Am Sonntag meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Webseite, dass in der Waadt am 20. Dezember ein R-Wert von 1,08 vorlag, im Wallis von 1,22, in Neuenburg von 1,14, in Nidwalden von 1,12, in Uri von 1,14, in Appenzell Innerrhoden von 1,37 und im Tessin von 1,03 und im Jura von 1,06. Das bedeutet, dass sich die Krankheit in diesen Kantonen kurz vor Weihnachten weiter ausbreitete und die Summe aller angesteckter Personen zunahm.
In seiner Verordnung vom 18. Dezember hatte der Bundesrat festgelegt, dass Kantone die national verschärften Massnahmen aussetzen können, wenn unter anderem der R-Wert in ihrem Hoheitsgebiet während sieben aufeinanderfolgenden Tagen unter 1,0 liegt.
Überschreitet die Reproduktionszahl jedoch während dreier Tage die Marke von 1,0 (ab dem 5. Januar von 0,9), so müssen diese Ausnahmen rückgängig gemacht werden. Dies wäre zur Zeit in den Kantonen Waadt, Neuenburg, Wallis, Uri, Nidwalden und Appenzell Innerrhoden der Fall.
Ende der Ausnahmen
Aufgrund dieser Zahlen entschied der Kanton Neuenburg am Sonntag, seine Bibliotheken und Zoos bis am 22. Januar zu schliessen. Die Läden – ausser Kioske, Apotheken, Bäckereien, Tankstellen- und Bahnhofshops – müssen um 19 Uhr schliessen und Innensportanlagen sind auch für unter 16-Jährige nicht mehr zugänglich. Ausserdem dürfen sich ab dem 4. Januar nur noch höchstens fünf anstatt zehn Personen privat treffen.
Auch der Kanton Waadt kündigte am Sonntag das Ende der Ausnahmen an. Konkret heisst das, dass die Restaurants und Buvettes auf den Pisten schliessen müssen, nicht aber die Skistationen selber. Auch die Museen, Bibliotheken, Fitnesszentren, Sportanlagen werden geschlossen und die Sonntagsverkäufe aufgehoben, sogar in den Bahnhöfen. Ausnahmen werden für Bäckereien und Apotheken gemacht.
Auch die Walliser Kantonsregierung teilte am Sonntag das Ende der kantonalen Ausnahme-Massnahmen mit, weil der R-Wert über 1 gestiegen sei. Auch im Bergkanton gelten deshalb wieder die gleichen Beschränkungen wie anderswo in der Schweiz.
Geschäfte und Märkte im Freien sowie Geschäfte oder Betriebe, die Dienstleistungen anbieten, wie Poststellen, Banken, Reisebüros oder Coiffeure unterliegen den durch den Bund erlassenen Beschränkungen der Öffnungszeiten. Sie müssen gemäss den ihnen erlaubten Zeiten, spätestens aber um 19 Uhr und an Sonntagen schliessen. Einzig für Apotheken und Bäckereien gilt eine Ausnahme.
R-Wert unterschätzt
Wegen des Zeitintervalls zwischen einer Ansteckung und einem positiven Testergebnis bildet der R-Wert das Infektionsgeschehen schweizweit von vor rund zehn Tagen ab. Für die Kantone beträgt die Verzögerung rund 14 Tage.
Schweizweit war der R-Wert gemäss BAG am 5. Dezember unter 1 gesunken. Bis am 16. Dezember ging er auf 0,91 zurück. Danach stieg die Reproduktionszahl wieder an und erreichte am 23. Dezember 0,96 und – gemäss Angaben vom Sonntag – am 24. Dezember einen Wert von 0,95.
Epidemiologen befürchten, dass die Reproduktionszahl über die Festtage weiter angestiegen ist. Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes, welche den R-Wert zusammen mit der ETH berechnet, weist auf ihrer Webseite darauf hin, dass der Wert über die Feiertage möglicherweise unterschätzt werde, weil sich in dieser Zeit weniger Menschen testen liessen.
So vermeldete zum Beispiel der Kanton Bern am Berchtoldstag «nur» 181 neue positiv ausgefallene Coronavirus-Tests. Gleichzeitig wurden zwischen Neujahrs-Morgen und dem Morgen des 2. Januar aber auch nur 1062 Tests durchgeführt. In den 24 Stunden zuvor waren es 3600 gewesen.
Neue Fälle der Mutation
Auch in Basel-Stadt sank die Zahl der registrierten Neuansteckungen am Samstag innerhalb eines Tages um 53 auf 21. Im Kanton Baselland wurden am Neujahrstag 71 Neuansteckungen registriert, gegenüber 63 am Vortag.
Gleichzeitig wurde im Kanton Bern in der Nacht auf Samstag der schweizweit sechste bestätigte Fall einer Coronavirus-Mutation aus Grossbritannien bestätigt. Es handelt sich um einen neunjährigen Schüler aus London, wie die bernische Gesundheitsdirektion mitteilte. Nach Angaben vom Sonntag wurde das mutierte Virus nun auch in Genf nachgewiesen, und zwar in fünf Fällen. Damit sind es schweizweit bislang elf Fälle. (sda)