Der Artikel beleuchtet die beiden Preismodelle Interchange++ (IC++) und Blended Pricing, untersucht zentrale Faktoren, die die Transaktionskosten beeinflussen, und gibt eine Orientierungshilfe für die Wahl der optimalen Preisstruktur für Unternehmen. Ein genauer Blick auf die unterschiedlichen Modelle zeigt, welches Preismodell sich je nach unternehmerischem Bedarf als geeignet erweist.
Welche Faktoren beeinflussen die Zahlungsbearbeitungsgebühren?
Für jede Transaktion werden drei verschiedene Gebühren erhoben, die zusammen den Gesamtpreis der Transaktion bestimmen:
Die Interchange-Gebühren werden vom Kartennetz (z. B. Visa, Mastercard) festgelegt und an die Bank, die die Karten herausgibt, für die Abwicklung der Transaktion und die damit verbundenen Risiken bezahlt. Diese Gebühren variieren je nach Kartentyp (Verbraucher oder Unternehmen), Transaktionsvolumen und zugewiesener Händlerkategorie. Es gibt verschiedene Interchange-Gebühren, die auf regionalen Unterschieden beruhen. Während Visa und Mastercard ihre Gebührenstrukturen öffentlich zugänglich machen, bieten andere Zahlungsnetze nicht dieselbe Transparenz. Die Interchange-Gebühren machen den grössten Teil der Kosten für die Kartenzahlungsverarbeitung aus und sind nicht verhandelbar.
Die Card-Scheme-Gebühren, auch bekannt als Netzwerkgebühren, werden von den Kartennetzwerken festgelegt und an diese gezahlt, um die Kosten für die Wartung und den Betrieb der Zahlungsnetzwerke zu decken. Dies umfasst die Transaktionsverarbeitung, die Betrugsbekämpfung und die technologische Aufrüstung. Diese Gebühren hängen von Faktoren wie der Kartenart, der Händlerkategorie und der Region ab und liegen in der Regel zwischen 0,1 Prozent und 0,6 Prozent.
Die Bearbeitungsgebühren oder Acquirer-Service-Gebühren werden vom Acquirer (Zahlungsdienstleister) festgelegt und erhoben. Diese Gebühren decken die Kosten für die komplette Verarbeitung der Kartentransaktionen bis hin zur Auszahlung an den Händler. Sie werden auch von der Art der Transaktion (online oder im Geschäft), der Händlerkategorie oder dem Transaktionsvolumen beeinflusst. Diese Gebühren sind von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich und verhandelbar.
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Zwei zentrale Preisgestaltungsmodelle für Zahlungen
Die zwei wichtigsten Preismodelle, die von Schweizer Acquirern für die Verarbeitung digitaler Zahlungen verwendet werden, sind Interchange++ (IC++) und Blended Pricing. Letzteres bietet einen einzigen, festen Tarif für alle Transaktionen desselben Kartennetzes – unabhängig vom Kartentyp oder anderen Variablen – und umfasst alle Gebühren (Interchange-, Card-Scheme- und Bearbeitungsgebühren), was eine vereinfachte Gebührenstruktur ermöglicht.
Beim Preismodell IC++ werden die gesamten Transaktionsgebühren in drei Komponenten aufgeschlüsselt (siehe oben). Bei diesem Modell verrechnet der Acquirer die Interchange- und die Card-Scheme-Gebühren dem Händler direkt und fügt dann eine feste Bearbeitungsgebühr hinzu, um die Kosten für seine Dienstleistungen abzudecken. Je nach Struktur der Preislisten können die Preise beim Modell IC++ niedriger erscheinen als beim Blended Pricing. Bei diesem Vergleich werden jedoch häufig die Interchange- und die Card-Scheme-Gebühren übersehen, die einen Teil der Gesamtgebühren ausmachen.
Wann ist welches Preismodell sinnvoll?
Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile. Blended Pricing bietet Einfachheit und Vorhersehbarkeit, was vor allem für kleine Unternehmen oder Händler ohne eigene Ressourcen beim Finanzmanagement von Vorteil ist. Den Händlern wird ein einziger, einheitlicher Satz für alle Transaktionen verrechnet, sodass es einfacher ist, die Kosten für die Zahlungsabwicklung vorherzusehen und sie mit den Verkaufstransaktionen abzugleichen. Allerdings mangelt es diesem Modell an Transparenz in Bezug auf die verschiedenen Preiskomponenten, was die Möglichkeiten zur Kostenoptimierung einschränkt.
Das Modell IC++ ist in dieser Hinsicht viel transparenter und auch verursachergerecht. Ein Hotel mit vielen ausländischen Gästen beispielsweise zahlt mehr Gebühren als ein Hotel, das mehrheitlich Schweizer Gäste beherbergt. Die Händler können genau sehen, wie viel sie für die Interchange- und die Card-Scheme-Gebühren sowie für die Acquirer-Gebühren zahlen. Diese Transparenz ermöglicht es den Händlern, ihre Zahlungskosten genau zu analysieren und fundierte Entscheidungen zur Optimierung der Zahlungsakzeptanz zu treffen.
Für Händler mit höheren durchschnittlichen Transaktionswerten oder grossen Onlineverkaufsvolumina kann das Modell IC++ kosteneffizienter sein als das Blended Pricing. Diese Vorteile gehen jedoch mit einer erhöhten Komplexität des Kostenmanagements und des Verwaltungsaufwands einher. Neben der erhöhten Komplexität ist der Händler auch mit schwankenden Kosten konfrontiert, da die Gebühren je nach Kartentyp und Netzwerk variieren und so eine gewisse Unvorhersehbarkeit entsteht, welche die Kalkulation erschwert.
Schlussfolgerungen
Die Entscheidung zwischen den Modellen IC++ und Blended Pricing sollte von den spezifischen Umständen eines Händlers abhängig gemacht werden. Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrem Zahlungsanbieter die Präferenzen Ihrer Kundinnen und Kunden, den Verwaltungsaufwand und das Transaktionsvolumen erörtern, um eine angemessene Beratung zu erhalten. Diese Diskussion kann Ihnen dabei helfen, Ihre Zahlungslösung besser auf die Bedürfnisse Ihres Unternehmens abzustimmen. Als Faustregel gilt: IC++ ist besonders vorteilhaft für Händler mit hohem Transaktionsvolumen und für Unternehmen, die eine Mischung aus Karten mit unterschiedlichen Interbankenentgelten verarbeiten. Dieses Modell ist im Einzelhandel und im Gastgewerbe weit verbreitet.
Dieser Fachartikel ist in Zusammenarbeit mit Nexi Schweiz entstanden.
Christian Ess, Key Account Manager Nexi Schweiz