Insgesamt hat die Swiss im ersten Halbjahr einen operativen Verlust von 266,4 Millionen Franken eingeflogen nach einem Gewinn von 245,3 Millionen im Vorjahressemester. Der Umsatz stürzte um rund 55 Prozent auf 1,17 Milliarden Franken ab, wie die Swiss am Donnerstag in einem Communiqué bekannt gab. Schuld ist die Coronapandemie.
Wegen den Reisebeschränkungen stand zeitweise 95 Prozent der Flotte am Boden. In den ersten sechs Monaten flogen lediglich noch 3,2 Millionen Passagiere mit der Swiss. Das sind 64 Prozent weniger als im Vorjahr. Am schlimmsten war es im April, als die Zahl der Reisenden um über 99 Prozent zusammenschmolz.
[IMG 2]Zwei Drittel der Flotte wieder im Einsatz
Im Juni wurde der Minimalflugbetrieb sukzessive auf 15 bis 20 Prozent der ursprünglich geplanten Kapazität wieder hochgefahren. Bis zum Herbst sollen mit etwa einem Drittel der Kapazitäten rund
85 Prozent aller Destinationen wieder angeflogen werden, die vor der Coronakrise bedient wurden. Seit Juli seien rund zwei Drittel der 91 Swiss-Flugzeuge wieder im Einsatz, schrieb die Schweizer Airline.
In den derzeitigen Sommerferien verzeichne die Swiss vor allem in Europa eine starke Nachfrage sowie eine hohe Auslastung, die fast auf Vorjahresniveau liege, wenn auch bei deutlich geringerer Kapazität. Dies betreffe vor allem Tourismusziele und den Besuchsreiseverkehr bei Freunden und Familien, hiess es.
Dagegen sei bei den Geschäftsreisen die Nachfrage weiterhin äusserst schwach. Auch der Interkontinentalverkehr erhole sich aufgrund der andauernden Einreisebeschränkungen nur sehr langsam, schrieb die Airline.
«Die positive Entwicklung der Nachfrage nach Reisen in Europa stimmt uns verhalten optimistisch. Uns ist aber bewusst, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt, bis diese Krise überwunden ist», erklärte Klühr. Es gebe die Chance, dass sich die Lage im Sommer 2021 wieder erhole. Entscheidend für eine Erholung sei die weitere Entwicklung im Interkontinentalverkehr, insbesondere auf den sehr wichtigen Strecken nach Nordamerika.
Erholung dauert länger als erwartet
«Die Rückkehr zur Profitabilität wird länger dauern als wir erhofft haben», sagte Klühr in einem Videointerview mit der Nachrichtenagentur AWP: «Wir gehen davon aus, dass wir das Vor-Corona-Niveau irgendwann 2023 oder 2024 erreichen.» Die Jahre bis dahin würden schwierig.[RELATED]
Es sei ganz schwer, eine Prognose zu machen aufgrund der Unsicherheiten über die Reisebedingungen, Reiseregeln oder Quarantänebestimmungen, die sich von Tag zu Tag ändern würden. Auch der Verlauf der Weltwirtschaft sei schwierig zu prognostizieren.
Angesichts des Nachfrage-Einbruchs setzt die Swiss die Schere bei den Ausgaben an. «Wir müssen sicher eine nachhaltige Kostensenkung in der Grössenordnung von 20 bis 25 Prozent erreichen», sagte Klühr. «Es sind alle Bereiche aufgefordert, Kostensenkungen zu erreichen. Wir haben einen Einstellungsstopp, Kurzarbeit und werden unser Projektportfolio sehr hart anpacken.»
Auch auf der Führungsebene werde die Swiss die Anzahl der Kaderposten reduzieren. Um wie viele sei noch nicht festgelegt. Der Swiss-Mutterkonzern Lufthansa will die Anzahl der Jobs für Führungskräfte konzernweit um 20 Prozent beziehungsweise um 200 Stellen verringern.
Flugzeuge ausgemustert
Zudem setzt der Konzern bei den Flugzeugen an. Die Flottengrösse solle durch die verzögerte Auslieferung der bestellten Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge verkleinert werden. Und man prüfe die vorgezogene Ausmusterung älterer Flugzeuge.
Was dies für 91 Maschinen der Swiss heisst, wollte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einer Medienkonferenz nicht genau beziffern: Die Flottengrösse hänge auch bei der Swiss davon ab, wie die einzelnen Märkte zurückkommen würden.
Der Mutterkonzern weitete den Konzernverlust zur Jahresmitte auf 3,62 Milliarden Euro aus. Vor einem Jahr hatte dort ein saisontypisches Minus von 116 Millionen Euro gestanden. Europas grösste Luftverkehrsgruppe will nun ihre Kosten bis zum Jahr 2023 um 15 Prozent senken, die Flotte um mindestens 100 Flugzeuge verkleinern und 22'000 Vollzeitstellen abbauen. (awp/sda)