Gesundheitsminister Alain Berset betonte während der dringlichen Corona-Debatte im Nationalrat denn auch, betreffend Öffnungen sehe es derzeit nicht gut aus. Drei von vier Kriterien seien nicht erfüllt. «Wir wollen jetzt nicht öffnen und dann wieder schliessen müssen», sagte Berset.
Es sei noch unklar, ob die dritte Welle stärker sein werde und länger dauern werde als die zweite, oder ob die Situation unter Kontrolle gehalten werden könne. «Wir wissen aber, dass es immer noch gefährlich ist, die Kontrolle zu verlieren», sagte Berset.
Nur ein Punkt erfüllt
Tatsächlich wurden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) innerhalb von 24 Stunden 1858 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Das sind fast 25 Prozent mehr als am gleichen Tag vor einer Woche. Die Positivitätsrate für die vergangenen zwei Wochen lag bei 5,0 Prozent. Damit erfüllt die Schweiz auch diesen Richtwert des Bundesrates nicht mehr (<5).
Die 14-Tage-Inzidenz pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner stieg auf 193,92 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen. Das ist deutlich mehr, als der vom Bundesrat angestrebte Richtwert von 165,9 am 1. März. Gleichzeitig registrierte das BAG 16 neue Todesfälle und 72 Spitaleintritte.
Die Auslastung der Betten auf den Intensivstationen betrug am Dienstag schweizweit 67,9 Prozent. 17,6 Prozent der Patienten befinden sich im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung dort. Das sind weiterhin deutlich weniger als der Richtwert des Bundesrates (25 Prozent).
Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, lag vor 12 Tagen bei 1,14. Schweizweit stieg der Wert am 14. Februar über die kritische Marke von 1. Alle Kantone ausser der Jura, Schwyz, Glarus und das Fürstentum Liechtenstein liegen mittlerweile darüber. Für weitere Öffnungen möchte der Bundesrat einen 7-Tagesschnitt des R-Wertes von unter 1.
Weitere Öffnungen gefordert
Trotz dieser Entwicklung fordert die SVP weiterhin eine schnelle Aufhebung der Einschränkungen. «Wir nehmen den Kindern nicht nur die Perspektiven und einen Teil ihrer Kindheit, wir hängen ihnen noch einen Rucksack voller Schulden an», sagte Roland Rino Büchel (SVP/SG).
In dieser Session sei nur geredet worden – gehandelt oder das Heft in die Hand genommen habe das Parlament nicht. «Gehört wurden wir vom Bundesrat auch nicht», dieser regiere alleine, sagte Büchel.
Die Fraktion der Grünen störte sich derweil weniger an der Aufgabenteilung als am Gemeinschaftssinn. Vor einem Jahr habe der Bundesrat gesagt, «wir können Corona», sagte Grünen-Präsident Balthasar Glättli (ZH). Doch heute mangle es nicht nur am Können, «es mangelt auch am Wir». Aus dieser Krise komme die Schweiz jedoch nur «gemeinsam» wieder heraus.
Impfpass in den nächsten Monaten möglich
Ein Hoffnungsschimmer im Kampf gegen die Pandemie bleiben die Impfungen. Mittlerweile sind 4,57 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. In diesem Zusammenhang forderte die Mitte-Fraktion einen gesamtschweizerischen Impfausweis. [RELATED]
Ein solcher sei nötig, damit die Einschränkungen aufgehoben werden könnten und das Reisen wieder möglich sei, sagte Ruth Humbel (CVP/AG). Berset sagte dazu, es gebe gute Perspektiven, dass in den nächsten Monaten etwas bereit sei. Das Ganze müsse aber auf internationaler Ebene abgesprochen werden, und sei deshalb eine Herausforderung. (sda og)