«Wir trauern nicht nur um unseren Vater, sondern auch um einen Menschen, dem das Gastgebertum gewissermassen in die Wiege gelegt worden war. Aus vielen Ecken dieser Welt erreichen uns Zeichen der Anteilnahme, die uns als Familie sehr berühren», so Andrea Scherz, der das «Gstaad Palace» von seinem am 13. Mai verstorbenen Vater Ernst Andrea Scherz als Inhaber in dritter Generation übernommen hatte.
Pionier und visionärer Hotelier
Ernst Andrea Scherz kam 1939 in Gstaad als Sohn der Hoteliersfamilie Ernst und Silvia Scherz-Bezzola zur Welt und wuchs gewissermassen im Hotel auf. Er wurde nach seiner Ausbildung zum Hotelier an der weltberühmten Ecole hôtelière de Lausanne bei ersten Auslandeinsätzen in grossen Häusern sowie einem touristischen Engagement für Aga Khan an der Costa Esmeralda auf Sardinien tätig, bevor er 1968 ins «Gstaad Palace» heimkehrte und 1969 die Direktion von seinem Vater übernahm.
Ernst Andrea Scherz hat die heutige 5-Sterne-Superior-Nobelherberge nicht nur mit grandiosen Anlässen mit Weltstars wie Liz Taylor, Richard Burton oder Peter Sellers in die Weltpresse gerückt, sondern hat dem Haus auch sein heutiges Format verliehen. So baute Ernst Andrea Scherz die Hotelinfrastruktur systematisch aus. Unter seiner Ägide entstanden unter anderem ein Hallenbad mit Aussenanlage, Sauna und Health Center sowie ein Nightclub.
Als Pionier der Erlebnisgastronomie lacierte er 1972 die «Fromagerie», das bis heute beliebte «Fondue-Stübli» im ehemaligen Goldbunker aus dem 2. Weltkrieg. Auch die «Résidence du Palace» für Langzeitgäste gehen auf seine Idee zurück.
Doyen der internationalen Luxushotellerie
Ernst Andrea Scherz hat sich nicht nur für sein Haus engagiert, sondern auch für die touristische Region Gstaad-Saanenland sowie für die Branche als Ganzes. Er galt als Doyen der internationalen Luxushotellerie, der unter anderem die weltweite Allianz «The Leading Hotels of the World» mitaufgebaut hatte und für längere Zeit deren Präsident war.
Der Hotelier mit Leib und Seele blieb zeitlebens mit Gastgebern aus aller Welt in engem Kontakt. «Auch im ‹Palace› war mein Vater bis kurz vor seinem Tod fast täglich anzutreffen, um sich mit Stammgästen und Mitarbeitenden auszutauschen. Zugleich war er ein wichtiger Mentor für die ganze ‹Palace›-Family und stand auch mir mit gutem Rat stets zur Seite», sagt sein Sohn Andrea Scherz, der 2001 die Generaldirektion des Hauses übernommen hatte und 2003 aus der Palace AG eine Familien-Holding machte. (htr/npa)