Am 9. Branchentalk Tourismus trafen sich rund 80 CEO und CFO von Schweizer Tourismusunternehmen sowie Investorinnen und Investoren im Victoria-Jungfrau Grandhotel in Interlaken. Veranstalter des Austauschanlasses war die Finanzplattform Schweizeraktien.net. In diesem Jahr standen die Themen Fachkräftemangel und fehlender Wohnraum in touristischen Regionen im Fokus.

Der CEO der Weisse Arena-Gruppe Markus Wolf machte am Branchentalk Tourismus deutlich, dass es sich beim Fachkräftemangel um ein strukturelles Problem handelt. Bedingt durch die demografische Entwicklung in der Schweiz würden in den kommenden Jahren weniger Menschen ins Arbeitsleben eintreten als abtreten. Da in den klassischen Zuwanderungsländern Deutschland, Österreich, Spanien und Portugal die demografische Lage ähnlich sei, könne man die Lücke nicht durch Fachkräfte aus dem Ausland schliessen. 

Urs Kessler, CEO der Jungfraubahnen, und Raphael Krucker von Andermatt Swiss Alps zeigten ihre Strategien zur Mitarbeiterrekrutierung auf. Dazu gehört unter anderem ein hohes Mass an Wertschätzung, das den Bewerberinnen und Bewerbern bereits zu Beginn des Rekrutierungsprozesses entgegengebracht wird. Andermatt Swiss Alps lädt zu zweitägigen Bewerbungstagen ein. Die Gespräche finden während einer Gondelfahrt statt.

Fehlender Wohnraum als Herausforderung
Eine weitere Herausforderung für die Tourismusbranche ist der fehlende Wohnraum. Dieser sei der häufigste Grund für Absagen, waren sich die Referentinnen und Referenten einig. Ein Diskussionspunkt war, ob die Bereitstellung von Wohnraum eine öffentliche oder privatwirtschaftliche Aufgabe sei. Für das Bergbahnunternehmen Jungfraubahnen steht fest, dass es das Problem als führendes Tourismusunternehmen in der Region selbst in die Hand nehmen will. Andermatt Swiss Alps bietet bereits Wohnungen aus ihrem Vermietungsportfolio für Mitarbeitende an. 

Der gewinnbringende Verkauf sogenannter altrechtlicher Wohnungen in Tourismusregionen entzieht dem Markt bezahlbaren Wohnraum. Christine Seidler von der FH-Graubünden zeigte an einem Beispiel auf, wie sich gerade durch eine sinnvolle Umnutzung solcher Gebäude neuer Wohnraum schaffen lässt. Zum Abschluss waren sich die Anwesenden einig, dass eine enge Zusammenarbeit von Gemeinden sowie öffentlichen und privaten Liegenschaftsbesitzern notwendig ist, um das Wohnraumproblem zu lösen. Für Investorinnen und Investoren könnten sich so neue Anlagemöglichkeiten ergeben. (mm)

Impressionen zum Event
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