Vom Bundesamt für Verkehr (BAV) aufgehoben wurde die laufende Konzession für die täglichen Verbindungen St. Gallen-Zürich-Lausanne-Genf, Zürich-Bern-Montreux sowie Zürich-Basel-Luzern-Lugano mit jeweils mehreren Zwischenhalten. Der letzte Betriebstag für diese Linien werde der 15. November sein, teilte Eurobus am Mittwochabend mit.
Für Kundinnen und Kunden mit einem gebuchten Ticket ab dem 16. November wird eine Lösung gesucht. Sie werden ihr Geld in den kommenden Wochen wohl zurückerstattet erhalten. Entsprechende Gespräche mit dem Vertriebspartner Flixbus laufen. Ob es zu Entlassungen kommen wird, ist unklar. Eurobus zeigte sich zuversichtlich, dass sich für die von der Aufgabe dieser Strecken betroffenen zwanzig Mitarbeitenden teilweise eine interne Lösung finden lasse. Nicht tangiert vom Rückzug werden die Fernverbindungen ins Ausland.
Fingerzeig für den Gesetzgeber
Der Betriebsschluss von «Swiss-Express» erfolgt nur rund anderthalb Jahre nach dem operativen Start der Fernbuslinien. Zwar seien die Passagierzahlen in den vergangenen Monaten gestiegen und die Kunden hätten positive Rückmeldungen gegeben, die Nachfrage sei aber immer noch deutlich unter den Erwartungen geblieben, stelllt der Fernbusanbieter fest.
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA kritisierte Roger Müri, Geschäftsführer des Schweizer Geschäfts von Eurobus, die schwierigen Rahmenbedingungen: «Diese machen es einem Pionierunternehmen in einem neuen Markt sehr schwer.» Die Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz werde damit fast verunmöglicht.
«Damit Fernbusse in der Schweiz ihre Rolle als sinnvolle Ergänzung des öffentlichen Verkehrs finden können, muss es neue Regeln geben», sagte Müri. Heute könnten private Anbieter zu wenig schnell und zu wenig flexibel auf die effektive Nachfrage reagieren. Zudem fehle eine Praxis im Umgang mit neuen Konzessionsgesuchen im öffentlichen Fernverkehr.
Vergebliches Warten auf Fortschritte
So sehe sich das Unternehmen beispielsweise bis heute gezwungen, Teilstrecken oder Fahrpläne beizubehalten, für die praktisch keine Nachfrage bestehe. Die Kritik gilt unter anderem dem Bund, der die Konzessionen ausstellt: Eine im Juli 2019 eingereichte Anpassung des Fahrplans an die Kundenbedürfnisse auf den bestehenden Strecken habe bis dato nicht umgesetzt werden können, monierte Müri.
Zudem sei über gewünschte Angebotserweiterungen, wie die im öffentlichen Verkehr als Ergänzung zur Bahn erstmals geplanten Nacht- und Frühanbindungen an die Flughäfen, bis heute noch nicht entschieden worden. Die SBB hatten Anfang Woche vor den Medien betont, sie wollten solche Linien «in Zusammenarbeit mit Eurobus» realisieren.
«Ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll»
Nicht zuletzt aus Umweltgründen müsse er nun auf die Notbremse treten, sagte Müri. «Es ist ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll, auf Teilstrecken mit sehr wenigen Fahrgästen, unnötig Ressourcen zu verbrauchen.» Das sei gerade mit Blick auf die aktuelle Klimadebatte nicht mehr zu verantworten.
Müri bedauerte den Schritt. Sein Team habe «viel Geld und Zeit» in die Arbeit investiert. Eurobus lässt sich jedoch langfristig eine Hintertüre offen: Das Projekt «Schweizer Fernbus» werde weiterverfolgt. Das private Personentransportunternehmen sprach denn auch von einem vorübergehenden Rückzug, der Betrieb werde nur «vorerst» eingestellt.
Übriger Betrieb läuft weiter
«Wir sind bei geklärten Rahmenbedingungen gerne bereit, ein neuerliches Engagement in Betracht zu ziehen», sagte Müri. Er sei weiterhin vom Fernbuskonzept überzeugt.
Ins Ausland bietet Eurobus Gruppenreisen beziehungsweise den sogenannten Rust-Express an. Insgesamt betreibt das zur Knecht-Gruppe gehörende Unternehmen 300 Mini-, Linien- und Reisebusse. 2018 erwirtschafteten über 500 Mitarbeitende einen Umsatz von 127 Millionen Franken. (sda)