Die meisten Britinnen und Briten dürften dann wohl nicht mehr so einfach EU-Länder bereisen können. Denn nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang Jahr haben die europäischen Staaten ihre Grenzen geschlossen. Während mittlerweile die meisten Grenzen zwischen den EU- und Schengen-Staaten wieder offen sind, bleibt die EU-Aussengrenze weitgehendst geschlossen.
Zwar liegt es in der Kompetenz der einzelnen EU- und Schengen-Staaten zu entscheiden, welchen Drittstaaten-Angehörigen sie die Einreise erlauben. Um jedoch ein Durcheinander zu vermeiden, publizierte die EU-Kommission Anfang Juni Empfehlungen, nach welchen Kriterien die Grenzen gegenüber Drittstaaten langsam wieder aufgemacht werden soll.
Schweiz folgt Empfehlungen
Diese Empfehlungen sind zwar rechtlich nicht verbindlich, doch die EU-Staaten begrüssten eine Koordinierung. Sie verabschiedeten eine Liste «sicherer» Drittstaaten mit tiefen Infektionsraten, denen gegenüber Reisebeschränkungen «schrittweise» aufgehoben werden sollen. Diese Liste wird immer wieder angepasst – zum letzten Mal am 22. Oktober.
Aktuell gelten lediglich neun Drittstaaten als «sicher» - darunter Australien, Japan, Südkorea und Singapur. Auch China steht darauf, wobei hier die EU-Staaten auf Gegenseitigkeit bestehen. Viele EU-Länder halten sich an die Liste – ebenso die Schweiz.
Da für Grossbritannien noch eine Übergangsphase gilt, wird es noch bis Ende Dezember wie ein EU-Staat behandelt. Ab dem 1. Januar jedoch ist Schluss damit: Das Land wird zum Drittstaat – auch für die Schweiz. Denn ab diesem Moment finden die Abkommen zwischen der Schweiz und der EU keine Anwendung mehr für Grossbritannien.
Nun müssen die EU- und Schengen-Staaten also entscheiden, ob sie «nicht notwendige» Reisen aus dem Königreich ab Januar 2021 zulassen wollen oder nicht.
EJPD muss entscheiden
Angesichts der hohen Infektionszahlen auf der Insel dürften viele Länder wohl einen harten Kurs fahren. Zumal sich die im Königreich im Dezember begonnen Impfungen gegen Covid-19 noch nicht auf die Infektionszahlen niedergeschlagen haben werden.
Aktuell ist noch nicht bekannt, welche Empfehlungen die EU-Kommission für das Vereinigte Königreich abgeben wird. Auf Seite der Schweiz liegt die Kompetenz zur Anpassung der Liste der Drittstaaten im Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD).
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA schreibt das SEM, dass die Schweiz sich bis anhin «sehr eng nach den Empfehlungen der EU» gerichtet habe. «Es gibt derzeit keine Anzeichen, dass sich daran kurzfristig etwas ändert.»
Auch auf Seiten Londons scheint noch nicht klar zu sein, in welchem Masse Reisen aus der Schweiz zugelassen werden sollen. Auf Anfrage von Keystone-SDA schreibt die britische EU-Botschaft in Brüssel lediglich, man verfolge bei den Gesundheitsmassnahmen einen «wissenschaftlichen, risiko-basierten Ansatz». Denn es sei «im Interesse aller Länder, sichere internationale Reisen zuzulassen, um die Pandemie zu überwinden». (Barbara Stäbler, Keystone-SDA)