Bei der so genannten Swissness-Vorlage zum Schutz von Produkten aus einheimischer Produktion fordert der Uhrenverband die 60-Prozent-Regel: So hoch soll der aus der Schweiz stammende Wertanteil sein, damit ein Erzeugnis als klar schweizerisch auf den Markt kommt.
Damit verbunden sind durchaus kommerzielle Überlegungen. Produkten, die das Schweizerkreuz tragen, messen die Konsumenten besondere Qualitätseigenschaften zu. Sie sind auf dem Markt bis zu 20 Prozent mehr wert.
Der Bundesrat bevorzugt diese 60-Prozentregel für industrielle Produkte, doch economiesuisse, Interessensvertreterin einer grossen Zahl von unterschiedlichen Unternehmen, ist gegen eine allgemeingültige Regel. Für die Uhrenindustrie sei die Richtlinie sinnvoll, schreibt der Dachverband, doch allen Branchen soll sie nicht aufgezwungen werden.
Weiter Gespräche
Im Zwist um diese Regel hat der Uhrenverband (Fédération de l'Industrie Horlogère Suisse, FH) am Donnerstag angekündigt, den Dachverband verlassen zu wollen. economiesuisse schwäche mit ihrer Position die Marke Schweiz gar, lautet der Vorwurf der vornehmlich Westschweizerischen Uhrenhersteller.
economiesuisse nehme die Austrittsankündigung mit Bedauernd zur Kenntnis, hiess es in einer Stellungnahme. Ganz sollen sich die Wege aber nicht trennen.
Über die künftige Art und Weise der Zusammenarbeit nehmen die beiden Organisationen Gespräche auf. Sie planen laut economiesuisse, weitere Informationen dazu noch vor der Sommerpause bekanntzugeben.
Politisch umstritten
Die Swissness-Vorlage ist aber auch auf politischer Ebene immer noch umstritten. Zwischen dem National- und dem Ständerat gibt es bis jetzt keine Einigung. Der Nationalrat will die Regeln für Lebensmittel lockern, der Ständerat hingegen für Industrieerzeugnisse.
So will der Ständerat, dass für die Einstufung als Schweizer Erzeugnis 50 Prozent der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen müssen. Der Nationalrat plädiert für 60 Prozent.
Bei den Lebensmitteln empfiehlt eine Nationalratskommission ihrem Rat nun, dem Ständerat zu folgen. Dann wären Lebensmittel echt schweizerisch, wenn 80 Prozent des Rohstoffgewichts aus der Schweiz stammen. Im Nationalrat gibt es aber auch die Forderung, dass für stark verarbeitete Lebensmittel 60 Prozent reichen sollten.
Kein Grund für den Austritt ist die so genannte Abzocker-Initiative zur Begrenzung von Managerlöhnen des parteilosen Schaffhauser Ständerats Thomas Minder. economiesuisse hat sich an die Spitze der Nein-Kampagne gesetzt und ist damit schweizweit sehr präsent. Der Uhrenverband unterstützt aber wie economiesuisse den Gegenvorschlag zu Minders Initiative.(npa/sda)
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