Man habe sich ganz bewusst für die englische Bezeichnung für «Stuhl» entschieden, teilte die umgetaufte Gesellschaft am Dienstag vor den Medien am Flughafen Zürich mit. Der «Stuhl» stehe für den Sitzplatz im Flugzeug. Mit der farblichen Trennung des roten «ch» und des blauen «air» im Logo deute man auf die Schweizer Herkunft hin. Die Swissness sei für die Schweizer Airline sehr wichtig.
Dass der Name auf französisch «Fleisch» bedeutet und gleich tönt wie «teuer» (cher), nehmen die Verantwortlichen in Kauf. Man habe sogar humoristische Rückmeldungen aus der Westschweiz erhalten, erklärte Chair-Kommerzchef und Verwaltungsrat Urs Pelizzoni. Den Namen Germania hätte die Schweizer Fluggesellschaft eh nicht mehr lange verwenden können. Der Insolvenzverwalter der deutschen Germania habe für die Weiterbenutzung Geld gefordert, sagte Pelizzoni.
Allerdings hätten die Deutschen vergessen gehabt, den Namen Germania in der Schweiz zu schützen. Deshalb habe man vor einem hiesigen Richter eine so genannte Schutzschrift beantragt und erhalten, sagte Pelizzoni. Den Namen Germania hätte man so noch rund ein Jahr verwenden können. Allerdings sei dies gar nicht das Ziel gewesen. Denn durch die Pleite der deutschen Gesellschaft sei der Name verbrannt.
Kosten nicht beziffert
Die Kosten für den Markenwechsel könne er erst in drei Jahren beziffern. Denn es müssten sehr viele Abläufe und Prozesse angepasst werden wie beispielsweise die Schilder an allen Flughäfen. Die erste Maschine stand am Dienstagabend schon im neuen Logo auf dem Rollfeld in Zürich. Die beiden weiteren Flugzeuge würden in den kommenden Tagen umbemalt. Ein kompletter Uniformwechsel sei im Moment nicht geplant. Im Moment würden Piloten und Kabinenbesatzung nur neue Foulards und Krawatten erhalten.
An der Strategie werde nichts geändert. «Unsere Hauptkunden sind seit jeher die Reiseveranstalter, und das soll auch so bleiben», hiess es. Mit Hotelplan Suisse seien wieder alle drei grossen Reiseveranstalter der Schweiz an Bord, sagte Pelizzoni. Mit dem Einzelplatzverkauf wolle man die Auslastung optimieren. Die Airline fliegt noch mit drei Airbus A319, nachdem eine vierte Maschine wegen rechtlichen Problemen mit der Insolvenz an Thomas Cook abgetreten worden war. Der Sommerflugplan musste in der Folge ausgedünnt werden.
Gewinnschwelle für 2020 angepeilt
Nun soll die Restrukturierung Ende des Jahres abgeschlossen sein, erklärte Pelizzoni: Wenn der Sommer 2020 gelinge, werde man im nächsten Jahr operativ die Gewinnschwelle erreichen. Unter die Flügel greift der Chair die polnische Enter Air, die vor einem Monat 49,99 Prozent der Anteile an der Schweizer Gesellschaft gekauft hat. Die restlichen 50,01 Prozent hält Air-Prishtina-Chefin Leyla Ibrahimi.
Beide Airlines werden im Flugbetrieb zusammenarbeiten. So könnte Enter Air für Chair ein Flugzeug zur Verfügung stellen, falls es die Nachfrage erfordere, erklärte Enter Air-Geschäftsleitungsmitglied Andrzej Kobielski. Chair solle wachsen. Derzeit sei man in der Planung für nächstes Jahr, sagte Ibrahimi: «Es wird sich zeigen, ob es Bedarf für eine vierte Maschine gibt. Die drei Maschinen sind für 2020 praktisch voll verplant.» (awp sda)