Die Spitzenbetriebe der SchweizerLuxushotellerie schlossen dasGeschäftsjahr 2017 mit einemsatten Plus ab: Bei den 42 Swiss-Deluxe-Hotelskletterte die Zahlder Logiernächte um 10 Prozentnach oben und damit doppelt sostark wie im Gesamtmarkt derSchweizer Hotellerie. Mit einemPlus von 7,25 Prozent hielt derUmsatz nicht ganz Schritt.

Jan E.Brucker, Präsident der 5-Sterne-Superior-Hotelgruppe,hofft aber,dass nach den markanten Rückgängenbei den Zimmerraten inden letzten Jahren die Talsohlenun erreicht ist, wie er in einem Exklusiv-Interview mit der htr hotel revue sagt.

Wichtiger Treiberfür den Aufwärtstrend ist dieGastronomie, die mit frischenKonzepten neue Gästebedürfnisseerfüllt und so Schweizer Luxushotelsgegen die neue undwachsende Konkurrenz jungerDesignkonzepte wappnet. «DieLuxushotellerie muss im Auftrittlauter werden», so Jan E. Brucker.


Jan Brucker, die Schweizer 5-Sterne-Hotels konnten bei gleicher Betriebszahl 2017 die Logiernächte um 4 Prozent steigern. Die 42 Swiss-Deluxe-Hotels sogar um 10 Prozent. Was macht Ihre Gruppe besser als die übrige Schweizer Luxushotellerie?
Unsere Qualitätsstandards sind sehr hoch, die Leading Quality Assurance LQA muss bei 89 Prozent des Sollwertes liegen, das ist so hoch wie bei der Airline Swiss. Unsere Vereinigung richtet sich an individuell geführte Schweizer Luxus­hotels, die Standards inter­nationaler Hotelketten genügen uns oft nicht. Und wir sind daran, die Bedingungen noch zu verschärfen: Der Trust-you-­Score soll wie die LQA-Resultate in den Qualitäts-Check einfliessen. An der General­versammlung im Juni werden wir das vorstellen.

Letztes Jahr legte der Umsatz der Swiss-Deluxe-Gruppe mit einem Plus von 7,25 Prozent nicht im gleichen Umfang zu wie die Logiernächtezahl. Preissteigerungen liegen also noch keine drin?
In den letzten zehn Jahren waren die Preise im 5-Sterne-Segment rückläufig. Im Widder liegt der Preis fürs Doppelzimmer heute rund 15 Prozent tiefer als vor zehn Jahren. Zudem harzte in der Stadt das Suitengeschäft, neue Produkte wie Airbnb oder Serviced Apartments haben das verstärkt. Ich hoffe, dass die Talsohle nun erreicht ist. Die Zahlen sprechen dafür und auch die wieder steigende Nachfrage der Firmenkunden nach gehobenem Business- und Seminargeschäft.

Aus dem erwirtschafteten Cashflow Investitionen zu bestreiten, ist damit in der Luxushotellerie also noch schwieriger geworden?
Es gibt solche Häuser, aber das ist wohl eher die Ausnahme. Dafür sind die Ansprüche an die Standards zu hoch, die Einnahmen demgegenüber zu klein. Ohne Deckungsgarantie von Investoren gäbe es einen grossen Teil der Schweizer Luxushotels nicht. Doch die tiefen Zinsen der letzten Jahre haben vielen Hotels ermöglicht, Renovationen günstig zu finanzieren.

Gibt es Potenzial für weitere Hotels: bei Ihrer Gruppe, in der Schweizer Luxushotellerie?
Unser Ziel ist, die Schweiz mit unseren Mitgliedsbetrieben geografisch gut abzubilden. Für die Schweizer Luxushotellerie sehe ich noch Potenzial in für diese nicht üblichen Lagen: B- oder C-Standorte haben im Zuge des neuen Luxus abseits von Glamour, dafür mit viel Ruhe, gute Chancen. Hier sehe ich ­Nischenmärkte für kleine Luxushotels, der Trend zum Boutiquehotel zeigt das gut. Es ist erstaunlich, an welch ungewöhnlichen Orten immer wieder fantastische Betriebe entstehen.

Besonders attraktive Standorte bleiben aber die grossen Städte in der Schweiz?
So leicht ist das Luxusgeschäft in den urbanen Zentren auch nicht mehr. 5-Sterne-Stadthoteliers sind mit neuer Konkurrenz aus ganz anderen Hotelsegmenten konfrontiert. Der gut situierte, geschäftlich Reisende wählt heute genauso mal ein junges Design-Hotel als Alternative. Luxushotels stehen heute also in Konkurrenz zu 25hours oder auch Motel one.

Sie sind mit Ihrem Widder Hotel auch 5-Sterne-Superior-Stadthotelier und haben in Zürich ein 25hours als Mit­bewerber. Wie gehen Sie damit um?
Die neuen Gastronomie-Konzepte, zuletzt die Realisierung der Widder Bar & Kitchen, sind unsere Antwort auf die neue Konkurrenz. Lange haben wir uns, für die Luxushotellerie typisch, sehr diskret verhalten. Dann haben wir gesehen, dass wir lauter im Auftritt werden müssen. Und uns nicht auf der bisherigen Klassik ausruhen können. Heute führen wir fünf ganz unterschiedliche und sehr innovative gastronomische Einheiten, von der Boucherie bis hin zur Widder-Garage als Pop-up. Andere Kollegen wie das Baur au Lac in Zürich oder das Bellevue in Bern holen mit DJ und Party Leben ins Haus. Damit wollen wir die jüngere Generation ansprechen.

Und davon profitieren Sie in der Beherbergung?
Da bestehen Synergien. Unser Ziel ist, eine kleine Widder-Welt zu schaffen, in welcher der Business-Gast nach einem anstrengenden Tag etwas Lustvolles findet, sich erholen kann, ohne nochmals aus dem Haus zu müssen. Und natürlich wollen wir Tageskunden die Schwellenangst nehmen und so Frequenz im Haus generieren. Wir haben dafür sogar Ladenfläche und damit lukrative Mieteinnahmen geopfert.

Bei Innovationen in der Schweizer Luxushotellerie drehte sich in den letzten Jahren viel um die Gastronomie. Warum ist gerade diese Sparte so wichtig, um sich fit für die Zukunft zu trimmen?
Ohne eine gute Gastronomie wird ein Luxushotel nie so erfolgreich sein. Die Gastronomie ist die Seele eines Hotels. Hier werden Emotionen vermittelt, die Menschen treffen sich, hier entsteht die «Community», mit der die junge Hotel-Konkurrenz auch punktet.

Die Gastronomie also als Retter der Schweizer 5-Sterne-Sparte?
Das kann man so sagen. Für Swiss-Deluxe-Hotels ist die Gastronomie heute ein wichtiges Aushängeschild, hier wurde viel investiert.

Erfreulich haben sich auch die Gästemärkte entwickelt. Zum Beispiel der deutsche.
Die deutschen Gäste werden zum Glück wieder zahlreicher, aber auf inzwischen tieferem Niveau. Der deutsche Luxusgast trägt seinen Reichtum nicht mehr so zur Schau wie früher, Understatement ist angesagt. Zudem ist er sehr preissensibel, insbesondere weil er primär als Freizeitgast in unseren Häusern logiert. Der bessere Frankenkurs hilft deshalb.

Das grösste Plus verzeichnet der asiatische Gästemarkt.
In Asien liegt für die Schweizer Luxushotellerie die Zukunft. In China sehen wir zum Beispiel viel Potenzial. Als Gruppe versuchen wir, auf dem asiatischen Markt Fuss zu fassen.

Können auf dem asiatischen Gästemarkt die gleichen Preise realisiert werden?
Wir machen für den asiatischen Markt keine anderen Preise.

Auf diesen Gästemärkten steht die Schweizer Luxus­hotellerie besonders in Konkurrenz mit der weltweiten, die mit ganz anderen Kostenstrukturen arbeitet. Sind Schweizer Luxushotels darauf vorbereitet?
Wir müssen uns durch Qualität und durch den ausser­gewöhnlichen Service abheben. Die Luxushotellerie wurde in der Schweiz erfunden, und diesen Vorsprung bei der Servicequalität wollen wir auch in Zukunft. In Sachen Infrastruktur können Schweizer Luxushotels international sehr gut mithalten. Ein grosser Pluspunkt der Schweizer 5-Sterne-Hotels ist deren Historie, das zieht, gerade auch auf dem asiatischen Markt.

Schweizer Luxushotels sind also gut aufgestellt für die Zukunft?
Das denke ich, die Krisenjahre wurden gut genutzt, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Jedes Jahr investieren die Hotels der Swiss-­Deluxe Gruppe insgesamt zwischen 250 und 400 Mio. Franken. Denn die Schweizer 5-Sterne-Hotels haben heute viele Mitbewerber – sei es das 25hours oder irgendein Luxusresort auf der Welt.


Swiss Deluxe Hotels Logiernächteplus von 10% im 2017
Die Vereinigung der Swiss Deluxe Hotels umfasste 2017 42 Hotels (2018: 40 Hotels). Aufnahmekriterien: 5-Sterne-Superior-Klassifikation und ein Trust-you-Score von mindestens 92. 2017 konnte die Gruppe die Logiernächteanzahl um 10% und den konsolidierten Umsatz um 7,25% auf 1,56 Mrd. Franken steigern (2016: 1,45 Mrd. Franken).

swissdeluxehotels.com

Mehr zum Thema Zukunft der Schweizer Luxushotellerie in der htr hotel revue vom 22. März 2018