Die Ausbreitung des Coronavirus setzt der Schweizer Hotelbranche zu. Eine aktuelle Befragung von HotellerieSuisse hat ergeben, dass die Hoteliers rund 45 Prozent der Buchungen für die Monate März und April stornieren müssen. Über 90 Prozent der Befragten erleben einen signifikanten Rückgang bei Neubuchungen. Die Hälfte der Befragten rechnet deshalb mit Liquiditätsengpässen bis Ende April.
Tourismusverbände stehen geschlossen zusammen
Gemäss Satellitenkonto 2018 erzielt der Tourismus mit einer Nachfrage von 47 Mrd. Franken eine direkte Bruttowertschöpfung von über 19 Mrd. Franken – was einem Anteil von 2,9 Prozent an der gesamtwirtschaftlichen direkten Bruttowertschöpfung der Schweiz entspricht.
Geschlossen hinter den Sofortforderungen an den Bund stehen folgende Tourismusverbände: HotellerieSuisse, GastroSuisse, Parahotellerie Schweiz, Seilbahnen Schweiz, Schweizer Tourismus-Verband, Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren, Verband öffentlicher Verkehr, Swiss Snowsports, Veband der Schweizer Tourismusmanager, Verband Schweizerischer Schifffahrtsunternehmen.
Auch Swiss Snowsports, mit seinen 152 Schweizer Skischulen, rechnet mit einem massiven Umsatzrückgang.
Deshalb fordert die Schweizer Tourismusbranche den Bundesrat und die Kantone mit Nachdruck auf, schnell, gezielt, mutig und entschlossen Massnahmen zur Überbrückung der Engpässe schnellstmöglich einzuleiten. Darunter fallen würden proaktive und grosszügige Amortisationssistierungen und Zahlungsaufschübe bei fälligen Bundesabgaben wie der MWST, heisst es in einem gemeinsamen Communiqué der Branchenverbände.
Geschlossen fordern sie ausserdem, dass Massnahmen zum Erhalt zinsloser Darlehen schnell und unbürokratisch umgesetzt werden. Die Bestimmungen müssten schweizweit greifen und für alle betroffenen Unternehmen in allen Regionen möglich sein. In dieser Situation müssten auch eine regionalspezifische Diskriminierung unterbunden werden. Das bedeutet auch, dass Regelungen der Förderperimeter der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) zumindest für die kommenden Monate ausser Kraft gesetzt werden müssen.
Kurzarbeit massiv erleichtern
Weitere Massnahmen verlangen die Verbände vom Bundesrat in Bezug auf Kurzarbeit. So müsse diese kurzfristig administrativ vereinfacht und die Voraussetzungen für einen Bezug erleichtert werden. Zwar begrüsse die Branche die am Mittwoch kommunizierte Verkürzung der Anmeldefrist, dennoch brauche es konkret eine Reduktion der Karenztage von 3 auf einen Tag. Ausserdem müsse die Definition der Anspruchsberechtigten erweitert werden.
Gerade das Gastgewerbe ist KMU geprägt, weshalb die Branche verlangt, dass Eheleute als Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden dürfen. Während der Kurzarbeit sollen die Kantone zudem Weiterbildungen grundsätzlich kulant bewilligen. Aufgrund der Liquiditätsengpässe sind zudem die Kurzarbeitsentschädigungen sehr rasch auszuzahlen.
Die Tourismusverbände fordern zudem eine Vereinfachung bei Grenzgängern. Dafür sollte die gesetzliche Regelung vorläufig ausser Kraft gesetzt werden, so dass Mitarbeitende mit Grenzgängerbewilligungen zwingend mindestens einmal wöchentlich in die Risikogebiete zurückkehren müssen.
Die neusten Entwicklungen in der Branche
Schweiz Tourismus und HotellerieSuisse informieren laufend über die neusten Vorkehrungen und Massnahmen in der Tourismusbranche:
Updates Schweiz Tourismus
Updates HotellerieSuisse
Mittelfristig ist die Nachfrageförderung zu gewährleisten
Für den Schweizer Tourismus besonders wichtig wird mittelfristig die gezielte Nachfrageförderung zur Rückgewinnung der Märkte sein. In der Umfrage von HotellerieSuisse geben 91 Prozent Befragten an, Stornierungen und Rückgänge von Neubuchungen zu verzeichnen – vor allem aus der EU und der Schweiz. Auch die asiatischen und amerikanischen Märkte sind stark betroffen.
Es brauche deshalb umfassende Massnahmen zur Nachfrageförderung. Je nachdem, wie sich die Situation weiterentwickelt, müsse der Bund dafür mehr Mittel vorsehen, schreiben die Verbände. (htr)