Die neuste Lageeinschätzung des Branchenverbands HotellerieSuisse zeichnet ein düsteres Bild für die Sommersaison. Die Erholung in der Beherbergungsbranche – insbesondere in den Städten – hat noch einen weiten Weg vor sich.
«Schweizweit werden die Auslastungen in den Sommerferien nicht höher sein als im Jahr 2020» erklärte der Branchenverband am Freitag im Rahmen einer Medienkonferenz zum Ausblick auf die kommenden Monate.
Die Auslastungen für die Monate Juni bis August lägen schweizweit bei durchschnittlich 48 Prozent. Das sei in etwa auf dem Niveau des Pandemiejahres 2020. Allerdings gegenüber dem Vor-Krisenjahr 2019 sei die Belegung um rund ein Viertel tiefer. Damals seien 72 Prozent aller Hotelbetten besetzt gewesen.
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Stadthotels leiden weiter massiv
Besonders auf internationale Kundschaft und Geschäftsreisende ausgerichtete Hotels müssen seit über einem Jahr unverschuldet hohe Verluste hinnehmen. Massiv leiden die Stadthotels. Für Juni sei der aktuelle durchschnittliche Auslastungsstand mit 39 Prozent im Vergleich zu 2019 dramatisch, so der Branchenverband. Damals waren 81 Prozent aller Zimmer in den Stadthotels besetzt gewesen. Aber immerhin ist die Buchungslage höher als letztes Jahr (26 Prozent).
Nicht viel besser sieht es für Juli und August aus. Hier sind in den Stadthotels rund 45 Prozent der Zimmer gebucht. 2019 waren es noch drei Viertel gewesen.
Bei einer Auslastung von 48 Prozent könnten die meisten Hotels ihre Betriebskosten decken, sagte HotellerieSuisse-Präsident Andreas Züllig. Damit dürften die meisten Häuser die Gewinnschwelle erreichen. Aber in Städten wie Genf sei die Lage schlimmer. Gerade von den Flughafenhotels seien noch viele geschlossen.
Zudem hätten die Hotels bereits herbe Umsatzverluste im Winter erlitten. Die Stadthotellerie musste im Schnitt Einbussen 1,5 Millionen Franken pro Betrieb hinnehmen.
«Wir sind mit einem blauen bis dunkelblauen Auge durch die Krise gekommen»
Andreas Züllig, Präsident HotellerieSuisse
Berggebiete weniger stark betroffen
Bei den Berghotels waren es rund 560'000 Franken. In den Alpen beträgt die Auslastung in den Hauptferienmonaten Juli und August rund 60 Prozent und damit gleich viel wie im Vorjahr. 2019 waren es rund 70 Prozent gewesen.
Zwar würden inländische Gäste auch dieses Jahr mehrheitlich in der Schweiz Ferien machen, erklärte HotellerieSuisse: Es sei jedoch auch damit zu rechnen, dass Schweizerinnen und Schweizer vermehrt ins Ausland reisen würden, wenn es die Situation zulasse. Zudem fehlen wichtige Gäste aus Fernmärkten nach wie vor.
Von einer Erholung sei die Beherbergungsbranche noch weit entfernt, heisst es weiter. Die touristische Erholung werde wohl erst nächstes Jahr mit der Rückkehr der Gäste aus Übersee und den Geschäftsreisenden richtig Fahrt aufnehmen.
Man habe aber viel gelernt durch die Krise, die man auch als Chance nutzen kann, sagte Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse im Anschluss an die Präsentation der Lageeinschätzung, die bei rund 380 Mitgliedern des Verbandes durchgeführt wurde. «Wir sind mit einem blauen bis dunkelblauen Auge durch die Krise gekommen».
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Unterstützungsmassnahmen müssen fortgeführt werden
Dennoch benötigen die Hotellerie dringend weitere staatliche Unterstützung, um die Verluste zu decken. Wie die Lageeinschätzung zeigt, reichen die bisher bezogenen Härtefallhilfen nicht aus. «Die Härtefallregelung muss bis mindestens Ende 2021 verlängert werden. Dabei sind Zweitgesuche zu ermöglichen und die Maximalbeträge zu erhöhen», fordert Andreas Züllig.
Nebst der Härtefallregelung sei auch die Kurzarbeitsentschädigung weiterhin zentral. Aus diesem Grund müsse der erleichterte Zugang zur Kurzarbeit unbedingt längerfristig – bis mindestens Ende 2021 – beibehalten werden, fordert der Verband. [RELATED]
Wichtig ist für die Hotellerie auch, dass die Reisefreiheit rasch wieder hergestellt wird. Die ab Montag geltende Aufhebung der Kontakt- und Reisequarantäne für Genesene und Geimpfte sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. «In einem nächsten Schritt müssen auch negativ getestete Personen ohne Quarantäne reisen dürfen, um für in- und ausländische Gäste Planungssicherheit zu schaffen», so Züllig.
Auch sollen für ausländische Touristen kostenlose Tests in der Schweiz zur Verfügung gestellt werden, wie dies immer mehr Mitbewerber des Schweizer Tourismus planen. (awp/sda/htr)