Hinter der Idee einer Verknüpfung steht die Erkenntnis, dass ein grosses Pistenangebot mehr Skiurlauberinnen und -urlauber anzieht. Es gehe bei dem Projekt um die physische Verbindung von drei Skigebieten und nicht um die Schaffung neuer Pistenkilometer, sagte der Projektleiter der Machbarkeitsstudie, der Obwaldner alt Regierungsrat Niklaus Bleiker, gegenüber den Medien. Die Verbindungsbahnen würden ausserhalb von Schutzzonen und unberührten Talkesseln erstellt und befänden sich in touristischen Schwerpunktgebieten der Kantone Bern und Obwalden.
Potential hat ein Zusammenschluss gemäss der Studie, weil die drei Skigebiete sich voneinander unterscheiden. Engelberg ist eher hochalpin ausgerichtet, Melchsee-Frutt ist ein Familienskigebiet, der Hasliberg ist sehr sonnig. Wer vom Skigebiet Engelberg in den Hasliberg wechseln wird, müsste eine Bähnlifahrt von etwa 25 bis 30 Minuten auf sich nehmen. Eine Verbindung könnte zwischen der Melchsee-Frutt und Meiringen-Hasliberg erheblich einfacher und kostengünstiger realisiert werden als Richtung Engelberg-Titlis.
Tagestouristen im Fokus
Mehr Tagestouristen zu generieren ist nicht das Ziel der angedachten Verbindungsbahnen. Wer nur für einen Tag kommt, wird das Angebot kaum nutzen. Vielmehr sollen zusätzliche Mehrtagestouristen gewonnen werden. Erfahrungen aus anderen Skigebieten zeigen aber auch, dass Mehrtagestouristen den Skigebietswechsel nicht sehr stark nutzen.
Auf Mehrtagestouristen angewiesen wären die Verbindungsbahnen auch aus finanziellen Gründen. Der zu erwartende zusätzliche Verkehrsertrag ergibt für die Bergbahnen eine eher knappe Rentabilität. Das Projekt würde sich nur rechnen, wenn in allen drei Regionen zusätzliche Logiernächte generiert werden.
Die eher tiefe Bettenauslastung in den Skigebieten soll deswegen erhöht werden, oder wie es Bleiker sagte, kalte Betten sollen in warme umgewandelt werden. Ein massgeblicher Mehrverkehr auf den Strassen sollte der Angebotsausbau mit seiner Konzentration auf Mehrtagestouristen nicht haben.
Ertragsminderungen drohen
Die Studie kommt zum Schluss, dass das Projekt eine Chance für die Weiterentwicklung der drei Tourismusgebiete sein könne. Ein Verzicht auf die Verbindung könnte auch zu sinkenden Verkehrserträgen bei den Bahnen führen könnte.
Wird dieses Risiko einberechnet, kommt die Studie auf zusätzliche Verkehrserträge von 7,1 Millionen Franken. Die gesamte jährliche Wertschöpfung der Verbindungsbahnen für die Region wird auf 12 bis 20 Millionen Franken beziffert. Die Kenntnis der gesamten Wertschöpfung des Verbindungsprojekts sei im Hinblick auf die Finanzierung mit öffentlichem Geld von Bedeutung, heisst es im Bericht.
Corona kein Thema
Nicht berücksichtigt wurde in der Studie die Coronakrise. Bleiker begründete dies damit, dass der Realisierungshorizont fünf bis 20 Jahre betrage. Bis dahin sei die Pandemie wohl ausgestanden, sagte er. Als eher gering schätzt er den Einfluss des Klimawandels ein, dies wegen der Schneesicherheit und den künstlichen Beschneiungsmöglichkeiten.
Ausgerichtet ist die angedachte Verbindung der drei Ferienregionen auf den Skitourismus. Allerdings gibt es, wie es in der Studie heisst, einen Trend weg vom skifahrenden Gast, die Zahl der Sommergäste steigt. Ökonomisch sind für die Bergbahnen und Skiliftbetreiber indes vor allem die Skifahrerinnen und Skifahrer interessant. Über das weitere Vorgehen entscheiden werden die drei beteiligten Bergbahnen, die Bergbahnen Engelberg-Titlis AG, die Sportbahnen Melchsee-Frutt und die Bergbahnen Meiringen-Hasliberg AG.
Opposition angekündigt
Über das weitere Vorgehen entscheiden werden die drei beteiligten Bergbahnen, die Bergbahnen Engelberg-Titlis AG, die Sportbahnen Melchsee-Frutt und die Bergbahnen Meiringen-Hasliberg AG.
Entscheiden sie sich für die Verbindungsbahnen, müssen sie sich auf den Widerstand von Umweltschützern einstellen.
So teilte die IG Pro Frutt-Engstlenalp mit, sie werde die Pläne rechtlich durch alle Instanzen bekämpfen. Die geplanten Verbindungsbahnen würden das zerstören, was die Erholungssuchenden schätzten, nämlich die ruhige und unverbaute Natur.
Es sei angesichts der Klimaerwärmung falsch, auf den Wintertourismus zu setzen, teilte die IG mit. In der Studie sei es verpasst worden, Alternativen zur touristischen Positionierung der Region zu prüfen, so die Eignung des Gebiets Frutt-Engstlenalp für den sanften Tourismus. Für die IG ist auch die Rentabilität des Vorhabens nicht gegeben. Neubauten für zusätzliche Gästebetten seien unerwünscht, die Umwandlung kalter Betten in warme illusorisch. (sda/bbe)