Der Digitalisierungsgrad der Skigebiete variiert stark. Die Möglichkeiten, die sich aus Digitalisierung, Mobile, Social Media und Co. ergeben, macht sich das Skigebiet Zermatt am besten zunutze, gefolgt von Davos Klosters und Sölden auf den Rängen zwei und drei. Schlusslicht und damit mit dem grössten Aufholbedarf in der Nutzung digitaler Technologien ist das Skigebiet Samnaun. Zu diesem Ergebnis kommt die auf digitale Transformation spezialisierte Beratungsfirma Atos Consulting in einer bei 14 ausgewählten Skigebieten durchgeführten Analyse.

Untersucht wurden zwölf Grossskigebiete in der Schweiz sowie zwei in Österreich mit mehr als 150 Pistenkilometern. Zentraler Untersuchungsgegenstand war dabei eine für einen Skifahrer typische Customer Journey, also: Recherche, Anreise, Skifahren, Mittagessen und Rückreise. Innerhalb dieser Journey wurden typische Anwendungsfälle wie beispielsweise «Welche Bahnen und Pisten sind aktuell geöffnet?» oder «Kann ich Tickets online/per App kaufen?» hergeleitet und durch Customer-Experience-Experten von Atos Consulting bewertet.

Den ersten Platz belegt das Skigebiet Zermatt mit einer Note von 4.9 (Höchstnote 6). Der Walliser Skiort überzeuge mit einem hervorragenden Angebot auf allen digitalen Kanälen, so die Studie. So profitierten Besucher nebst dem Pflichtprogramm mit Pistenplan, Wetterinfos und Ticketshop auch von einem Fahrplan der Bahnen, gratis-WLAN sowie der App «Skiguide Zermatt». Die App überzeuge als eine der besten der in der Analyse betrachteten Lösungen, indem sie eine Vielzahl der Möglichkeiten mobiler Apps ausschöpfe. Nebst einer GPS-Navigation sowie einem Restaurant-Guide seien in der mobilen Lösung alle weiteren notwendigen Infos verfügbar, z.B. Warnmeldungen und Tourenvorschläge.

Zermatt gefolgt von Davos Klosters und Sölden
Auch auf das Podest geschafft haben es Davos Klosters mit einer Note von 4.6 sowie Sölden (4.3). Davos Klosters trumpfe auf mit einer übersichtlich aufgebauten Website, die dank einem modernen Design und einer benutzerfreundlichen Navigation eine durchgängige User-Experience biete. Des Weiteren überzeugte der Skiort die Studienautoren mit einem Live-Status der Pisten auf der mobilen App oder dem Live-Support via WhatsApp. Sölden wiederum präsentiere sich mit einer modernen Website und durchgängig konzipierten App. Hervorzuheben seien die interaktive Ortskarte sowie der Fakt, dass die Customer Experience auch integrierte Angebote umfasst, die nicht strikt mit dem Wintersport zu tun haben.

Gefolgt werden die drei Skigebiete von einem starken Mittelfeld mit Saas Fee (4.2), Flims Laax Falera (4.1), Gstaad Mountain Rides (3.5) und Portes du Soleil (3.5). Die Ränge acht bis 13 belegen die Gebiete Arosa Lenzerheide (3.3), St. Anton am Arlberg (3.0), Adelboden (2.9), Jungfrau (2.4), St. Moritz – Corviglia (2.3) und 4 Valées (2.1). Die rote Laterne geht an den Skiort Samnaun mit einer Note von 1.9. Samnaun verfüge weder über eine mobile App, noch präsentiere das Skigebiet sein gesamtes Angebot auf der Website, kritisiert Atos Consulting.

Positive Entwicklungen, aber noch viel Potenzial vorhanden
Die Autoren halten grundsätzlich fest, dass die digitale Transformation in den Skigebieten mehrheitlich angekommen ist, wobei der Reifegrad sehr unterschiedlich sei. Obschon beinahe alle analysierten Skigebiete erkannt hätten, dass Kunden mit mobilen Angeboten ein Mehrwert geboten werden kann, entspreche der offerierte Funktionsumfang in den wenigsten Fällen den Kundenerwartungen und -bedürfnissen.

So würden Web-Inhalte noch zu oft bedienungsunfreundlich dargestellt: Inhalte seien meist schlecht strukturiert und gruppiert, zudem würden sie auf mobilen Geräten miniaturisiert wiedergegeben.Die Navigation gestalte sich damit zu einer Knacknuss: Informationen liessen sich schwer finden und seien auf mobilen Geräten schwer lesbar. Zudem wiesen in den meisten Fällen die mobilen Webseiten signifikant weniger Inhalte auf als die Desktop-Versionen – ein Bereich, der klares Verbesserungspotenzial aufweise. Erfreulich sei, dass bei den meisten Skidestinationen die Skipässe online gekauft werden können. Dieser für Kunden offensichtliche Mehrwert wurde erkannt und konsequent umgesetzt, lobt Atos.

«Die allermeisten Resorts haben erkannt, dass mobile Angebote für die Kunden geschaffen werden müssen – sei es mittels einer ‘responsive‘ Website oder einer nativen App. Positiv hervorzuheben ist zudem die Tatsache, dass viele Skigebiete den Kauf von Skitickets online oder via App ermöglichen», beurteilt Daniel Truninger, Customer Experience Experte bei Atos Consulting und Studienleiter, die Digitalisierungssituation der Skigebiete. «Es wäre jedoch verheerend, sich jetzt auf den Lorbeeren auszuruhen und das Thema als abgeschlossen zu betrachten, denn das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. Weiterentwicklungsmöglichkeiten sehen wir vor allem in der Schaffung von Angeboten, die an das Erlebnis vor und nach dem Tag auf der Piste anknüpfen und die Customer Experience ins Zentrum rücken.» (htr/og)