «Ariv» entwickelt hat, eruierte für den hiesigen Markt jedoch ein grosses Potenzial. Einerseits haben wir einen schwierigen Wohnungsmarkt mit hohen Preisen. Andererseits ist die Schweiz ein interessanter Standort, der viele internationale Arbeitskräfte anzieht – sowohl für projektbasierte Einsätze als auch für längere Aufenthalte. «Ariv» bietet da eine flexible, attraktive Lösung. Dies alles ohne Zutrittsbarrieren, ohne Wartezeiten und ohne Kündigungsfristen. Ein Klick genügt, und der Gast hat eine Unterkunft.
Der Community-Gedanke nimmt in diesem neuen Konzept ebenfalls einen grossen Stellenwert ein?
Ja, genau. Dementsprechend lautet unser USP: Unterkunft plus Community. Denn durch die grosse Mobilität steht unser internationales Zielpublikum immer wieder vor der Herausforderung, sich in einer neuen Stadt orientieren zu müssen und neue soziale Kontakte knüpfen zu wollen. Da schaffen wir bei uns im «Ariv» gute Bedingungen.
Für weitere Standorte ziehen wir die Städte Zürich, Zug, Lausanne und Genf in Betracht.
Nennen Sie ein paar Beispiele ...
Wir veranstalten jeden Donnerstag einen Afterwork-Abend sowie regelmässige Kochabende in unserer Community-Kitchen und bieten Yogastunden und Jogging-Gruppen an. Zudem organisieren wir Stadtführungen und Wandertouren am Wochenende. Für die Durchführung dieser Aktivitäten ist unsere Community-Managerin zuständig, die davor in Berlin in einer ähnlichen Funktion tätig war. Darüber hinaus arbeiten wir mit lokalen Partnern zusammen, um weitere Angebote zu schaffen. Zudem können wir uns vorstellen, unsere Co-Living-Räumlichkeiten lokalen Partnern für Events zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug erhoffen wir uns, dass unsere Gäste an diesen Anlässen teilnehmen können.
Wie halten sich die Anteile Hotel und Wohnung die Waage?
Es steckt viel Hotel in «Ariv». Die Grundausstattung ist ein Hotelzimmer mit Bett, Badezimmer und Hoteldienstleistungen wie Reinigungs-, Handtücher- und Bettwäscheservice. Zudem sind alle Zimmer mit einer Küche ausgestattet – damit orientieren wir uns stark am Wohnen. Ein weiteres Merkmal, das «Ariv» von einem regulären Hotel unterscheidet, ist der Stauraum in den Zimmern. So befinden sich die meisten Betten auf einem Podest, was viel Platz unter dem Bett schafft. Ausserhalb des Zimmers bieten wir grosszügige «Wohnflächen» wie zum Beispiel eine Community Kitchen und einen Co-Working-Bereich, den man in den meisten Hostels vergebens suchen würde.
Führt «Ariv» verschiedene Kategorien im Angebot?
Wir bieten modulare Studio- und Ein-Zimmer-Apartments. Da es sich beim Standort Basel um eine Hotelumnutzung handelt, haben wir verschiedene Zimmergrössen im Angebot, welche wir mehrheitlich aus dem alten Bestand übernommen haben. Die Bandbreite reicht von 24 bis 60 Quadratmeter.
Und in welchem Rahmen sind die Preise angesiedelt?
Je nach Grösse der Unterkunft bewegen sich die monatlichen Kosten zwischen 2200 und 4000 Franken. Die bereits erwähnte Ausstattung der Zimmer und der Gemeinschaftsflächen sowie die beschriebenen Dienstleistungen inklusive des Community-Angebots sind im Preis inklusive.
Viel Erfahrung in Immobilienentwicklung
Eva White ist seit 1. Februar 2022 CEO von Ariv Coliving. Davor war die 36-Jährige während der letzten zehn Jahre unter anderem für die Hotelketten Ennismore (Hoxton) und Meininger Hotels in der Expansion tätig. Die Luzernerin absolvierte die Hotelfachschule Lausanne. Sie ist verheiratet und lebt in Luzern.
Mit wie langen Gästeaufenthalten rechnen Sie?
Wir hoffen, dass die meisten Gäste zwischen zwei und sechs Monate bleiben werden. Zum einen rechnen wir mit Gästen, die für ein zeitlich begrenztes Projekt in Basel sind. Zum anderen gehen wir auch davon aus, dass unser Angebot ein guter Einstieg ist für Expats, die länger in der Schweiz leben und arbeiten wollen.
Wie grenzt sich «Ariv» von bestehenden Konzepten wie Stay Kooook der SV Group oder von Tomo Domo Coliving ab?
Unser Konzept konzentriert sich, wie der Name bereits suggeriert, auf die Thematik des Ankommens. Ein Wechsel des Aufenthaltsorts, und sei er auch nur temporär, ist mit vielen Wünschen und Erwartungen, aber auch mit Sorgen und Ängsten verbunden. Bei «Ariv» ist alles darauf ausgerichtet, den Start an einem neuen Ort so reibungslos wie möglich zu gestalten und einen Rahmen zu bieten, in dem unsere Gäste direkt damit beginnen können, positive Erfahrungen zu sammeln. Somit erleichtern wir unseren Gästen den Einstieg am neuen Ort.
Sind weitere Standorte geplant?
Es gibt schon relativ konkrete Pläne für ein nächstes Projekt, die zurzeit jedoch noch nicht spruchreif sind. Für weitere Standorte ziehen wir die Städte Zürich, Zug, Lausanne und Genf in Betracht – Städte, die für unser internationales Zielpublikum interessant sind. Wir rechnen damit, dass wir in den nächsten fünf Jahren bis zu fünf zusätzliche Co-Living-Häuser umgesetzt haben werden. Was darüber hinausgeht, ist noch Zukunftsmusik. Weitere Standorte im Ausland könnten in einem weiteren Schritt dazukommen.
Werden Co-Living-Projekte die Schweizer Hotellandschaft verändern?
Ja und nein. Denn die beiden Angebote stehen ja nicht in direktem Wettbewerb zueinander. Es gibt sicherlich kleine Überschneidungen. Aber grundsätzlich konkurrenzieren sie sich nicht. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass einige Anbieter auf einen Mix zwischen Co-Living und Hotelbetrieb setzen und so zwei Segmente abdecken können.
Ende April startet die Soft-Opening-Phase. Wie stark werden Sie in den nächsten Monaten operativ eingebunden sein?
Die ersten sechs Monate werde ich relativ viel vor Ort und operativ tätig sein. Vorerst geht es darum, den Standort Basel zu etablieren. Mittelfristig liegt mein Fokus auf der Expansion der Marke Ariv.