Die Milestone-Jury
Zur diesjährigen Jurierung traf sich die siebenköpfige Jury im Klosterhotel St. Petersinsel. Von rechts: Nathalie Seiler-Hayez, Directrice Hôtel Beau-Rivage Palace, Lausanne; Monika Bandi, Co-Leiterin Forschungsstelle Tourismus, Universität Bern; Urs Wohler, Geschäftsführer Niesenbahn AG; Nadia Fontana-Lupi, Direktorin Mendrisiotto Turismo; Jean-François Roth, Jurypräsident, ehem. Präsident Schweiz Tourismus und SRG (stehend); André Lüthi, VR-Präsident und CEO Globetrotter Group; Thomas Steiner, Direktor Bulliard Immobilier und Tourismusexperte. Ganz links: Milestone-Geschäftsführerin Anja Peverelli.
60 erfolgreich umgesetzte innovative Projekte wurden in diesem Jahr in der Hauptkategorie des Schweizer Tourismuspreises Milestone eingereicht. 6 davon hat die Jury an ihrem Treffen vom 7. und 8. September im Klosterhotel St. Petersinsel für den Schlussgang nominiert. Erfreulicherweise finden sich unter den verbliebenen Kandidaturen gleich mehrere Bewerbungen aus der Romandie. Das war in den vergangenen Jahren nicht der Fall. Nicht mehr vertreten in dieser Kategorie sind 2020 dagegen die Hotellerie sowie Projekte aus der italienischsprachigen Schweiz.
Anders sieht es aus beim «Nachwuchs», der zweiten Preiskategorie, bei der die Jury nicht nur Gewinner kürt, sondern Nominationen vergibt. Hier dürfen ein Hotelbetrieb aus Winterthur und ein junges Team aus dem Tessin auf den Sieg hoffen. Erfreulich, dass sich in dieser Kategorie heuer in der Mehrzahl Teams bewarben und nicht Einzelpersonen.
Nie ist Innovation so wichtig wie in Krisenzeiten. Alle, die sich trotz der aktuellen Probleme die Zeit nahmen, sich am Milestone-Wettbewerb zu beteiligen, verdienen Anerkennung und Dank!
Valais Tour surprise: Überraschungsreise durchs Wallis
Die Valais Tour ist ein touristisches Erlebnis, eine Überraschungsreise, die das Wallis (wieder)entdecken lässt. Jede Etappe birgt eine Überraschung mit einem lokalen Anbieter oder einer Übernachtung, die den Reichtum des Walliser Terroirs ausmachen. Eine mobile App lotst den Reisenden und verrät ihm die Etappen schrittweise im Verlauf der Reise mithilfe von GPS-Route, Reservationsbestätigungen und Tipps. Mit der Valais Tour wird eine Vielfalt touristischer Angebote (Weinkellereien, Händler, Gastwirte) und Unterkünfte gebündelt und in ein umfassendes Erlebnis integriert, das online verkauft wird. [IMG 2]
Begründung der Jury: Travelise hat innert kürzester Zeit das Geschäftsmodell den neuen Rahmenbedingungen angepasst und vom Outgoing- zum Incoming-Anbieter gewechselt. Die Reise führt den Gast an unbekannte Orte und zu Dienstleistern, zu denen er sonst nicht gehen würde, stets begleitet vom Überraschungseffekt. Berücksichtigt werden auch Dienstleister und Orte, die sonst nicht erste Priorität geniessen, was die Nachhaltigkeit des Angebots steigert.
Travelise, Morgane Pfefferlé
Bike Kingdom Lenzerheide: Ein Königreich für den Bikesport
Mit der Innovation von Produkt und Customer Experience sowie der Verknüpfung von On- und Offline-Erlebnis wurde die Bike-Destination der Zukunft geschaffen: das Bike Kingdom. Ein destinationsübergreifendes Konzept, zum Leben erweckt über eine umfassende digitale Plattform, bauliche Massnahmen sowie eine neu gedachte Content-Strategie. Im Zentrum steht das Zusammenspiel von digitaler und realer Welt: Als erste Destination überhaupt lanciert die Lenzerheide eine eigene App nur für Biker, die den Berg in ein virtuelles Spiel verwandelt. [IMG 3]
Begründung der Jury: Als eine der ersten Destinationen hat die Lenzerheide das Biken gefördert. Über Jahre wurde die Strategie weiterentwickelt und mit der App nun ein Höhepunkt gesetzt. Das Thema Biken ist von der Positionierung über Infrastruktur, Angebot, Kommunikation, App, Games bis zum Top-Event konsequent umgesetzt, in der Region verankert, und alle Stakeholder sind integriert. Das Bike Kingdom verbindet Technologie, Natur und Erlebnis.
Lenzerheide Marketing und Support AG, Marc Schlüssel und Bruno Fläcklin
Graubünden Viva: Genuss aus den Bergen
«Graubünden Viva. Genuss aus den Bergen.» ist ein schweizweit einzigartiges mehrjähriges Programm zur Stärkung des Standorts Graubünden über das Thema Ernährung und Kulinarik. Den Höhepunkt bildet das Fest der Sinne, welches von Mai 2019 bis Oktober 2020 quer durch den Kanton Graubünden und an verschiedenen weiteren Schauplätzen in der Schweiz stattfindet und seither mehrere Tausend Menschen für die echten und qualitativ hochstehenden kulinarischen Köstlichkeiten aus Graubünden begeistert. Das Initialisierungsprogramm wird ab 2021 weitergeführt und vertieft. [IMG 4]
Begründung der Jury: Das Projekt hat die Themen Genuss, Kulinarik und Regionalität im Kanton Graubünden ganzheitlich zusammengebracht und konsequenter umgesetzt als andere Regionen. Es ist gut verankert, in der Bevölkerung breit abgestützt und lässt die Leistungsträger aktiv partizipieren. Der finanzielle Beitrag der öffentlichen Hand hat einen Multiplikator-Effekt auf das Projekt und bringt es auf ein anderes Niveau.
graubündenVIVA AG, Philipp Bühler, Gesamtprojektleiter
Tous en selle: Auf dem Sattel durch den Jura
Wer hat noch nie davon geträumt, durch eine weite Naturlandschaft zu reiten? Dieser Wunsch kann jetzt für Übernachtungsgäste in der Nordwestschweiz ganz einfach Realität werden: Im Kanton Jura erhalten Personen, die zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober mindestens zwei Nächte in der Region übernachten, einen Ausritt geschenkt. In der Herkunftsregion der einzigen Schweizer Pferderasse bietet die Destinationsvermarktungs-Organisation Jura Tourisme mit diesem Angebot im Schritttempo ein bereicherndes, authentisches Erlebnis, ein Eintauchen in die Essenz dieser Region. [IMG 5]
Begründung der Jury: Ein kleiner touristischer Player wie der Jura hebt ein Produkt hervor, das hervorragend zu seiner Kultur passt. Das Projekt hat eine neue Verbindung zwischen Landwirtschaft und Tourismus geschaffen und lässt Wertschöpfung in der Region entstehen. Der Gast erhält Zugang zu einem neuen, einfach zu buchenden Erlebnis und erfährt auf eine authentische Art eine touristische Erfahrungserweiterung im Jura.
Jura Tourisme/Gaëlle Rion et Guillaume Lachat
Frÿburg 1606: Reise ins mittelalterliche Freiburg
«Frÿburg 1606» ist weit mehr als ein Audioguide, es ist ein einzigartiges, aufregend realistisches Erlebnis. Diese aussergewöhnliche Führung, eine Mischung aus Audio, Video und Augmented Reality, entführt die Gäste ins Freiburg des 17. Jahrhunderts. Es gibt verschwundene Befestigungsanlagen zu sehen, Menschen in ihrem Alltag zu erleben, und vor allem kann man eine der schönsten mittelalterlichen Altstädte Europas und ihre Geschichte und Legenden kennenlernen. Die Gäste folgen dem Guide Philippe und dem Stadtplan von 1606 und reisen bei der Führung durch Raum und Zeit. [IMG 6]
Begründung der Jury: Dieses Projekt kombiniert die Geschichte und die Identität der Stadt Freiburg mit neuen Technologien und überzeugt durch den spielerischen Charakter. Die gezielte Koordination verschiedener Akteure (technisch, szenografisch, historisch) hat zu diesem neuen Produkt geführt, das den Gästen die Möglichkeit bietet, das mittelalterliche Freiburg auf eine moderne Art zu erleben. Die Storyline wurde von A–Z stimmig umgesetzt.
Fribourg Tourisme et Région, Cédric Clément
Matterhornbeleuchtung #hope: Das Matterhorn im Rampenlich
Mitten im Lockdown sendete Zermatt ein Zeichen der Hoffnung, der Solidarität und des Dankes, mit dem Ziel, das Matterhorn nachhaltig in den Köpfen der Menschen zu verankern. Damit sollte die Begehrlichkeit, diesen Ort zu besuchen, geweckt werden. Zermatt beauftragte den Lichtkünstler Gerry Hofstetter, das Matterhorn während 33 Tagen mit verschiedenen Sujets zu beleuchten. Jedes Sujet wurde von einer Botschaft und einer breit angelegten Informationskampagne begleitet. Webcams übertrugen die Bilder live in die ganze Welt. [IMG 7]
Begründung der Jury: In einer für die gesamte Menschheit schwierigen Zeit haben die Projektinitianten sehr schnell reagiert und ein Zeichen der Solidarität und der Völkerverbundenheit gesetzt. Sie haben «unser» Matterhorn mit dem Rest der Welt geteilt und dadurch ein positives Signal gesendet, das Hoffnung gespendet hat. Die unglaubliche Medienresonanz bestätigt, dass das positive Zeichen beim Rest der Weltbevölkerung angekommen ist.
Daniel Luggen, Kurdirektor Zermatt–Matterhorn/Gerry Hofstetter, Lichtkünstler
Drei Nominationen in der Kategorie «Nachwuchs»
[IMG 8] Lernende führen das Park Hotel Winterthur: Nachwuchskräfte trotzen der Krise
Während des Lockdown haben die zehn Lernenden und die Praktikantin gemeinsam mit dem Direktor das Park Hotel Winterthur geführt. Anfangs wurden die Hotelabläufe für diese Zeit neu erarbeitet, Arbeitspläne und Dienste definiert. Die Lernenden haben alle Hotelaufgaben übernommen, die das Daily Business verlangt: Réception, Küche, Frühstück, Restaurant-Service für die Hotelgäste, Zimmerreinigung, Reservationen, Reklamationshandling etc. Die Gästestruktur war vielfältig: gestrandete Businessgäste, die nicht mehr in ihr Heimatland reisen konnten, Mitarbeitende des Kantonsspitals und regionale Gäste, die aus ihren vier Wänden ausbrechen wollten.
Begründung der Jury: Die Lernenden mussten sich auf einmal selbst organisieren und haben ganz schnell und mit Erfolg diese neue Verantwortung übernommen. Unterschiedliche Disziplinen trafen aufeinander und mussten neu organisiert werden. Die Lernenden sind an der neuen Aufgabe gewachsen und konnten dadurch wichtige Erfahrungen machen, welche ihnen im weiteren Arbeitsleben grosse Dienste erweisen werden. Das Projekt hat somit zur Förderung von gut ausgebildeten Nachwuchskräften beigetragen.
[IMG 9] Swing the World: Durch das Tessin geschaukelt
Für das Projekt Swing the World werden Schaukeln von Hand hergestellt und an Orten mit atemberaubender Aussicht, in abgelegenen Dörfern oder an Plätzen mit Natursehenswürdigkeiten platziert. Die Schaukel verleiht so dem jeweiligen Ort einen Rahmen der entspannten Gelassenheit und Geniessens.
Begründung der Jury: Die beiden Projektinitianten haben durch die Installation der Schaukeln die Möglichkeit ergriffen, den Blickwinkel der Gäste zu ändern und die Natur des Tessins neu in Szene zu setzen. Durch die grosse Reichweite auf Social Media haben sie Leute dazu gebracht, quer durch den Kanton zu reisen, um diese Standorte und Aussichten selbst zu sehen. Ausserdem ist die Idee nachhaltig: Die Schaukeln können wieder entfernt werden, ohne dass Spuren in der Natur hinterlassen werden.
[IMG 10] Ganzheitliche Neupositionierung der Moosalpregion: Grosse Verantwortung übernommen
Selina Döringer und Fabrizio Gull sind seit 2012 geschäftlich und privat ein Team. Seit 2018 bilden sie die Geschäftsleitung der Moosalp Tourismus AG und der Moosalp Bergbahnen AG. Fabrizio wurde mit 26 Jahren der jüngste Tourismusdirektor der Schweiz, Selina mit ebenfalls 26 Jahren die jüngste und einzige weibliche Bergbahn-CEO der Schweiz.
Begründung der Jury: Zwei junge Touristiker haben eine grosse Verantwortung übernommen. Sie sind mit einer anspruchsvollen Ausgangslage auf der Moosalpregion gestartet, haben kurzfristige, direkte Umsetzungen gemacht und eine langfristige strategische Ausrichtung geschaffen. Die Jury zeigte sich beeindruckt vom vereinenden, anpackenden Mut, dem unternehmerischen Denken und der Hartnäckigkeit in ihrer täglichen Aufgabe.
In diesem Jahr ein Corona-Sonderpreis
Zusätzlich zu «Innovation» und «Nachwuchs» kennt der Schweizer Tourismuspreis Milestone noch zwei weitere Kategorien. In der Kategorie «Premiere», einer Art Förderpreis, wird eine Innovation prämiert, die über viel Entwicklungspotenzial verfügt. Mit dem Anerkennungspreis «Lebenswerk» ehrt die Jury eine Persönlichkeit mit grossen Verdiensten für den Schweizer Tourismus. Zusätzlich verleiht in diesem Jahr die Milestone-Trägerschaft einen Corona-Sonderpreis für eine mutige Innovation in Krisenzeiten.
[DOSSIER]