Die Luftfahrt durchlaufe eine seit Ende des Zweiten Weltkriegs beispiellose Krise und der Genève Aéroport sei erstmals in der Geschichte in die rote Zahlen gerutscht, teilte die Flughafenbetreiberin am Dienstag mit. Am Ende verblieb ein hoher Verlust von 129,5 Millionen Franken nach einem Plus von 84,1 Millionen Franken im Jahr davor.
Bereits früh im Jahr war der weltweite Tourismus mit Ausbruch der Corona-Pandemie in China ins Stocken geraten und schliesslich im Frühjahr aufgrund weltweiter Lockdowns, Grenzschliessungen, Quarantänebestimmungen etc. praktisch zum Stillstand gekommen. Davon erholt sich die Reise- und damit auch die Luftfahrtbranche nur schleppend, auch weil die Pandemie noch nicht ausgestanden ist.
Umsatz bricht ein
Wie bereits bekannt ging das Passagieraufkommen in Genf im Jahr 2020 um 69 Prozent auf noch 5,6 Millionen Fluggäste zurück. Stark rückläufig war auch die Zahl der Starts und Landungen: Im Gesamtjahr wurden 86'353 Flugbewegungen verzeichnet – ein Minus von 54 Prozent gegenüber dem Jahr davor.
Im Jahr 2019 waren am Genfer Flughafen 17,9 Millionen Passagiere abgefertigt worden. Solche Zahlen – wenn überhaupt – erwartet die Flughafenbetreiberin nun erst wieder für das Jahr 2024.
Der Umsatz brach im Berichtsjahr um rund 300 Millionen auf 191,2 Millionen Franken ein, wie Genève Aéroport am Dienstag weiter schreibt. Im Bereich Luftfahrt sackte er um zwei Drittel auf 94,3 Millionen Franken ab und die «nicht luftfahrtspezifischen Umsätze» für Detailhandels-, Park- und Mieteinnahmen fielen etwas weniger stark um 18 Prozent auf 96,9 Millionen zurück.
Zahl der Beschäftigten sinkt
Um den Nachfrageschock so gut wie möglich abzufedern, wurden in Genf dutzende Projekte verschoben und es wurde auch an der Kostenschraube gedreht. Die Investitionen wurden nach dem Rekord von 250 Millionen Franken aus dem Vorjahr auf noch knapp 135 Millionen zurückgefahren, die Personalkosten um 12 Prozent und die Betriebskosten um 40 Prozent gesenkt.
Der Genfer Flughafen profitierte dabei von Rückerstattungen aus der Kurzarbeit. Zudem sei ein Einstellungsstopp verfügt und befristete Verträge seien teils nicht verlängert worden. Und auch der Wegfall von Bonuszahlungen sowie die Abgeltung von Zeit- und Feriensaldi hätten einen Beitrag zur Senkung der Personalkosten geleistet.
Trotz allem wurden in der Krise Stellen abgebaut. Per Ende 2020 lag der Stellenetat am Genfer Flughafen gemessen an den Vollzeitäquivalenten bei 1041. Das sind knapp dreissig weniger als Ende 2019. Der Wert reduzierte sich bis Ende Januar 2021 weiter auf 1'018.
Insgesamt bot der Genève Aéroport 147 Reiseziele an. Die bedeutendste Fluglinie in Genf war EasyJet mit einem Marktanteil von knapp 46 Prozent gefolgt von Swiss (14 Prozent), British Airways (5,5 Prozent) und Air France (4,2 Prozent). (awp sda og)