Bibbernde Zugreisende
Im Mai des Jahres 1902 sah sich ein Zugreisender veranlasst, sich bei den Bundesbahnen zu beschweren. Er habe auf seiner Reise von Baden nach Basel bitterlich gefroren. Die Antwort der Bahngesellschaft wurde damals in der Schweizer Hotel-Revue, wie die Zeitung 1902 hiess, zitiert: «Unter Bezugnahme auf Ihren Eintrag in das Beschwerdebuch des Bahnhofes Basel vom 19. Mai pto., betreffend Nichtbeheizung des Zuges 96 [...] beehren wir uns, Ihnen mitzuteilen, dass gemäss bundesrätlicher Verordnung vom 30. Januar 1891 die Personenwagen der Eisenbahnen dann zu beheizen sind, wenn die äussere Temperatur unter 5° Celsius sinkt. Am 19. Mai betrug aber die äussere Temperatur abends 6 Uhr noch 10° Celsius.» Na, bitte schön: Damals wussten die SBB bestens, wie sich Energie sparen lässt.
Butter aus der Parfümerie
Dass Butter aromatisiert wird, ist auch heute an sich nichts Aussergewöhnliches. Was wäre zum Beispiel das Entrecote ohne hausgemachte Kräuterbutter? Doch was 1902 bei den «oberen Zehntausend in London» angesagt war, scheint aus heutiger Sicht doch eher von fragwürdigem Geschmack zu zeugen. Blumig parfümierte Butter auf dem Frühstückstisch war damals der letzte Schrei. «Die Milchwirtschaften, in denen dieses Produkt hergestellt wird, duften wie ein Blumenladen oder das Laboratorium eines Kosmetikers», schrieb die Hotel-Revue, die von dieser «Modetorheit» nicht unbedingt angetan war. Trotzdem liess sie es sich nicht nehmen, das Rezept für Rosenbutter zum Nachmachen zu veröffentlichen: «Die Butter [...] wird in dünnen Muslin eingeschlagen und in einen mit Rosenblättern gefüllten irdenen Topf gelegt. Die Blätter müssen die Butter vollständig bedecken. Hierauf setzt man das Gefäss in den Eiskasten, lässt es dort zehn Stunden stehen.» Fertig ist die dufte Sache.
Kraftprotze am Putzen
Um die Jahrhundertwende hielt ein Apparat im Hotel Einzug, der das Housekeeping revolutionierte: der «transportable Entstaubungsapparat», wie die Zeitung das Gerät nannte. Damit liessen sich Teppiche und Böden gleichermassen reinigen wie Möbel und Vorhänge. Der Staub werde durch Luftdruck aufgesogen und in Blechgefässe gefasst, von wo aus er bequem abgeführt werden könne, hiess es. «Der Apparat ist in Verbindung mit einem Elektromotor gebracht, der an die elektrische Hausleitung angeschlossen werden kann [...] und geeignete, bewegliche Spiralschläuche ermöglichen das Vordringen in den hintersten Winkel.» Diese «treffliche Konstruktion» hatte allerdings einen kleinen Haken, oder besser: einen gewichtigen Haken. Der transportable Apparat wog satte 100 Kilo. Wer arbeitete damals im Housekeeping? Arnold Schwarzenegger?
[DOSSIER]