Die Teuerung ist zurück. In der Eurozone und in den USA lag die Inflationsrate im April bei über 7,4 respektive 8,5 Prozent. Auch hierzulande stieg sie auf 2,4 Prozent. Das ist im internationalen Vergleich zwar wenig, aber zu viel, um sich keine Gedanken machen zu müssen.
Viele Führungspersonen in unserer Branche mussten sich bis heute tatsächlich noch gar nie mit der Frage auseinandersetzen, was es für sie bedeutet, wenn Preise grundsätzlich und schneller als üblich steigen, es also zu einer Teuerung oder eben Inflation kommt.
Der Zeitpunkt zu reagieren ist jetzt.
Tatsächlich war die Teuerung über die letzten Jahrzehnte fast immer so tief, dass sie keine unmittelbare Reaktion nötig machte. Doch das wirtschaftliche Umfeld hat sich verändert. Getrieben von steigenden Energiepreisen im Zuge der Ukraine-Krise, Lieferengpässen nach Corona und als Folge einer über Jahre lockeren Geldpolitik steigen die Preise nun überall: von den Heizkosten über die Wäscherei bis zum Verbrauchsmaterial wie WC-Papier.
Sind die Basispreise nicht angepasst, werden die steigenden Kosten auch im Revenue Management nicht berücksichtigt. Erschwerend kommt hinzu, dass wir die steigenden Preise auch nicht über eine Mengenausweitung werden auffangen können – einheimische Gäste reisen wieder vermehrt ins Ausland, und für europäische Gäste wird das Angebot wegen des starken Frankens vergleichsweise teurer.
Wer folglich die Teuerung nicht einpreist, wird das mit einer tieferen Rendite bezahlen, was sich viele in unserer Branche kaum leisten können. Der Zeitpunkt zu reagieren ist jetzt, denn wenn wir erst nach dem Jahresabschluss 2022 reagieren, wird es bereits zu spät sein.
Roland Furrer ist Direktor Hotel an der Aare, Solothurn, und Vorstand Hotellerie Bern+ Mittelland