Mittlerweile seien solche Mietwohnungen in Tourismusregionen ähnlich knapp wie in Zürich oder Genf, schreibt das Beratungsunternehmens Wüest Partner in seinem «Winter-Update 2022» seines Immo-Monitorings. Die Gründe für diese Entwicklung sieht Wüest Partner sowohl in Spätfolgen der Zweitwohnungsinitiative als auch in einer gestiegenen Nachfrage von «Unterländern», so die am Donnerstag veröffentlichte Studie.
Die sogenannten «Unterländer» wollten die Möglichkeiten nutzen, die das mobile Arbeiten bietet, um Freizeit und Arbeiten an attraktiven Feriendestinationen flexibel miteinander zu verbinden. Insgesamt liege die Angebotsquote in Tourismusgebieten derzeit bei 5,3 Prozent und damit erstmals seit 2014 wieder unter dem Durchschnitt aller Schweizer Gemeinden.
Zweitwohnungen begehrt seit dem Ausbruch der Pandemie
Auch das Interesse am Kauf einer Zweitwohung in den Berggebieten hat stark zugenommen. Bereits im Januar publizierte Wüest Partner Zahlen zum Zweitwohnungsboom. Darin beschrieben wurde der Einfluss der Coronavirus-Pandemie auf das Preiswachstum, das spätestens mit dem Ausbruch der Pandemie markant zugenommen hat.
So ergaben Befragungen, dass weniger Geld für Reisen, Freizeitaktivitäten und private Anschaffungen ausgegeben und mehr gespart wurde. Aber auch der persönliche Nutzen von Zweitwohnungen wurde wichtiger. Werte wie Vergnügen, Stärkung von Beziehungen zu Familie und Freunde sowie Unabhängigkeit und Privatsphäre sind während der Pandemie wieder stärker ins Zentrum vieler Menschen gerückt, was den Wunsch nach dem Besitz einer Zweiwohnung befeuerte.
Im Schnitt der letzten beiden Jahre sind die Preise für Eigentumswohnungen, die als uneingeschränkter Zweitwohnsitz genutzt werden können, um 8,1 Prozent pro Jahr gestiegen. Damit war der Preiszuwachs in den Tourismusregionen gar noch höher als der Gesamtschweizer Schnitt, der von Anfang 2020 bis Ende 2021 bei 5,0 Prozent pro Jahr lag. Am stärksten waren die Erhöhungen in Graubünden (+8.8%) und in der Innerschweiz (+8.3%).[IMG 2]
Eine Handvoll Topdestinationen in Graubünden, im Berner Oberland und im Wallis erzielen die höchsten Preise für Zweitwohnungen. Einschlägig bekannt sind die Gemeinden im Oberengadin, die Ortschaft Verbier in der Walliser Gemeinde Bagnes, Zermatt sowie der Ortsteil Gstaad in der Berner Gemeinde Saanen.
Viele dieser international ausgerichteten Destinationen haben überdurchschnittliche Preisanstiege verzeichnet, nachdem sie zwischen 2012 und 2018 temporäre Preisrückgänge verbucht hatten. Dabei stammt die aktuelle Nachfrage mehrheitlich aus dem Inland. Aber auch bei der Nachfrage aus dem Ausland, (z. B. Deutschland) wurden zusätzliche Impulse beobachtet.
Schrumpfendes Angebot an Wohneigentum
Derweil sei die Nachfrage nach Wohneigentum zwar zurückgegangen. Da parallel dazu auch das Angebot immer weiter schrumpfe, bleibe dennoch ein grosser Nachfrageüberhang, stellt Wüest Partner fest. Auch die weiterhin rasant steigenden Preise änderten daran nichts: «Der Erwerb von Wohneigentum bleibt attraktiv.»
Zum Verkauf stehende Einfamilienhäuser blieben ein rares Gut: Im 4. Quartal 2021 waren laut Wüest Partner noch 22'700 Objekte inseriert – das sei der tiefste Wert in den letzten fümf Jahren. Dieser Umstand dürfte dazu beitragen, dass Eigentumswohnungen im gehobenen Segment besonders stark im Preis gestiegen seien. Viele Kaufinteressenten hätten wohl ihre Aufmerksamkeit auf dieses Segment gelenkt. (htr/awp/sda/npa)