Schlangen bis zu drei Stunden bildeten sich in diesen letzten Tagen vor dem Eingang der Weltausstellung und vieler Pavillons. Dabei hatte die Weltausstellung vor den Toren Mailands im Vorfeld mit Bauverzögerungen und Korruptionsskandalen für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. In den Monaten vor der Expo-Eröffnung kamen gar Zweifel auf, ob Italien das prestigeträchtige Grossprojekt erfolgreich stemmen kann.
Ein Korruptionsskandal traf mehrere Manager und infolge von Bauverzögerungen war das Ausstellungsgelände noch 10 Tage vor dem Startschuss eine Grossbaustelle – dort wo ab Mai Millionen entlang flanieren sollten, rollten noch Baumaschinen und LKWs.
Vorbereitungen bis zur letzten Minute
Dementsprechend erleichtert zeigte sich Italiens Regierungschef Matteo Renzi bei der Eröffnungsfeier am 1. Mai: «Viele haben nicht daran geglaubt, aber jetzt ist es Realität». Zur gleichen Zeit kam es in der Mailänder Innenstadt zu gewalttätigen Ausschreitungen von Expo-Gegnern. Strassen waren gesperrt, viele Läden geschlossen. Etwa 2600 zusätzliche Sicherheitskräfte waren im Einsatz.
Auf der Expo präsentierten während sechs Monaten 50 Länderpavillons ihre Ausstellungen zum Thema «Den Planeten ernähren, Energie fürs Leben» – der Schweizer Pavillon wurde Ende Oktober vom «Exhibitor Magazine» für die «beste Interpretation» dieses Themas ausgezeichnet. Zahlreiche Politiker und Prominente unterschrieben während der Expo die «Carta di Milano», ein Manifest gegen den Hunger auf der Welt, darunter auch Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga.
Insgesamt nahmen 145 Länder an der Weltausstellung teil. Viele von ihnen versammelten sich in sogenannten «Cluster-Pavillons», die unter anderem in die Themen Reis, Schokolade und Kaffee unterteilt waren.
Die Expo im Zeichen der Schweiz
An sogenannten «Nationentagen» konnten die Länder sich gezielt dem Expo- Publikum vorstellen. Die Schweiz hatte dazu schon am 18. Mai Gelegenheit. Sie liess die Welt an ihren Volkstraditionen teilhaben: Die schrillen Töne der Basler Fasnachtscliquen hallten unter den weiten Zelten der Expo-Hauptallée und Schweizerfahnen flatterten in der lombardische Frühlingsluft.
Bundespräsidentin Sommaruga lobte bei diesem Anlass das Konzept des Schweizer Pavillons, der die Folgen des Eigennutzes architektonisch veranschaulicht.
Die Silotürme im Pavillon waren so konstruiert, dass die vier Nahrungsmittel Apfelringe, Wasser, Kaffee und Salz für eine gewisse Zeit nicht verfügbar waren. Wenn sich ein Stockwerk in einem Turm leerte, weil die Besucher alle Lebensmittel eingesteckt hatten, musste gewartet werden, bis sich auch die Stockwerke in den anderen Türmen leerten. Erst dann durften die Besucher wieder zugreifen.
Am Ende der Expo waren die Apfelringe aus dem Thurgau und die Wasserbecher sogar ganz aufgebraucht. Das Salz dagegen konnte den Besuchern bis zuletzt offeriert werden. Vom Kaffee aus Schweizer Produktion blieb noch wenig mehr als die Hälfte übrig.
Expo-Recycling und Imagepflege
Was von der Expo bleiben wird, ist dagegen weniger konkret. Der italienische Pavillon und der zum Wahrzeichen avancierte «Baum des Lebens» sollen auf dem Gelände verbleiben.
Die Pavillons sollen dagegen abgebaut und abtransportiert werden. Für sie gibt es einige kreative Ideen – so sollen der brasilianische Pavillon versteigert und der Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate in Abu Dhabi wieder aufgebaut werden. Die Ideen für eine Nachnutzung des Expo-Geländes reichen von einem Uni-Campus über ein Zentrum für Start-Ups bis hin zu einer grossen Grünfläche.
Der italienische Ministerpräsident Renzi nutzte die Weltausstellung fleissig zur Imagepflege, er empfing in Mailand zahlreiche Regierungschefs und bemühte sich das Bild des wirtschaftlich gebeutelten Italiens in der Welt zu verbessern.
Laut einer Studie der Mailänder Wirtschaftsuniversität Bocconi hat die Expo Milano im Zeitraum von 2011 bis 2020 direkt oder indirekt dazu beigetragen, dass 61'000 neue Stellen geschaffen wurden. (sda/dpa/apa)