Die Lufthansa will auch durch unbezahlten Urlaub oder Teilzeitarbeit Personalkosten senken, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Lehrgänge für neue Mitarbeiter an Bord wurden abgesagt.
«In den administrativen Bereichen kürzt die Kernmarke Lufthansa das Projektvolumen um 10 Prozent, das Sachkostenbudget um 20 Prozent», schrieb der grösste Flugkonzern Europas, dessen Aktien in den vergangenen Tagen wegen der Ausbreitung des Coronavirus in Europa stark gesunken waren.
Weniger Flüge nach Hongkong
Die Ergebnisbelastung durch den Ausfall von Flügen nach China sei noch nicht absehbar. Die Lufthansa-Gruppe hat bis zum Ende des Winterflugplans Ende März alle Passagierflüge nach Festland-China ausgesetzt. Auch die Flüge nach Hongkong wurden reduziert.
Dies gilt auch für die Swiss. Die Schweizer Airline fliege vom 4. März bis zum 30. Mai nur noch fünf Mal pro Woche nach Hongkong, sagte Sprecherin Sonja Ptassek auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Bislang flog die Swiss jeden Tag in die Metropole. Zudem verwendet die Swiss ein kleineres Flugzeug: Hongkong werde im Monat März mit einer A340 anstatt einer Boeing 777 bedient.
Die Swiss biete derzeit «nach Möglichkeit» kurzfristig umsetzbare Optionen zur Arbeitszeitreduktion für das fliegende Personal an wie beispielsweise unbezahlten Urlaub oder Teilzeitarbeit. «Weitere Massnahmen werden derzeit geprüft, sind jedoch abhängig von der weiteren Entwicklung der sehr dynamischen Situation», hiess es.
Die Besatzung habe die Möglichkeit, auf Flügen nach Hongkong und Italien Schutzmasken zu tragen. Der Crew und den Passagieren empfehle die Swiss bestimmte Hygienemassnahmen wie intensives Händewaschen.
Keine Flüge nach China bis 28. März
Wie bekannt, setzt die Lufthansa-Gruppe alle Flüge zum chinesischen Festland bis zum Ende des Winterflugplans – also bis zum 28. März – aus. Auch das Frachtgeschäft der Lufthansa mit China läuft auf Sparflamme. Gleichzeitig wurden Flüge in den Iran seit dem militärischen Schlagabtausch des Landes mit den USA zu Jahresbeginn gestrichen. Rein rechnerisch stünden 13 Flugzeuge der Lufthansa-Gruppe am Boden. Die Lage in Italien werde genau beobachtet, ergänzte ein Sprecher. «Unsere Verbindungen von und nach Italien finden wie geplant statt.»
Bereits am Vortag hatte Lufthansa-Konzernleitungsmitglied Harry Hohmeister in einem Interview mit dem «Handelsblatt» die personellen Sparmassnahmen angekündigt. Am 19. März will die Lufthansa-Gruppe ihre Geschäftszahlen präsentieren. Die Luftfahrt befürchtet grosse Einbussen, wenn es zu einer noch monatelangen europaweiten Epidemie kommen sollte.
Der internationale Airline-Verband IATA warnte vergangene Woche – noch vor der starken Ausbreitung in Italien – die Nachfrage werde in diesem Jahr um 0,6 Prozent sinken statt wie zuvor angenommen um knapp fünf Prozent wachsen. Airlines in der Region Asien-Pazifik müssten knapp 28 Milliarden Dollar weniger Umsatz befürchten, alle anderen rund 1,5 Milliarden Dollar.
Airlines rechnen mit weniger Gewinn
In dieser Woche kippten bereits United Airlines und Air New Zealand ihre Gewinnprognosen. Der Chef von Scandinavian Airlines (SAS), Rickard Gustafson, sagte, wenn die Krankheitswelle auf die bis April laufende Wintersaison beschränkt bleibe, rechne er nur mit begrenzten Gewinneinbussen.
Sollte es aber bis in die Sommermonate hinein gehen, könnte das gravierende Folgen für SAS und die gesamte Branche habe. Die Airline hielt trotz eines stark gestiegenen operativen Verlustes über den Winter am Gewinnziel von drei bis fünf Prozent Rendite für das Gesamtjahr fest.
Air France KLM kalkuliert für das erste Quartal mit 150 bis 200 Millionen Euro weniger Betriebsergebnis. Der Konzern kündigte am Mittwoch an, nicht-kritische Investitionen zum Beispiel in Immobilien, neue IT oder Werbung zurückzufahren.
Die zweitgrösste australische Fluggesellschaft Virgin legt sieben Flugzeuge ihrer Billigmarke Tigerair still und kündigte an, die Kapazität im restlichen Geschäftsjahr um drei Prozent und im Folgejahr um fünf Prozent zu kürzen. Damit begegne die Airline der wachsenden Zahl von Stornierungen und sinkenden Buchungszahlen, erklärte Virgin-Chef Paul Scurrah. Personalabbau in Cockpit und Kabine seien möglich, ergänzte er. (awp sda reu)