Das Schweizer Gastgewerbe sei gefordert, jeden Tag das Beste zu geben. Es gelte, die Gäste mit Leistung und Qualität zu überzeugen und mit unverwechselbarer Einzigartigkeit zu begeistern, sagte Beat Imhof, Gastrosuisse-Präsident, in seiner Ansprache anlässlich der Verleihung der Icomos-Preise «Historisches Hotel des Jahres 2025» und «Historisches Restaurant des Jahres 2025» ans Hotel Restaurant Kreuz in Herzogenbuchsee respektive ans St. Galler Restaurant Baratella.
«Historische Hotels und Restaurants haben einen speziellen Charme, eine Unverwechselbarkeit – sie sind einzigartig. Sie lassen mit viel Liebe für Details und Echtheit das Gefühl vergangener Zeiten wieder aufleben.»
Zur Preisverleihung am 18. November in Herzogenbuchsee treffen sich im Beisein der Preisträger das Co-Präsidium der Jury, Kerstin Camenisch und René Koelliker, sowie Vertreterinnen und Vertreter von HotellerieSuisse, Gastrosuisse und Schweiz Tourismus.
Ein Hotel mit bewegter Geschichte
Mit der Auszeichnung «Historisches Hotel des Jahres 2025» würdigt Icomos Suisse die umfassenden und fachgerechten Anstrengungen, die in die Restaurierung und die Instandhaltung dieses ehrwürdigen Betriebs eingeflossen sind. Der 1787 als Gasthof errichtete Betrieb schaut auf eine erfolgreiche, aber auch bewegte Geschichte zurück. Der Frauenverein ersteigerte 1890 den Gasthof, der 1891 als erstes alkoholfreies Gemeindehaus der Schweiz eröffnet wurde und sich zu einem sozialen und kulturellen Zentrum entwickelte.
2010 führte die Schliessung zum grossen Engagement der Bevölkerung, das Gebäude wiederzubeleben. 2013 lehnte die Gemeinde eine teure Sanierung ab, unterstützte jedoch später den Verkauf und das Konzept des Projektteams Kreuz. Die Renovierungen ab 2016 bewahrten historische Elemente wie das Dach, gleichzeitig wurde der grosszügige Dachboden mit seiner beeindruckenden Holzstruktur restauriert und erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Dieser Preis ist eine grosse Wertschätzung und eine unglaubliche Motivation.
Michael Schärer, Co-Geschäftsführer Hotel Kreuz, Herzogenbuchsee
Die Restaurierung in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege hat das Gebäude auf den Komfortstandard des 21. Jahrhunderts gebracht. Das Interieur verbindet historische Details mit lokal hergestellten Möbeln. Die Geschichte des Gasthofs ist überall im Betrieb erlebbar – von den Zimmern, die nach historischen Persönlichkeiten benannt sind, bis zu den Gemälden in den Hausgängen.
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«Kronenhalle der Ostschweiz»
Das Restaurant Baratella am Unteren Graben in St. Gallen ist seit Jahrzehnten eine Institution und wird oft als «Kronenhalle der Ostschweiz» bezeichnet. Der junge italienische Einwanderer Salvatore Baratella kam 1905 nach St. Gallen. Er integrierte sich schnell und konnte eine klassische Schweizer Bierkneipe zu einem kulinarischen Tempel der italienischen Küche ausbauen, der bis heute seinen Namen trägt.
Der Umbau in den 1930er-Jahren ist bis heute prägend für den historischen Look. Der Speisesaal ist mit lindgrün gestrichenem Holztäfer, weiss gedeckten Tischen und klassischen Thonet-Stühlen ausgestattet. Dazu gibt es gut integrierte Einsprengsel wie modern gestaltete Eckbänke oder eine Buffetvitrine aus den 30er-Jahren.
Das historische Ambiente, eine gewisse Ehrfurcht, Respekt dem Team und den Gästen gegenüber und derstetige Drang zur Verbesserung erfüllen mich täglich von Neuem.
Franco Marchesoni, Besitzer Restaurant Baratella, St. Gallen
Die Familie Baratella übergab 1963 das Zepter an den Koch des Hauses, Benjamino Marchesoni, und dieser wiederum an seinen Sohn Franco, der die Tradition im Restaurant in jeglicher Hinsicht weiterführt. Die Speisekarte ist auch 100 Jahre später traditionsgemäss italienisch mit gleichbleibendem Angebot. Die Rezepturen wurden über Generationen hinweg übernommen. Das Restaurant Baratella pflegt auch die Kunst – an den Wänden, aber auch auf der Menükarte, die alle zwei Jahre von einem ausgewählten Künstler gestaltet und aufwendig gedruckt wird.
Keine Auszeichnung zum 30-Jahr-Jubiläum
Die Auszeichnungen «Historisches Hotel des Jahres» und «Historisches Restaurant des Jahres» basieren auf der Zusammenarbeit von Denkmalpflege, Gastgewerbe und Tourismus und werden von den Branchenverbänden Gastrosuisse und HotellerieSuisse sowie von Schweiz Tourismus, Icomos Suisse und der Schweizer Landesgruppe des Internationalen Rats für Denkmalpflege verliehen.
Eine Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten aus den Bereichen Denkmalpflege, Architektur, Geschichte, Hotellerie und Restauration, kürt die Preisträger auf der Grundlage der eingereichten Bewerbungen und nach Besuchen vor Ort.
Im November 2025 würde die Icomos-Jury die Auszeichnungen zum 30. Mal verleihen. Die Jury nimmt das Jubiläum zum Anlass, die Wirkung des Preises und dessen zukünftige Ausrichtung vertiefter zu evaluieren, und führt deshalb keine Ausschreibung durch. Das Ergebnis dieses Prozesses wird nach heutigem Kenntnisstand im November 2025 kommuniziert. (mm/nde)