In der Schweiz sind mittlerweile an die 200 000 Elektroautos unterwegs. Die allermeisten Besitzerinnen und Besitzer der Stromer werden es gleich handhaben wie ich. Sie übernachten nur in Hotels mit Lademöglichkeit. Denn nichts ist mühsamer und umständlicher, als die Heimreise mit einem leeren Akku anzutreten. Das Angebot an Ladestationen in Schweizer Hotels wächst, das ist erfreulich. Die gemachten Erfahrungen sind leider noch nicht durchs Band weg positiv. Noch zu oft sind vorhandene Lademöglichkeiten nicht zugänglich und reservierbar.

Ich bin ein Vielreiser und investiere gerne und viel Zeit in die Suche nach der für mich geeigneten Bleibe. Die Entscheidung für oder gegen ein Hotel treffe ich aufgrund einiger weniger Suchkriterien im Filter, des durch Bilder und Bauchgefühl entstandenen Eindrucks und manchmal auch nach dem aktuellen Angebot auf der Menükarte im Hotelrestaurant. Beim Thema Laden bin ich unkapriziös. Auf die Abrechnungsart lege ich keinen Wert, und ich vergleiche auch nie den Kilowattstundenpreis mit anderen Hotels. Für mich zählt nur eines: Ich will mein Auto über Nacht laden können.

Für mich zählt nur eines: Ich will mein Auto über Nacht laden können.

Leider kommt es vor, dass Hotels Lademöglichkeiten anbieten, ich aber trotzdem nicht laden kann. Zum einen ist da die Sache mit den nicht reservierbaren Ladestationen. «Ja, wir haben eine Ladestation. Nein, Sie können nicht reservieren. Wir organisieren dann eine Lösung, wenn Sie vor Ort sind.» Eine nicht reservierbare Ladestation ist für mich wie ein vorhandenes, aber nicht buchbares Bett. Ist die Ladestation vor Ort nicht verfügbar, ist der Grund oftmals, dass ein herkömmliches Verbrennungsfahrzeug davorsteht. Mir ist bewusst, dass die Platzsituation in fast allen Beherbergungsstätten ein Problem darstellt. Und in den Freiwahlparkplatzkonzepten sind Ladestationen ein Fremdkörper. Aber ein versperrter Zugang zum eigentlich verfügbaren Ladekabel, mitunter auch von Hotelangestellten selbst, macht keine Lust auf eine erneute Buchung. Das Prinzip «Wir informieren Sie gerne, wenn der Platz frei ist» funktionierte nur in einem einzigen Fall. Und genau dann war der Zeitpunkt für mich natürlich ungünstig.

Wenn es klappt mit dem Ladeplatz, kann ich mit unkomplizierten Abrechnungsverfahren bestens leben. Der Mehrpreis ist für mich selbstverständlich, ein pauschaler Zuschlag für einen Parkplatz mit Lademöglichkeit kein Problem. Ebenfalls brauche ich keine hohe Ladeleistung, mit 11 kW erhalte ich genügend Saft. Eine Übernachtung mit erfolgreicher Ladung ist immer noch keine Selbstverständlichkeit. Das zunehmende Angebot und auch das wachsende Verständnis für die Bedürfnisse der Elektroautofahrerinnen und -fahrer stimmen mich aber zuversichtlich.

Krispin Romang ist Direktor von Swiss eMobility.

Über Swiss eMobility.
Der Verband Swiss eMobility wurde 2012 gegründet. Er unterstützt die Schaffung der politischen und institutionellen Grundlagen für die Entwicklung der Elektromobilität in der Schweiz. Swiss eMobility steht grundsätzlich allen interessierten Einzelpersonen, Unternehmen und Institutionen offen, die sich für die Marktentwicklung der Elektromobilität in der Schweiz einsetzen.