Am späten Sonntagabend hatte Hello Insolvenz angemeldet und den Flugbetrieb ab Basel und Zürich per sofort eingestellt. Betroffen vom Aus der Airline sind rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sämtliche Flugzeuge und Besatzungsmitglieder sind derzeit in der Schweiz.

«Das Grundproblem von Hello ist, dass es sich um eine reine Chartergesellschaft handelt», sagte Hansjörg Bürgi, Chefredaktor von SkyNews.ch, am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Das Chartergeschäft sei ein risikoreiches Geschäft und leide an massiven Überkapazitäten.

Hello sei als Chartergesellschaft stark von Reiseveranstaltern abhängig gewesen, von denen jetzt zwei insolvent geworden seien. «Das reichte schon, dass auch Hello das Geld ausging», so der Luftfahrtspezialist.

Der hohe Frankenkurs hat gemäss Hello etwa zur Kündigung eines Vertrages mit TUI Deutschland geführt. Wie am vergangenen Mittwoch bekannt wurde, plant TUI Deutschland stattdessen, im kommenden Sommer das Flugangebot ihrer eigenen Chartergesellschaft in der Schweiz deutlich auszubauen.

Hinters Licht geführt worden
Neben der Zahlungsunfähigkeit zweier französischer Grosskunden und dem gestrichenen Auftrag von TUI Deutschland nannte Hello als weitere Gründe für das Grounding den immer härter werdenden Konkurrenzdruck im Tourismusgeschäft, hohe Treibstoffkosten sowie die Fehlleistungen des ehemaligen Finanzchefs.

So wurde kürzlich entdeckt, dass der ehemalige Finanzchef die Geschäftszahlen frisiert hatte. Hello trennte sich nach eigenen Angaben per Ende September von diesem, weil die wöchentlich und monatlich der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat zur Verfügung gestellten Geschäftszahlen falsch waren.

Die beiden Organe seien deshalb immer überzeugt gewesen, dass Hello über genügend Liquidität verfüge. Alle Versuche, die Fluggesellschaft kurzfristig neu zu kapitalisieren, seien gescheitert, so Hello.

Der Konkursrichter des zuständigen Gerichts hat am Montagvormittag Hello bis Ende November einstweilen einen Konkursaufschub gewährt. Damit erhalten Verwaltungsrat und Management etwas Zeit, um für eine Rekapitalisierung der Firma zu sorgen.

Am Schweizer Chartermarkt löst das Ende von Hello nach Einschätzung von Experten nicht viel aus. Die Nachfrage würde durch Konkurrenten wie Low-Cost-Airlines aus dem Ausland gedeckt.

Tausende Kunden betroffen
Eine Umfrage bei den grossen Reisekonzernen in der Schweiz hat ergeben, dass nach dem Aus für einige Tausend Reisende andere Flüge gesucht werden müssen.Wäre das Grounding vor einer Woche erfolgt, wären die Auswirkungen vermutlich gravierender gewesen, weil in vielen Kantonen noch Herbstferien waren.

Bei Hotelplan Suisse etwa – einem sehr wichtigen Kunden – sind innerhalb der nächsten zehn Tage rund 2500 Kundinnen und Kunden von der Einstellung des Flugbetriebs betroffen. Hotelplan hatte Hello-Flugzeuge für acht Flugrotationen(Hin- und Rückflüge) zu verschiedenen Destinationen in Ägypten, auf die Kanarischen Inseln und nach Zypern vorgesehen.

Bereits am Montag wurde für all diese Flüge ein Ersatz gefunden. Kurzfristig für Hello in die Bresche gesprungen sind dabei zum Lufthansa-Konzern gehörende Edelweiss Air und Air Berlin.

Das Reiseunternehmen Kuoni muss in der laufenden Woche für rund 100 Kuoni- und Helvetic-Tours-Kunden Ersatzlösungen finden. ITS Coop Travel sucht für 170 Kunden im ägyptische Marsa Alam alternative Rückflüge. Lösungen werden auch gesucht für 144 Passagiere, die eigentlich am Montag mit Hello nach Marsa Alam geflogen wären.

Bereits mit einer Ersatzmaschine sind am Montag Kundinnen und Kunden des Reisekonzerns TUI Suisse nach Antalya geflogen. Ansonsten sind bei TUI Suisse bis Saisonende lediglich 100 Gäste und fünf Destinationen von der Stilllegung betroffen.

Hello hatte als reine Chartergesellschaft keine Flugreisen direkt an Passagiere vertrieben. Sämtliche Sitze sind über Pauschalvereinbarungen mit Reisebüros verkauft worden. (npa/A. Clemenz Berger/sda)