Frauen sind schon immer genauso begeistert, gekonnt und unerschrocken auf Berge gestiegen wie Männer. Doch einen Platz in der patriarchalen Welt des Alpinismus wurde ihnen lange verwehrt. Das Alpine Museum Bern will nun Frauen ihren Platz am Berg einräumen.
Bereits zum zweiten Mal lanciert das Haus deshalb das sogenannte Fundbüro der Erinnerungen zum Thema Frauen am Berg. Dabei handelt es sich um ein partizipatives Sammlungsprojekt mit einer Ausstellung. Das Publikum ist eingeladen, eigene Objekte und Geschichten von Frauen beizusteuern.
Zehn Alpinistinnen erzählen im Fundbüro der Erinnerungen ihre Geschichte, darunter etwa die erste Schweizer Bergführerin, Nicole Niquille, oder Martina-Sofie Wildberger, Künstlerin, Alpinistin und Erfinderin der P-Pants - einer Outdoor-«Pinkel-Hose» für Frauen.
Von 340 alpinistischen Kleidungsstücken in der Sammlung des Museums stammen nur gerade 77 von Frauen. Insgesamt wurden seit Beginn der Sammlungstätigkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts 208 Bergsteiger, aber nur 41 Bergsteigerinnen dokumentiert.
Wohl kommen Frauen etwa auf Fotografien vor – im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen aber meist als namenlose Begleiterinnen, schreibt das Alpine Museum in seiner Mitteilung. Diese Lücken sollen gefüllt werden, zum Beispiel mit einem T-Shirt mit der kecken Aufschrift «A woman's place is on top» (der Platz einer Frau ist ganz oben).
Das hellblaue Textil stammt aus den 1970er Jahren und der Satz ist eine Ansage an das männerdominierte Himalaya-Expeditionswesen jener Zeit. Urheberinnen der Aktion waren die «American Woman's Himalayan Expeditions», also die ersten amerikanischen Frauenseilschaften, die sich die höchsten Gipfel dieser Welt vornahmen.
Zu ihnen zählte zeitweise auch die Bernerin Heidi Lüdi – die das durchaus politische T-Shirt schliesslich dem Alpinen Museum der Schweiz vermachte. Das neue «Fundbüro für Erinnerungen» wird am (morgigen) Samstag eröffnet und bleibt bis Oktober 2023 offen. (sda/npa)