Mit den nationalen Wahlen vom 22. Oktober politisieren neue Parlametarierinnen und Parlamentarier in Bundesbern. Die hotelrevue stellt eine Auswahl jener Politiker vor, die aus touristischer Sicht interessant sind. Im Ständerat handelt es sich um den überraschend gewählten SP-Mann Baptiste Hurni aus Neuenburg. Im Nationalrat um Nadine Gobet von der FDP Freiburg, von der Mitte der Luzerner Pius Kaufmann und der Berner Reto Nause, der Galrner SVP-ler Markus Schnyder sowie der Schwyzer Heinz Theiler von der FDP.

Die Politikerin und die fünf Politiker gewichten den wirtschaftlichen Aspekt des Tourismus. Er wirke als Motor in weniger bekannten Regionen und müsse deshalb weiterentwickelt werden. Bundesbern müsse gute Rahmenbedingungen und funktionierende Infrastrukturen schaffen, die den Tourismus im Einklang mit der Natur fördern. [RELATED]

Baptiste Hurni

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Ständerat
Geboren: 1986
Partei: SP Kanton Neuenburg
Beruf: Rechtsanwalt
Wohnort: Neuenburg

Fährt am liebsten in Les Bugnenets-Savagnière Ski, wo die Erfolgsgeschichte von Abfahrtsweltmeister Didier Cuche begann und wo er seiner Tochter das Skifahren beibringen möchte.

Welche Tourismusanliegen werden Sie vertreten?
Der Tourismus ist ein Wirtschaftszweig, der es verdient, verteidigt zu werden. Ich werde mich für einen bürgernahen Tourismus einsetzen, der die Regionen und ihr Know-how hervorhebt und sich in eine Region einfügt. Wir brauchen einen Tourismus im Einklang mit der Natur und nicht gegen sie. Wir müssen auch die weniger bekannten Regionen unseres Landes aufwerten, die voller Vorzüge sind.

Wie kann das Parlament zu bezahlbarem Wohnraum für Mitarbeitende in Tourismusregionen beitragen?
Die Instrumente sind dieselben wie für bezahlbaren Wohnraum in Städten. Zunächst sollte das uns bekannte Mietrecht respektiert und durchgesetzt werden, das eine gesetzliche Maximalrendite kennt, die jedoch fast immer überschritten wird.

Das uns bekannte Mietrecht sollte respektiert und durchgesetzt werden.

Darüber hinaus können durch das Kauf- und das Vorkaufsrecht der öffentlichen Hand erschwingliche Wohnungen auf den Markt gebracht werden, die den gesamten Markt in Richtung zulässigere Preise ziehen. Als Anwalt bin ich hauptsächlich im Bereich der Raumplanung und des Baurechts tätig. Hier sehe ich einen Missstand bei den Verfahren. Diese sollten verkürzt werden, und es sollte möglich sein, offensichtlich missbräuchliche Einsprachen rasch abzuweisen.


Nadine Gobet

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Nationalrätin
Geboren: 1969
Partei: FDP Kanton Freiburg
Beruf: Directrice de la Fédération Patronale et Economique
Wohnort: Bulle

Mag die umliegenden Kleinskigebiete Moléson, Charmey und La Berra und hat sich in die Skipisten von Verbier verliebt.

Welche Tourismusanliegen werden Sie vertreten?
Seit ich mich in der Politik engagiere, setze ich mich für gute Rahmenbedingungen für die Entwicklung der touristischen Infrastruktur ein. Insbesondere durch öffentlich-private Partnerschaften. Dies mit dem Ziel, einen qualitativen Tourismus zu fördern, der mit den Werten der Schweiz und des Kantons Freiburg in Verbindung steht: Natur, Gastronomie, Geschichte und Kulturerbe.

Wie werden Sie die Hotellerie, die Gastronomie und den Tourismus beim Fachkräftemangel unterstützen?
Um diese Herausforderung zu meistern, ist die Qualität der Ausbildung von entscheidender Bedeutung. In den Berufsverbänden, die wir in der Fédération Patronale et Economique verwalten, ist die Ausbildung ein vorrangiges Thema. Ich unterstütze daher viele Kommunikationsmassnahmen und Veranstaltungen, die auf Werbung der verschiedenen Berufe im Tourismussektor bei Jugendlichen und ihren Eltern beruhen.

Die Qualität der Ausbildung ist von entscheidender Bedeutung.

Bildung ist aber in allen Lebensphasen wichtig, bei der Grundausbildung, der Weiterbildung und der Umschulung. Gleichzeitig muss das vorhandene Arbeitskräftepotenzial in der Schweiz mit Anreizen, etwa auf steuerlicher Ebene, besser genutzt werden, um die Arbeit attraktiver zu machen, mehr Flexibilität zu bieten und gleichzeitig die Personenfreizügigkeit beizubehalten.


Pius Kaufmann

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Nationalrat
Geboren: 1971
Partei: Die Mitte Kanton Luzern
Beruf: Gemeinde­ammann
Wohnort: Escholzmatt-Marbach

Fährt mit seiner Familie sehr gerne in den Entlebucher Bergen, in Marbach und Sörenberg, Ski.

Welche Tourismusanliegen werden Sie im Nationalrat vertreten?
Im Nationalrat werde ich die raumplanerischen und regionalpolitischen Anliegen des Tourismus vertreten. Der Tourismus ist nämlich ein wichtiger Wirtschaftsmotor für viele Regionen im Kanton Luzern sowie in der ganzen Schweiz. Daher ist es wichtig, dass wir auf nationaler Ebene die nötigen Rahmenbedingungen erarbeiten, damit sich der Tourismus entwickeln kann und die Tourismusdestinationen nachhaltig gestärkt werden.

Wie können sich die Hotellerie und die Landwirtschaft gegenseitig unterstützen?
Hotellerie und Landwirtschaft haben im Bereich Tourismus grosse Möglichkeiten für zusätzliche Synergien. Eine starke regionale Landwirtschaft ist ein Herausstellungsmerkmal für die ortsansässige Hotellerie. Diese Trumpfkarte sollte vermehrt gespielt werden.

Hotellerie und Landwirtschaft haben im Bereich Tourismus grosse Möglichkeiten für Synergien.

Auf der anderen Seite ist eine starke Hotellerie eine gute Rahmenbedingung, damit die regionale Landwirtschaft im Bereich der Direktvermarktung und bei ergänzenden Arbeitsstellen prosperieren kann. Damit ist das eine Win-win-­Situation, die auf politischer Ebene mit einem regelmässigen Austausch erreicht werden kann. Unsere Tourismusregion, die Unesco-Biosphäre Entlebuch, hat hier schweizweit eine exemplarische Vorbildrolle eingenommen.


Reto Nause

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Nationalrat
Geboren: 1971
Partei: Mitte Kanton Bern
Beruf: Mitglied der Exekutive der Stadt Bern, Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie
Wohnort: Bern

Fährt leidenschaftlich gerne Ski. Sein Lieblingsskigebiet ist Crans-Montana.

Welchen Stellenwert hat der Wintertourismus?
Einen hohen! Wir sollten an unseren Nachwuchs denken und die Kinder zum Wintersport animieren.

Welche Tourismusanliegen werden Sie in Bundesbern ab Januar 2024 vertreten?
Ich präsidiere in der Stadt Bern das Organisationskomitee für die Fussball-Europameisterschaft der Frauen 2025. Wir werden ein grosses Fest daraus machen und die Schweiz auf die Weltkarte des Fussballs setzen. Davon profitiert insbesondere der Tourismus, weil die Schweiz weltweit mediale Aufmerksamkeit erhält. Wir haben in Bern gezielt Kultur- und Sportevents rekrutiert und schreiben auch dadurch wieder Rekordzahlen bei den Übernachtungen.

Das Reiseland Schweiz profitiert von der Medienpräsenz der Frauen-EM.

Wie kann die Hotellerie mithelfen, die Energiewende zu schaffen?
Ganz konkret lassen sich mit einer intelligenten Haustechnik namhafte Einsparungen erzielen. Inspiriert werden viele Berner Hotels von den Referaten an der «Klimaplattform der Wirtschaft». Über 70 Unternehmen aus der Stadt und Region Bern haben sich gemeinsam mit dem Amt für Umweltschutz der Stadt Bern das Ziel gesetzt, die CO₂-Emissionen zu reduzieren. Von allen Mitgliedern wird erwartet, dass sie mindestens jedes zweite Jahr ein Projekt zur Emissionsreduktion umsetzen: Erfolgreiche Projekte stellt man in einem Panel vor. So kann man sich gegenseitig inspirieren und voneinander lernen.


Markus Schnyder

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Nationalrat
Geboren: 1988
Partei: SVP Kanton Glarus
Beruf: Selbstständiger Immobilienbewerter
Wohnort: Netstal

Fährt am liebsten in Elm Ski, wo er seit seiner Jugend unzählige Stunden auf dem Snowboard verbrachte.

Wo steht der Kanton Glarus touristisch gesehen, und wohin sollte er sich bewegen?
Der Kanton Glarus ist nach meiner persönlichen Beurteilung in einer Selbstfindungsphase. Die Ausrichtung auf den Wintertourismus in den beiden grösseren Destinationen Elm und Braunwald ist aufgrund er Folgen des Klimawandels nicht mehr Erfolg bringend. Dieser Wandel vom Winter- zum Ganzjahrestourismus ist bereits im Gange, braucht aber noch mehr Effort.

Welche Tourismusanliegen werden Sie national vertreten?
Da ich kein Tourismusspezialist bin, habe ich (noch) keine expliziten Tourismusanliegen. Als Unternehmer weiss ich aber, dass es gute Rahmenbedingungen und eine funktionierende Infrastruktur braucht, um erfolgreich zu sein, dafür werde ich mich im Nationalrat einsetzen.

Der Wandel zum Ganzjahrestourismus braucht mehr Effort.

Welchen materiellen und immateriellen Wert haben die Immobilien der Schweizer Hotellerie?
Der Wert einer Immobilie richtet sich primär nach deren Nutzen. Im Bereich der Hotellerie bemisst sich dieser an der Lage, da die Ertragskraft mit einer guten Lage steigt. Der ideelle Wert ist sehr schwer zu beziffern. Für eine abgelegene Region kann ein gut funktionierendes Hotel ein fast unbezahlbarer Wert sein, da eine ganze Region profitieren kann, beispielsweise durch Arbeitsplätze, welche an solchen Orten sonst fehlen.


Heinz Theiler

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Nationalrat
Geboren: 1970
Partei: FDP Kanton Schwyz
Beruf: Carrosseriemeister, Geschäftsführender Inhaber der H. Theiler GmbH
Wohnort: Goldau 

Mag den Wintersport in der Mythenregion. Für die Skiferien fährt er ins Oberengadin, irgendwo zwischen Maloja, Silvaplana und Samedan.

Welche Tourismusanliegen werden Sie in Bern vertreten?
Als Bergbahnaktionär interessieren mich die Anliegen der Bergbahnen und überhaupt der touristischen Infrastruktur – sie sind das Herzstück des Schweizer Tourismus.

Als aktiver Mountainbiker verfolge ich auch die Innovationen und Entwicklungen im Bereich Bike-Infrastruktur inklusive Hotellerie mit sehr grossem Interesse. Und das Wandern wird uns Schweizerinnen und Schweizern sowieso in die Wiege gelegt. Dabei spielen die unzähligen aussergewöhnlichen Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten eine entscheidende Rolle für die Routenplanung. Damit alles bestens funktioniert, sind sowohl der Abbau unnötiger Regulierungen als auch die Vereinfachung bürokratischer Abläufe wichtig.

Die Bergbahnen sind das Herzstück des Schweizer Tourismus.

Wie können sich das Gewerbe und der Tourismus gegenseitig stärken?
Die Tourismusbetriebe und ihre Arbeitsplätze sind ein wichtiger Bestandteil des Gewerbes. Im Kanton Schwyz arbeiten wir deshalb schon länger eng zusammen und unterstützen uns politisch gegenseitig bei unseren Anliegen. Auch auf nationaler Ebene ist das sinnvoll, denn touristisch attraktive Gebiete bieten auch ein attraktives Umfeld für Gewerbebetriebe und ihre Arbeitsplätze.