«Die Situation ist heute eigentlich wieder wie im Lockdown», sagte Stephan Widrig, CEO der Flughafen Zürich AG, am Freitag an einer Medienkonferenz. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der Passagiere 90 Prozent tiefer.
Auch Thomas Klühr, CEO von Swiss, verglich die aktuelle Situation mit derjenigen im Frühling. Die Fluggesellschaft mache derzeit täglich einen Verlust von 1,5 bis 2 Millionen Franken. Die immer wieder ändernden Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen seien eine unglaubliche Herausforderung.
Auf der Langstrecke fliege Swiss derzeit 15 von 29 Destinationen an, bei den Kurzstrecken seien es 33 von 90. «Wir sind weit weg von Profitabilität», sagt er. Die relativ hohe Nachfrage im Cargo-Bereich sorge zwar für eine gewisse Stabilisierung, könne den Einbruch im Passagierverkehr aber natürlich nicht kompensieren.
Wenig Hoffnung für die nächsten Monate
Eine Prognose, bis wann sich die Luftfahrtbranche erholen könnte, wollten weder Widrig noch Klühr abgeben. Beide setzen jedoch grosse Hoffnungen auf die Impfungen gegen das Coronavirus.
«Wir gehen davon aus, dass die tiefen Passagierzahlen noch einige Monate anhalten werden», sagte Widrig. Entscheidend sei, dass das Reisen nach dem Abflachen der zweiten Welle zumindest im Schengenraum wieder einfacher möglich werde.
Laut Widrig konnte der Flughafen die Krise bislang aus eigener Kraft bewältigen und wolle dies weiterhin tun. «Wir haben nicht vor, staatliche Unterstützung zu beantragen», sagte er. Man habe die Dividende gestrichen, am Kapitalmarkt Geld aufgenommen und könne von Reserven zehren.
Erwartetes Wachstum wird erst später kommen
An der Investitionsplanung will der Flughafen Zürich festhalten. Die Ausbauvorhaben seien sehr langfristig geplant. «Wir gehen aber davon aus, dass sich das Nachfragewachstum durch die Corona-Pandemie um etwa 5 bis 10 Jahre nach hinten verlagern wird», so Widrig.
Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) betonte die grosse Bedeutung, die der Flughafen Zürich und Swiss für den Wirtschaftsstandort hätten. Die Luftfahrtbranche brauche nun neue Perspektiven und Planungssicherheit, um die internationale Anbindung der Schweiz auch in Zukunft sicherstellen zu können.
Weniger Fluglärm im vergangenen Jahr
Die Zahl der im Umfeld des Flughafens Zürich von Fluglärm betroffenen Personen ist im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr gesunken, wie dem am Freitag publizierten Flughafenbericht zu entnehmen ist. Der Monitoringwert des Zürcher Fluglärmindexes (ZFI) sank 2019 auf 58'300 Personen (2018: 60'347 Personen).
Der Rückgang sei auf Veränderungen im Flugbetrieb zurückzuführen. So sank die Zahl der Flugbewegungen, obwohl der Flughafen Zürich 2019 einen neuen Passagierrekord verzeichnete. Zudem hätten sich auch passive Schallschutzmassnahmen, also etwa Schallschutzfenster, auf den Monitoringwert ausgewirkt. Trotz der positiven Entwicklung wird der ZFI-Richtwert von 47'000 betroffenen Personen weiterhin deutlich überschritten.
Der Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Zürich führte den Rückgang gemäss einer Mitteilung auf die im September 2019 eingeführten lärmabhängigen Landegebühren zurück. Erfreulich sei vor allem, dass die Anzahl der im Schlaf gestörten Menschen um rund 8 Prozent abgenommen habe. (sda)