Die Hotelbranche blickt verhalten optimistisch auf das Jahr 2025. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten, hoher Sparquoten und steigender Kosten gibt es positive Signale: Experten erwarten ab Sommer eine Marktbelebung und mehr Hotel-Transaktionen. Besonders strategische Partnerschaften, ESG-Kriterien und Serviced Apartments stehen im Fokus.

Wie entwickelt sich der Hotelmarkt 2025 in Europa? Dieser Frage widmen sich Branchenexperten in der Paneldiskussion bei «Mrp Hotels Quarterly».

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Wirtschaftliche Unsicherheiten beeinflussen Prognosen
Die Konjunkturlage in Europa bleibt angespannt. Während die US-Wirtschaft weiter wächst, ist die Entwicklung in Deutschland und Österreich verhalten. Höhere Sparquoten und wirtschaftspolitische Unsicherheiten – etwa mögliche Handelsbarrieren durch eine neue US-Regierung – dämpfen die Konsumfreude.

Dennoch könnten Zinssenkungen im Euroraum ab Sommer die Finanzierungsbedingungen etwas entspannen. Matthias Reith, Senior Ökonom bei Raiffeisen Research, erwartet, dass die Leitzinsen in der Eurozone bis Mitte des Jahres um bis zu 100 Basispunkte gesenkt werden könnten.

Tourismus erholt sich weiter
Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen zeigt sich der globale Tourismus resilient. Laut Martin Schaffer, Managing Partner bei Mrp Hotels, übertrafen die Ankünfte in Europa 2024 erstmals wieder das Niveau von 2019 – insbesondere durch starkes Wachstum in Südeuropa. Auch Städtereisen und Kurztrips verzeichnen eine stabile Nachfrage.

Mega-Events bleiben ein zentraler Treiber für den Städtetourismus, wie Rom dieses Jahr im Zuge des Heiligen Jahres zeigt.

Serviced Apartments als Wachstumssegment
Serviced Apartments gewinnen weiter an Bedeutung. Josef Vollmayr, Co-Founder und Co-CEO von Limehome, betont, dass flexible Nutzungskonzepte entscheidende Antworten auf steigende Immobilien- und Betriebskosten liefern. Während die Übernachtungsraten in Deutschland seit 2019 um 15 Prozent gestiegen sind, sind die Kosten in manchen Bereichen um bis zu 40 Prozent gewachsen.

«Um langfristig profitabel zu bleiben, müssen neue Wege gegangen werden. Technologische Lösungen und flexible Apartment-Produkte bieten hier grosse Chancen», so Vollmayr. Dennoch sind viele konventionelle Hotelbetreiber bei diesem Modell noch zurückhaltend, während Banken und Investoren sich zunehmend mit dem Konzept auseinandersetzen.

ESG-Kriterien als Voraussetzung für Finanzierungen
Nachhaltigkeit ist ein zentraler Werttreiber in der Branche. ESG-Kriterien sind mittlerweile eine Grundvoraussetzung für Finanzierungen, wie Martin Loibl, Director bei der Deutschen Pfandbriefbank, erklärt: «Ohne Einhaltung dieser Standards ist eine Finanzierung kaum noch möglich».

Allerdings bleibe abzuwarten, ob ESG-Kriterien in einem sich wandelnden politischen Umfeld – insbesondere unter einer möglichen neuen US-Regierung – weiterhin die gleiche Bedeutung haben werden.

Investitionen: Mehr Transaktionen ab Sommer erwartet
Die Kombination aus hohen Zinsen und unsicheren Zukunftsaussichten erschwert weiterhin Hotelinvestitionen. Dennoch gibt es Chancen, speziell in Südeuropa und bei Lifestyle- & Leisure-Hotels in Top-Destinationen.

Laut Gebhard Schachermayer, Managing Partner bei JPI Hospitality Advisory, wird das Transaktionsvolumen in der zweiten Jahreshälfte zunehmen: «Einige Eigentümer werden verkaufen müssen, da ihnen schlichtweg das Kapital ausgeht». Zudem haben Bewertungshäuser ihre Preise bereits um 10 bis 20 Prozent nach unten korrigiert, was den Markt beleben könnte.

Auch B&B Hotels setzt auf Wachstum und plant, die Präsenz in der DACH-Region von 224 auf über 400 Hotels auszubauen. Besonders B-Standorte würden noch unerschlossene Potenziale bieten.

Fazit: Wachstum trotz Herausforderungen
Die Hotelbranche steht weiterhin vor wirtschaftlichen Herausforderungen, doch die Erholung des Tourismus, die zunehmende Bedeutung strategischer Partnerschaften und innovative Finanzierungsmodelle könnten dieses Jahr für eine Marktbelebung sorgen. Während Effizienzsteigerungen und ESG-Kriterien zunehmend den Markt bestimmen, bleibt die Frage offen, ob die Talsohle in der Branche nun endgültig durchschritten ist. (mm)