Das Coronavirus hat der Schweizer Parahotellerie die Wintersaison massiv verdorben. Bis zum Ausbruch der Pandemie hierzulande sah die Saison glänzend aus. Seit den Schliessungen durch die Behörden im März ist die Bilanz aber rabenschwarz.
Fasse man den Winter (Anfang November bis Ende April) zusammen, zeige sich folgendes Bild: «Nach zunächst guten bis sehr guten Auslastungs- und Umsatzzahlen, folgte ab Mitte März ein starker Rückgang beziehungsweise ein Totalausfall», teilte die IG Parahotellerie Schweiz am Donnerstag in einem Communiqué mit.
Schliesslich beendeten die Jugendherbergen die Wintersaison am 30. April mit einem Einbruch der Übernachtungen um 25 Prozent. Der Umsatz stürzte um 22 Prozent ab, wie die IG Parahotellerie Schweiz schrieb.
Geschäft eingebrochen
Ähnlich ist die Entwicklung bei den Reka-Feriendörfern: Diese konnten von November bis Februar gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozent zulegen. Letztendlich liege die Winterbilanz jedoch bei einem Minus von 18 Prozent bei den Übernachtungen und 19 Prozent beim Umsatz, hiess es.
Beim Ferienhaus-Anbieter Interhome, der dem Reiseveranstalter Hotelplan gehört, kletterten die Reservierungen dank des idealen Winterwetters bis Mitte März um 9 Prozent, während der Umsatz um fast 12 Prozent stieg. Das Plus sei vor allem Schweizer Gästen zu verdanken. Nach dem Lockdown wurden keine Zahlen mehr erhoben.
«Am 2. April hätte die Saison auf all unseren 24 Campingplätzen starten sollen. Die Buchungen für den Monat April waren sehr gut, insbesondere für die Ostertage erwarteten wir eine sehr hohe Auslastung», erklärte Oliver Grützner, TCS-Leiter Tourismus und Freizeit. Damit resultierte für den gesamten Winter (inkl. Ostern) aber ein Einbruch von knapp 80 Prozent. Während der Schliessungen waren zahlreiche Mitarbeiter bei allen Anbietern auf Kurzarbeit.
Hoffen auf Schweizer Gäste
Beim Ausblick auf den kommenden Sommer erwarten alle Mitglieder einen anziehenden Binnentourismus, der den Wegfall internationaler Gäste nicht kompensieren, aber zumindest etwas abfedern kann.
So konnte etwa Interhome in den ersten zwei Wochen nach Bekanntgabe des schrittweisen Ausstiegs aus dem Lockdown einen deutlichen Anstieg an Buchungen für die Monate Juli und August verzeichnen (rund 800 Buchungen innert zwei Wochen). Und man rechnet mit einer weiteren grossen Aufwärtstendenz. «Dies nicht zuletzt, weil Ferien in einer Ferienwohnung oder einem Ferienhaus ideal sind, um den Empfehlungen des Bundesrates zu folgen. Die Anreise erfolgt meist im eigenen Auto und vor Ort verbringt man die Ferien sozusagen in den eigenen vier Wänden», so Interhome-Chef Roger Müller. Das Vorjahresniveau konnte bei Interhome bereits wieder erreicht werden.
Dorette Provoost spürt aber «das Verlangen unserer Schweizer Gäste, bald wieder reisen zu können» – zumindest innerhalb des Landes. «Ferien in der Natur sind dabei sehr beliebt in diesem Jahr. Familienferien, Wandern, Biken, Ferien auf dem Bauernhof», zählt Provoost auf. «Städte werden eine Einbusse verzeichnen müssen, da auch zahlreiche Events nicht stattfinden».
Die Jugendherbergen melden für Mai und Juni noch ein tiefes Buchungsaufkommen. «Ab Juli zeichnet sich eine langsame Erholung ab», so CEO Janine Bunte. Jedoch träfen aufgrund anhaltender Reiserestriktionen und der Absage von Grossanlässen und Schullagern noch immer Stornierungen ein. Die SJH rechnen darum diesen Sommer mit einem Logiernächte- und Umsatzrückgang von 30%.
TCS-Campings profitieren vom Drang nach Natur
Die Lust der Schweizer nach Freiheit und Natur schlägt sich in den Vorausbuchungen für die TCS-Campingplätze nieder. Die Online-Reservationen für die Sommermonate Juli und August liegen dort weit über dem bereits guten Vorjahr (derzeit +68.8%).
«Die Leute suchen nach Alternativen in der Schweiz, denn ganz auf Ferien wollen sie nach den Wochen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit nicht verzichten», so Oliver Grützner, Leiter Tourismus & Freizeit beim TCS. «Während Stammkunden schon früh wieder gebucht haben, erhalten wir mittlerweile auch immer mehr Anfragen und Buchungen von neuen Gästen.» Besonders gefragt seien Campingplätze an Seen und Flüssen sowie die Regionen Berner Oberland, Tessin und Zentralschweiz.
Für Janine Bunte, Vorsitzende der IG Parahotellerie Schweiz, zeigen die Zahlen, Tendenzen und Einschätzungen aus den eigenen Reihen vor allem eines: «Wir liegen mit unseren Angeboten trotz allem nahe bei den Bedürfnissen des Marktes und werden gerade in diesem Jahr unseren wichtigen Beitrag zu einer hoffentlich baldigen Erholung im Schweizer Tourismus beitragen.»
Zudem sehen einige Mitglieder bereits Lichtblicke für den Sommer 2021. «Viele unserer ausländlichen Gäste haben sich dazu entschieden, ihre Ferien in der Schweiz auf das nächste Jahr zu verschieben und haben ihre Ferien entsprechend umgebucht», heisst es etwa bei Interhome.
Zur IG Parahotellerie Schweiz zählen Reka, Interhome, TCS Camping, die Schweizer Jugendherbergen sowie Bed and Breakfast Switzerland. Die fünf Partner generieren den Angaben zufolge zusammen 5 Millionen Logiernächte pro Jahr. (sda/htr/pd)