Mit knapp 33'000 Filialen ist Starbucks die mit Abstand grösste Café-Kette der Welt, doch es begann alles ganz klein. Drei Studienfreunde, die ihre Vorliebe für guten Kaffee verband, eröffneten am 30. März 1971 ein kleines Ladengeschäft in Seattle.
Sie schufen so – ganz unbewusst – die Basis für ein Unternehmen, das der US-Geschäftsmann Howard Schultz zu einem globalen Café-Imperium aufbauen sollte. Fünf Jahrzehnte später ist Starbucks eine der bekanntesten Marken weltweit und in fast jeder Grossstadt zu finden.
Gewinneinbruch wegen Corona
Allerdings setzt die Corona-Krise dem US-Konzern schwer zu – ausgerechnet zum 50. Jubiläum blickt Starbucks auf eines der schwierigsten Jahre seiner Geschichte zurück. Pandemiebedingte Filialschliessungen und Verkaufseinbussen hinterliessen tiefe Spuren in der Bilanz. In den drei Monaten bis Ende Dezember brach der Gewinn im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 622 Millionen Dollar ein – dabei lief es schon wieder deutlich besser als in den beiden Vorquartalen.
Inzwischen sieht Starbucks-Chef Kevin Johnson das Schlimmste jedoch überstanden. In den wichtigsten Märkten USA und China dürfte sich das Geschäft bald wieder vollständig erholt haben, sagte Johnson jüngst dem US-Magazin «Fortune». Dauerhaft geschadet habe die Krise nicht – im Gegenteil: «Wir sind heute widerstandsfähiger und stärker als wir es vor der Pandemie waren», so der 60-Jährige, der den Spitzenjob 2017 vom langjährigen Konzernchef Schultz übernahm.
Viel Konkurrenz
Johnson trat ein schweres Erbe an und steht nicht erst seit Corona vor grossen Herausforderungen. Der Markt für Heissgetränke ist heftig umkämpft, 2018 etwa trat der Softdrink-Gigant Coca-Cola mit der Übernahme der Café-Kette Costa in direkte Konkurrenz zu Starbucks. Ein weiterer grosser Wettbewerber ist die deutsche Milliardärsfamilie Reimann, die über ihre JAB Holding nicht nur den Kaffee-Riesen Jacobs Douwe Egberts kontrolliert, sondern auch Ketten wie Peet's Coffee, Stumptown oder Espresso House mit der deutschen Marke Balzac.
Im US-Heimatmarkt setzt Starbucks zudem Billigkonkurrenz wie Dunkin' oder McDonald's zu, die nicht nur günstiger ist, sondern auch mehr sogenannte Drive-Thrus betreibt. In der Pandemie entpuppten sich diese Abholschalter für Autofahrer als grosser Trumpf.
Wichtige Drive-Thrus
Doch auch Starbucks forciert Drive-Thrus und digitale Services schon länger. Johnson knüpfte hier an die Vorarbeit von Vorgänger Schultz an, der schon Jahre vor Corona mit Apps und Lieferdiensten eine «E-Commerce auf Steroiden» genannte Strategie beschlossen hatte, um von einer «seismischen Verschiebung im Konsumverhalten» zu profitieren.
Schultz war über Jahrzehnte Starbucks' Galionsfigur, er revolutionierte mit dem Unternehmen die US-Gastronomie, baute es mit Espresso, Eiskaffee, Latte Macchiato und Snacks von einer Lokalgrösse zu einer fast weltumspannenden Kette mit milliardenschweren Jahresumsätzen aus.
Schultz als prägende Figur
Schultz stiess erstmals 1982 zu Starbucks, er heuerte im Alter von 29 als Marketingdirektor an. Eine Geschäftsreise nach Mailand öffnete ihm damals die Augen. Beeindruckt von den italienischen Espresso-Bars versuchte er, die Starbucks-Besitzer in Seattle von einer ähnlichen Idee zu überzeugen – jedoch vergeblich.
Die Starbucks-Gründer Jerry Baldwin, Zev Siegl und Gordon Bowker teilten seine Vision nicht, woraufhin Schultz zunächst seine eigene Kette Il Giornale aufmachte, die Espresso und Eiscreme nach italienischem Vorbild verkaufte. Doch nur wenige Jahre später, 1987, stellten die drei Kaffeeliebhaber Starbucks zum Verkauf. Schultz liess sich die Gelegenheit nicht entgehen. Es folgte eine rasante Expansion.
Diese führte auch in die Schweiz. 2001, also vor 20 Jahren, eröffnete Starbucks die erste Filiale hierzulande in Zürich. Heute gibt es schweizweit mehrere Dutzend «Coffee Houses». Die Schweiz galt beim Start als Testmarkt. Profitiert vom Aufstieg der Gesellschaft hat auch die Schweizer Firma Thermoplan, welche dem US-Riesen Kaffeemaschinen verkaufte.
Frischer Wind
Schultz brachte frischen Wind in die Branche, indem er das Konzept und die Qualität europäischer Cafés mit der auf Masse und Effizienz getrimmten Infrastruktur von US-Schnellrestaurants verband, ohne jedoch deren Franchise-Modelle zu übernehmen. Er schaffte es, Starbucks in Amerika zu einer Art Qualitätsstandard zu machen und den Becher Kaffee in einem Land, das beim Heissgetränk bis dahin keine grossen Raffinessen und sehr günstige Preise gewohnt war, für vier Dollar und mehr zu verkaufen.
1992 brachte Schultz das Unternehmen an die Börse, damals hatte Starbucks gerade einmal 140 Läden. Heute betreibt die Kette mit fast 33 000 Café-Restaurants, weltweit haben nur McDonald's und Subway mehr Filialen. (awp sda dpa)