Als Bern 1848 zur Bundesstadt wurde, musste die Stadt den eidgenössischen Räten und der Bundesverwaltung die geeigneten Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. So entstand am Rand der Altstadt das Bundeshaus.

Wo sich früher das Inselspital befand, wurde Ende des 19. Jahrhunderts das Bundeshaus West hochgezogen. Daneben standen die alte Münzstätte und das Haus, in dem der Berner Gelehrte Albrecht von Haller wohnte. Dieses Terrain erwarb im Jahr 1864 der Berner Wirt Friedrich Osswald.

Bei Osswald im «Falken» wohnten nämlich schon damals vornehme Gäste der Schweizer Regierung. Von einem Hotel an dieser Stelle mit Sicht auf Stadt und Berge versprach sich der gebürtige Deutsche Mehreinnahmen durch den aufkommenden Tourismus. Er nannte denn auch die neue Herberge nach der herausragenden Aussicht  «Bellevue».

1912/13 wich dieser Vorgängerbau einem neuen Gebäude, dem «Bellevue Palace» in heutiger Gestalt. Die Einweihung fand am 27. November 1913 statt, wie einer im Internet publizierten Geschichte des Berner 5-Sterne-Superior-Hotels zu entnehmen ist.

Im Ersten Weltkrieg machte das Militär mit General Ulrich Wille das Hotel vier Jahre lang zum Hauptquartier. Während des Zweiten Weltkriegs trafen sich auf der einen Seite des Restaurants «La Terrasse» die Gäste aus den Achsenstaaten, auf der anderen Seite Vertreter der Alliierten.

Die Bar wurde zum Treffpunkt von Politikern, Diplomaten und Journalisten. Das verschaffte ihr einen speziellen Ruf.

Ein Geschenk der Nationalbank
Den Zweiten Weltkrieg überstand das «Bellevue» gut, geriet aber durch Weltwirtschaftskrisen und schwindende Übernachtungszahlen ins Trudeln. 1976 erwarb die Schweizer Nationalbank die Aktienmehrheit und schenkte im Jahr 1994 das Hotel dem Bund. 99,7 Prozent der Aktien sind heute im Besitz der Eidgenossenschaft.

Nach mehreren Renovationen und Erneuerungen beherbergt das «Bellevue» heute jährlich über 40'000 Gäste und begrüsst mehr als 800'000 Besucher in Restaurants und Festsälen. Geführt wird es von der Victoria-Jungfrau Collection(VJC) AG, einer Kette von Luxushotels in der Schweiz.

«Bellevue»-Direktor Urs Bührer ist ein Angestellter der VJC. Er sagt, zu 65 bis 70 Prozent sei das «Bellevue» heute ein Geschäftshotel. Der Tourismus macht etwa zehn Prozent aus, der übrige Umsatz geht auf Kongresse zurück. Etwa 45 Prozent der Gäste sind Schweizer. Aus 17 Nationen stammen die rund 200 Angestellten im «Bellevue», davon sind 140 fest angestellt.

Kleine Ausstellung in Lobby
Zum Jubiläum zeigt das «Bellevue» derzeit in der Empfangshalle Erinnerungsstücke aus seiner reichhaltigen Geschichte. Wer eintritt, findet auf Tischchen gerahmte Gästebucheinträge von Persönlichkeiten wie Charlie Chaplin und dem Komponisten Franz Lehar sowie Fotos zahlreicher berühmter Gäste.

So haben etwa schon Staatsoberhäupter wie Queen Elisabeth II., Michail Gorbatschow und Fidel Castro im klassizistischen Gebäude logiert.

Ende Juni findet die Vernissage eines Jubiläumsbuchs der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte zum Berner «Bellevue» statt.

Wettbewerb für Ehemalige
Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums organisiert das «Bellevue Palace» in Zusammenarbeit mit der htr hotel revue einen ganz speziellen Wettbewerb. Ehemalige Mitarbeitende sind eingeladen, ihre Erinnerungen an frühere Zeiten im «Bellevue» in Form von Fotos, Anekdoten oder originellen Kurzgeschichten bis spätestens 1. Mai 2013 einzureichen.(npa/sda)

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