Eine Netto-Null-Klimastrategie für den Tourismus: hier setzt das Projekt «Klimaneutrale Destinationen» der Fachhochschule Graubünden an. Anhand der Destinationen Arosa, Davos Klosters und Valposchiavo wurde eine Lösung erarbeitet, welche die Berechnung, Modellierung und Reduzierung des klima-touristischen Fussabdrucks zum Ziel hat. Dabei wird auch ein Beitrag zu den Klimazielen des Pariser Abkommens und zur Umsetzung des «Green Deals» Graubünden geleistet.

Diese Lösung integriert den vollen Scope-3-Blick. Das heisst, dass auch alle induzierten Emissionen, wie die Anreise der Gäste, die verarbeiteten Lebensmittel und die Dienstreisen der Destinationsmitarbeitenden in der Berechnung berücksichtigt werden. 

Mobilität ist Hauptverursacherin von Emissionen
Die Ergebnisse der drei Modelldestinationen zeigen, dass die Mobilität mit über 50 Prozent meist die Hauptverursacherin der Emissionen ist. Eine Ausnahme ist die eher ländliche Destination Poschiavo, bei der – bei auch deutlich geringeren Gesamtemissionen pro Gästenacht – die Mobilität nur 22 Prozent der Emissionen ausmacht.

Insgesamt zeigen sich grosse Unterschiede im Gesamtbild: von 3,1 Kilogramm CO₂ pro Gästenacht bis zu über 300 Kilogramm. Ebenso variiert der zweite grosse Treiber – die Übernachtung. Zu Buche schlagen vor allem Hotels mit grossen Wellnesseinrichtungen, aber auch Übernachtungen in Ferienwohnungen. Diese verursachen fast so viel CO₂ wie Hotelübernachtungen. In Arosa gehen 45 Prozent der Emissionen auf Kosten der Übernachtungen, in Davos sind es 28 Prozent.

Klimafussabdruck webbasiert berechnen
Die webbasierte Lösung soll eine einfache Eingabe komplexer Daten erlauben und liefert Hinweise für Verbesserungsmöglichkeiten. Mittelfristiges Ziel ist die Erreichung der Netto-Null-Ziele im Tourismus.

«Um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir wissen, woher wir kommen. Den CO2-Fussabdruck der Destination zu kennen, ist die Basis, um Veränderungen anzustossen. Grösste Herausforderung hierbei ist, die Daten zu kennen und zu sammeln. Dank diesem Projekt erhalten wir ein Instrument, welches ermöglicht, diese Wissenslücke zu schliessen und in Zukunft ein regelmässiges Monitoring zu betreiben», sagt Claudio Föhn, Vertreter der Destination Arosa.

Die notwendigen Schritte und dahinterliegenden Prinzipien werden in einem Leitfaden beschrieben, der auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch zur Verfügung steht. Die FH Graubünden bietet mit Myclimate interessierten Destinationen eine Unterstützung und Begleitung in der Datenerhebung und dem Entwickeln von Verbesserungsstrategien an – beispielsweise durch Mobilitätserhebungen bei den Gästen. Finanziert wurde das Projekt aus der Innotour-Förderung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). (mm)

Tourismusinstitut mit nationaler und internationaler Ausstrahlung
Das Institut für Tourismus und Freizeit ist die Tourismusabteilung der FH Graubünden. Neben Bachelor-, Master- und Weiterbildungsangeboten mit touristischem Fokus trägt das 
Institut durch angewandte Forschung und praxisnahe Entwicklungsprojekte zur Weiterentwicklung der Branche bei.

Insbesondere der Revitalisierungsprozess des Schweizer und Bündner Tourismus wird aktiv begleitet. Zu diesem Zweck werden die Forschungsfelder «Digitale Transformation im Tourismus», «Tourismus- und Freizeitinfrastrukturen» sowie «Touristische Lebensräume» bearbeitet. Als wichtiges Querschnittsthema wird die «Nachhaltige Entwicklung» in Forschungsprojekten integriert.