Schweizerinnen und Schweizer werfen jährlich rund 2,3 Millionen Tonnen Lebensmittel weg. Das ist ein Drittel der produzierten Nahrung. Über die Hälfte der Abfälle wären aber laut Too Good To Go vermeidbar.
Das 2016 in Dänemark gegründete Start-up ist aktuell in 14 europäischen Ländern vertreten. In der Schweiz ist TGTG seit 2018 und bisher haben sich rund 2000 Betriebe der App angeschlossen, darunter ein 5-Sterne-Hotel in Genf, die Accorhotels-Gruppe nd eine Schulkantine in Nyon.
Einfache Anwendung
Die Anwendung der kostenlosen App ist einfach: Bestellen und bezahlt werden die Warenkörbe Online und können dann eine halbe Stunde vor der Schliessung der Geschäfte oder Restaurants abgeholt werden. An das Start-up gehen jeweils 2,90 Franken. Mit dem Gewinn will TGTG weitere Initiativen gegen Food Waste lancieren.
Die Migros testete die App seit Oktober 2018 in einzelnen Filialen in der Deutschschweiz. Man habe entschieden, die Zusammenarbeit mit der App voranzutreiben, erklärt Tristan Cerf, Sprecher des Migros-Genossenschafts-Bundes. Das Ziel sei eine Einführung an allen 1000 Verkaufspunkten in der Schweiz.
Aktuell wird die App beispielsweise in einer Migros-Filiale im Hauptbahnhof Zürich oder in allen Zentralschweizer Filialen der Migros Luzern angeboten. Bei der Migros Luzern gibt es beispielsweise stark reduzierte Überraschungsportionen zum Preis von 5,90 Franken statt 18 Franken an. Die Portionen bestehen aus Lebensmitteln, die bis kurz vor Ladenschluss nicht mehr verkauft werden konnten.
Keine Konkurrenz zu Tafeln
Den Kampf gegen Food Waste führen allerdings bereits seit längerem auch andere Akteure. Die Tafeln, mit denen auch die Migros zusammenarbeitet, würden weiterhin zuerst bedient, versichert Oriah Kaspi, Westschweizer Sprecherin von TGTG, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Gespräche mit der Schweizer Tafel und der von der Heilsarmee und anderen Hilfswerken getragenen Organisation «Partage», die Lebensmittel an armutsbetroffene Menschen verteilen, hätten im Vorfeld der Zusammenarbeit mit der Migros stattgefunden.
Die App bietet denn auch nicht genau die gleichen Produkte wie die Tafeln an. Laut dem Sprecher von TGTG sollen via App Waren an den Mann oder die Frau gebracht werden, die unbedingt noch am gleichen Tag konsumiert werden müssen, da sie sonst verfallen. Der Migros-Sprecher bestätigt dies und sieht ebenfalls keine Konkurrenzierung der Tafeln durch die App.
Barbara Pfenniger von Westschweizer Konsumentenschutzorganisation FRC sieht denn auch in der App eine gute Lösung für Caterer und Bäcker, die Mahlzeiten, wie Sandwiches zum Mitnehmen anbieten, die idealerweise noch am gleichen Tag verzehrt werden sollten. Ein Wermutstropfen könnte sein, dass dadurch reduzierte Preise für Produkte kurz vor Ladenschluss verdrängt werden könnten, die von Personen mit kleinem Budget gerne genutzt würden. (Tania Buri, Keystone/SDA)