Die Schweiz sei «in erhöhter Bereitschaft», sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Montagnachmittag vor den Bundeshausmedien. In Italien, unweit der Schweizer Grenze, nähmen die Coronavirus-Fälle seit dem Wochenende rasch zu. Damit erhöhe sich das Risiko für die Schweiz. «Der Bundesrat verfolgt die Situation Stunde für Stunde.»
Für restriktive Massnahmen wie das Abriegeln von ganzen Städten oder die Schliessung von Grenzen besteht laut den Schweizer Behörden derzeit aber kein Anlass. Solche Massnahmen gegen eine Epidemie würden erst dann getroffen, wenn es eine solche in der Schweiz gäbe. Das sei bislang nicht der Fall. Noch immer sei hierzulande keine der 300 Personen positiv auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV 2 getestet worden.
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Bund und Kantone seien aber darauf vorbereitet, falls das Virus auch bei Personen in der Schweiz nachgewiesen werde, sagte Berset. «Die Koordination zwischen dem Bund und den Kantonen läuft gut.» Er sei auch laufend in Kontakt mit den italienischen und anderen ausländischen Behörden.
Chinas Botschafter in der Schweiz, Geng Wenbing, ist trotz immer mehr Opfern durch das Coronavirus im Ausland optimistisch für den Schweizer Tourismus. Der Höhepunkt der Krise sei überschritten, in China und weltweit, sagte er. Der Einbruch des Tourismus infolge des Coronavirus kostet laut einer Studie allein Asien bis zu 115 Mrd. Dollar an Wirtschaftsleistung. Derweil hat wegen Bedenken im Zusammenhang mit dem Coronavirus die Schweizer Schule in Rom ihr Skilager im Sport Resort Fiesch (VS) abgesagt.
Tessin im Fokus
Obwohl die Situation unter Kontrolle ist, beschloss die Taskforce bestehend aus Bundes- und Kantonsvertretern am Montagvormittag zusätzliche Massnahmen. Um der rasanten Ausbreitung des Virus in Italien Rechnung zu tragen, wird es ab sofort zusätzliche Tests geben – auch bei Personen, die normale grippeähnliche Symptome zeigen.
Der Fokus liegt dabei auf dem Kanton Tessin, wo täglich zehntausende Arbeitskräfte aus Italien einreisen. Konkret testen die Tessiner Spitäler nun auch schwer erkrankte Personen, die respiratorische Symptome aufweisen, also beispielsweise eine Lungenentzündung.
Die Labors haben in den vergangenen Tagen die Kapazitäten für Tests auf das Coronavirus erheblich erhöht. In der gesamten Schweiz können nun pro Tag bis zu tausend Verdachtsfälle abgeklärt werden. «Ab Dienstag sollen Corona-Tests direkt im Tessin möglich sein», sagte Berset.
Hände waschen
Das Ziel der vorbeugenden Massnahmen ist es, mögliche Verdachtsfälle rasch zu isolieren. Eine Erkrankungswelle in der Schweiz soll möglichst verhindert oder hinausgezögert werden.
Die Behörden intensivieren deshalb auch die Information der Bevölkerung. «Am wichtigsten sind Hygienemassnahmen wie das Händewaschen», sagte Pascal Strupler, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Dazu gebe es neue Broschuren und Flyer, die flächendeckend verteilt würden.
Daneben wird die bundeseigene Hotline in allen Landessprachen verstärkt. Die Zahl der Anrufe auf die Corona-Hotline hat nach Behördenangaben in den vergangenen Tagen zugenommen. Am Sonntag sind demnach 270 Anrufe registriert worden.
Information an Grenzpersonal
Er verstehe, dass die Bevölkerung – insbesondere im Tessin – «verunsichert und verängstigt» sei, sagte BAG-Direktor Strupler. Auch aus diesem Grund starteten Bund und Kantone weitere Sensibilisierungskampagnen. Aktuell im Fokus stehen Einreisende und Pendler an den Grenzen sowie an den Flughäfen. Auch das Personal des öffentlichen Verkehrs und der Grenzwacht soll besonders instruiert werden.
Bundesrat Berset hielt fest, dass die Massnahmen laufend angepasst würden. Noch am Montagnachmittag trifft sich der Bundesstab Bevölkerungsschutz, um die Lage zu analysieren und weitere mögliche Massnahmen zu besprechen. Solche Treffen gibt es seit Ausbruch des Coronavirus in China seit Wochen regelmässig.
Was Grossveranstaltungen betrifft, setzen die Schweizer Behörden vorderhand auf die Eigenverantwortung der Organisatoren. «Sie wissen meistens am besten, welche Massnahmen verhältnismässig und sinnvoll sind», sagte Berset. Der Bund spreche derzeit keine Verbote aus.
Keine weitere Anfragen
Auch Massnahmen an den Grenzen sind aktuell keine geplant. Für den grenzüberschreitenden Schienenverkehr müssten ohnehin einheitliche Massnahmen gelten, da sich das Streckennetz zahlreicher anderer Transportunternehmen wie jenes der Rhätischen Bahn, der Deutschen Bahn und des Flixbus über die Grenzen erstrecke, sagte ein SBB-Sprecher am Wochenende.
Zur Strategie der Schweiz gehört bisher, dass in der Schweiz wohnhafte Personen, die in Corona-Gebieten waren – insbesondere in China oder auf verschiedenen Kreuzfahrtschiffen auf asiatischen Gewässern – nach ihrer Rückkehr in Quarantäne gesetzt werden. Aus den Krisengebieten in China, Südkorea und Iran, wo das Virus derzeit besonders grassiert, sind laut Hans-Peter Lenz vom Aussendepartement EDA derzeit keine Anfragen von Schweizer Bürgern eingegangen. Weitere Repatriierungen seien deshalb im Moment nicht angezeigt. (sda/htr)