Heute buhlen die Destinationen mit immer spektakuläreren Unterhaltungsangeboten um die Gäste: Thrill Walks, Escape Rooms, Big Swings trifft man überall im Land an. Doch wie hielt man die Reisenden während der Belle Epoque bei Laune?
Hauptattraktion – damals wie heute – ist in der Schweiz die Natur. Wer es sportlich mochte, zog mit Seil und Pickel in die Höhe. Bergsteigen war en vogue. Und wer die bequemere Variante vorzog, reise mit der Bahn ins Gebirge. Bergbahnen waren bei den Reisenden entsprechend beliebt. Weil aber nicht überall eine Bahn hinfuhr, erfreuten sich auch Kutschen- oder im Winter Schlittenfahrten grosser Beliebtheit.
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Ebenfalls bequem in die Höhe gelangen die Reisenden mit Fesselballons. Die Ballongondel wurde dabei zur Aussichtsplattform. Bekanntes Beispiel dafür war der Fesselballon der Landesausstellung von 1896 in Genf. Befestigt an einem Hanfseil stieg der Ballon in die Höhe und wurde später mit einer Dampfwinde wieder zum Ausgangspunkt gezogen. Interessant ist, dass Fesselballone als Tourismusattraktion nach der Belle Epoque verschwanden und erst im Jahr 2000 beim Verkehrshaus in Luzern respektive an der Expo 2002 in Neuenburg wieder zum Einsatz kamen.
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Sehen und gesehen werden
Wer lieber festen Boden unter den Füssen hatte, dem boten sich Promenaden fürs Flanieren an. Erste Parkanlagen mit Promenaden entstanden zwar bereits deutlich vor der Belle Epoque. Eine Besonderheit des 19. Jahrhunderts waren aber die Seepromenaden. In Locarno wurden die Giardini pubblici in den 1870ern bis zum See hin erweitert, in Lugano entstand 1855 das erste Hotel am See und ab 1863 der Quai Riva Vincenzo Vela. Luzern erhielt seine Seepromenade 1852. Und in Zürich wurden mit Aufschüttungen ab 1878 die Quaianlagen am See gebaut.
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Typisch für die Entstehung repräsentativer Parkanlagen ist das Vorgehen in Genf: Wie in vielen anderen Städten auch (z.B. Bern und Basel) wurden die alten Befestigungsanlagen zu Parks und Promendaden umgenutzt. Aus der alte Bastion auf der Ile aux Barques, der heutigen Ile Rousseau, wurde 1835 eine Promenade mit Pappeln. Und ab 1853 wurde nach dem Abriss der Festungsanlagen in mehreren Etappen der Quai du Mont-Blanc angelegt. Er gehört heute zusammen mit dem 1854 geschaffenen Jardin Anglais zu den bekanntesten Anlagen der Stadt.
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Bauten fürs Seelenheil englischer Gäste
Der Bau englischer Kirchen in der Schweiz verlief parallel mit der Entwicklung des Tourismus im 19. Jahrhundert. Die meisten dieser Gebäude finden sich in den bekannten schweizerischen Fremdenregionen zwischen Genfersee und Graubünden, einige auch in grösseren Schweizer Städten und bei abgelegenen Hotelbauten. Die meisten englischen Kirchen wurden nicht von einheimischen, sondern von englischen Architekten entworfen, die bemüht waren, den Kirchenbau ausser Landes nach einer heimischen Architekturauffassung zu gestalten. Stilgeschichtliches Vorbild war bei den meisten Bauten die englische Neogotik.
Die erste englische Kirche auf Schweizer Boden entstand in Thun, wo der berühmte Tourismuspionier Johann Jakob Knechtenhofer im Sommer 1842 im Park seines Hotel Bellevue eine vom Burgdorfer Architekten Robert Roller Vater entworfene English Church eröffnete. Obwohl um diese Zeit auch andernorts in der Schweiz bereits anglikanische Gottesdienste durchgeführt wurden, kamen weitere englische Kirchen erst etliche Jahre später zur Ausführung, als nächste 1853 die Holy Trinity Church in der von Touristen stark besuchten Grenzstadt Genf.
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Die grösseren Fremdenorte erhielten englische Gotteshäuser seit den ausgehenden 1860er-Jahren: Meiringen 1868, Zermatt 1870, St. Moritz 1871, Montreux 1875, Pontresina 1882. Eine besondere Gruppe von englischen Kirchen entstand bei den zahlreichen hochalpinen Hotelbauten im Wallis, beispielsweise 1883 beim Hotel Jungfrau am Eggishorn, 1884 auf der Belalp und auf der Riffelalp oberhalb Zermatt oder 1908 in Gletsch; aber auch beim Hôtel-Kursaal Maloja entstand 1888 ein eigenes englisches Gotteshaus.
Warum wir das Alphorn den Touristen verdanken
Musik und Schauspiel waren ebenfalls wichtige Bestandteile des Unterhaltungsprogramms um die Jahrhundertwende. Mehrere der heute noch bedeutendsten Veranstaltungsorte des Landes entstanden in dieser Zeit, etwa die Victoria Hall in Genf und die neue Tonhalle in Zürich. Luxuriöse Hotels hatten aber nicht selten auch Festsäle mit eigenen Bühnen. Vereinzelt boten Hotels damals den Gästen sogar erste Kinovorführungen, etwa das Central Hotel in Berlin.
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Viele Destinationen liessen zu dieser Zeit zudem Musikpavillons bauen, oder Musiker traten in ländlicheren Gegenden auf dem Dorfplatz auf. Interessante Anekdote: Das Alphorn, heute für viele das Schweizer Musikinstrument, war im 18. Jahrhundert in Vergessenheit geraten. Weil es von armen Hirten in den Städten gespeilt wurde, trug es damals den unschmeichelhaften Übernamen Bettelhorn. Das Alphorn weckte allerdings das Interesse der Touristen, die im 19. Jahrhundert die Schweiz bereisten, und kam so wieder in Mode.
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Dem Hang der Reisenden zur Folklore verdankt auch die Tracht einen Aufschwung im 19. Jahrhundert. Postkarten mit Trachtenbildern waren gerade bei den englischen Gästen beliebt. Übrigens war auch die Ansichtskarte selbst eine Erfindung dieser Epoche.
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Der Hang zur Folklore trieb skurrile Blüten
Die Vorliebe der Reisenden für Folklore führte zudem dazu, dass gerne auch fremde Kulturen inszeniert wurden. So gehörte es etwa zum guten Ton, exotische Köche anzustellen, die in Kostüm und Turban vor den Hotelgästen kochten.
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Essen und trinken war so oder so ein wesentlicher Bestandteil des «Unterhaltungsprogramms». Am Nachmittag wartete der Afternoon Tea auf die Gäste. Zu den Hauptmahlzeiten wurden sie in oft pompösen Essenssälen mit erlesenen Speisen verpflegt. Zigarre und Drink gabs anschliessend im nicht minder luxuriösen Salon.
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Selbstverständlich wurde in den Hotels damals auch so manch rauschendes Fest gefeiert. Beliebt waren etwa Kostümfeste. Aber auch Tanzveranstaltungen wie Thé dansant und Bälle standen auf dem Programm.
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