Wir, die wir vom und im Tourismus leben, wissen wahrlich, welche immense Bedeutung das bewegte Bild für die Vermarktung unserer wunderbaren Landschaften, Kulturdenkmäler und Hotels hat. Unzählige Filme von und über unser Land haben zum hervorragenden Ansehen des Schweizer Tourismus beigetragen. Deshalb unterstützen sowohl die Kantone als auch der Bund immer wieder neue Filmprojekte.
Schweizer Filme erzählen gesellschaftlich relevante und lokal verankerte Geschichten. Filme rufen uns unsere kulturellen und historischen Eigenheiten ins Bewusstsein, erinnern uns an wichtige Momente unserer Geschichte und unterhalten uns auf hohem Niveau. Ein vielfältiges Angebot in allen vier Landessprachen stärkt unsere Identität.
Und genau diese beiden Aspekte nimmt das neue Filmgesetz auf, über das wir am 15. Mai abstimmen: Wie private Fernsehstationen in der Schweiz sollen in Zukunft auch Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime, Sky oder Disney+ vier Prozent des Umsatzes in die nationale Filmproduktion investieren, und sie werden verpflichtet, mindestens 30 Prozent ihres Angebotes in Form von europäischen Filmen zu machen.
Die Filmwirtschaft hat sich in den letzten Jahren radikal verändert: Immer mehr Filme werden im Internet konsumiert, angeboten über diese bekannten Streamingdienste und die ausländischen privaten TV-Sender Sat 1, Pro 7 oder RTL. Diese dominieren den Markt und verdienen kräftig an der Schweizer Kundschaft. Die Einnahmen, man spricht von über 600 Millionen Franken pro Jahr, fliessen heute ins Ausland.
Das Gesetz sieht vor, dass jeder TV-Sender künftig 500'000 Franken seiner Investitionspflicht in Form von Gratis-Werbespots für Schweizer Filme abgelten kann. Die restlichen Investitionsbeiträge für den Schweizer Film schätzt der Bund auf rund 18 Millionen Franken. Mit diesem Geld könnten pro Jahr zwei bis drei Schweizer TV-Serien finanziert werden.
In vielen europäischen Ländern gibt es bereits eine solche Investitionspflicht, die viel höher ist und gut funktioniert. In Italien liegt sie bei 20 Prozent, in Frankreich gar bei 26 Prozent. Und diese Investitionspflicht hatte keine Auswirkungen auf die Preise. Diese richten sich hauptsächlich nach der Marktmacht des Anbieters. So kosten Netflix-Abos in Frankreich rund 25 Prozent weniger als in der Schweiz, dies bei einem vergleichbaren Angebot und trotz deutlich höheren Investitionspflichten.
Auch die Pflicht, mindestens 30 Prozent europäische Filme ins Angebot aufzunehmen, ist nichts Neues. Sie entspricht der EU-Richtlinie, die von den internationalen Streaminganbietern bereits eingehalten wird.
Das neue Filmgesetz bringt damit mehr Schweiz auf die Bildschirme und mehr nationale Identität. Und von diesem gerechten Gesetz wird nicht nur die Filmindustrie profitieren, sondern auch die Wirtschaft und insbesondere der Tourismus, die Hotellerie und die Gastronomie.
Hans Stöckli ist Ständerat und Präsident der Destination Jura & Drei-Seen-Land