Eine kleine Lobby als grosses Wohnzimmer, eingerichtet mit europäischen Designklassikern, regionale Kulinarik auf höchstem Niveau – das ist die Grundidee des 5-Sterne-Boutique-Hotel Omnia in Zermatt. Seit bald acht Jahren führt es Managing Director Christian Eckert – und dies äusserst erfolgreich. «Wir wollen Gästen ein unglaubliches Erlebnis bieten», sagt der 38-Jährige.

Nun hat ihn die Jury am Hospitality Summit zum Hotelier des Jahres gekürt. «Hotelier Eckert erzielt mit seiner Mountain Lodge Traumzahlen. Die Gäste waren und sind offensichtlich bereit, für die gebotenen Dienstleistungen Höchstpreise zu bezahlen», heisst es in der Würdigung der Jury (siehe Box). Die Auszeichnung habe ihn total überrascht. «Ich fühle mich geehrt. Es bestätigt mich, auf dem richtigen Weg zu sein, und ermutigt mich, ihn weiter zu gehen.»

Bester Arbeitgeber 2019
General Manager ist Eckert seit 2017. Und Auszeichnungen gab es für das «Omnia» seither viele. «Switzerland’s Leading Boutique Hotel» von 2017 bis 2022. Einen Michelin-Stern für das Restaurant The Omnia, «Bestes kleines 5-Sterne-Hotel 2020». Und der Betrieb erhielt 2019 die Auszeichnung als bester Schweizer Arbeitgeber. Für Eckert ist denn auch die Mitarbeitendenführung zentral, um als Hotel exzellent zu sein. «Ein starkes, zufriedenes Team ist der Schlüssel zum Erfolg. Ich sehe mich als Regisseur, der für das Final Picture zuständig ist», sagt Eckert. Dabei sei er einerseits sehr präsent im Betrieb, lasse den Mitarbeitenden aber auch «enorm viele Freiheiten».

Eckert absolvierte zunächst eine Lehre als Restaurationsfachmann im Kempinski Grand Hotel des Bains in St. Moritz. Nach mehreren Jahren Berufserfahrung in der Hotelgruppe besuchte er die Hotelfachschule in Luzern. Es folgten diverse Positionen im Bereich Food & Beverage im Hotel Beau-Rivage Palace in Lausanne wie auch im Bereich Frontoffice im Relais & Château Hotel Le Vieux Manoir am Murtensee.

In den Bergen habe ich mich immer wohl­gefühlt.

Danach machte Eckert einen Abstecher in Richtung Sales & Marketing als Management Trainee bei der Genossenschaft Migros Basel. «Es war ein interessanter Einblick bei einem grossen Unternehmen. Aber es war ein Nine-­­­­to-five-Job», sagt Eckert rückblickend. Schliesslich habe ihn die Sehnsucht nach der Hotellerie gepackt. «In den Bergen habe ich mich immer wohlgefühlt.» So habe er 2015 seinen Weg nach Zermatt gefunden, wo er im «Omnia» zunächst stellvertretender Direktor war. Seine Fähigkeit, sich sehr gut in Gäste hineinversetzen zu können, trage dazu bei, diese zu begeistern. «Für mich ist Hotelier zu sein, eine Berufung», sagt Eckert. «Ich freue mich jeden Tag über meine Aufgabe zusammen mit tollen Mitarbeitenden und bin leidenschaftlicher Gastgeber.»

Zeitlos schlichtes Design
Eckerts Leidenschaft und Empathie als Gastgeber sowie die familiäre und freundschaftliche Atmosphäre lassen die Gäste immer wieder ins «Omnia» zurückkehren. Eckert schätzt, dass der Stammgästeanteil bei etwa 60 Prozent liegt. Das führe insofern zu «Luxusproblemen», als man immer wieder neue Gäste aus Kapazitätsgründen auf die Warteliste setzen müsse. Da die Stammgäste zudem oftmals ihre gewohnten Zimmer wünschten, gleiche die Belegungsplanung «einem Tetris-Spiel». Alles miteinander zu vereinbaren, gelinge in der Regel allerdings sehr gut. Auch in der Kulinarik betont das Haus mit dem «Alpine-Excellence-­Konzept» – mit Fokus auf Regionalität – die familiäre Atmosphäre. «Wir sind von den 4-Gang-Menüs weggekommen und geben den Gästen mehr Freiheiten», sagt Eckert. Die etwas kleinere A-la-carte-Auswahl habe zu massiv weniger Verschwendung von Lebensmitteln geführt. «Darauf sind wir sehr stolz.» Dabei gehen die Köche auch auf individuelle Wünsche der Gäste ein, welche diese zu Beginn ihres Aufenthalts beziehungsweise mit einem Tag Vorlaufzeit anbringen können. Meist gehörten gute, einfache Gerichte wie Spaghetti bolognese oder Piccata alla milanese zu den Wünschen. «Die Gäste kennen uns sehr gut und wir sie. Dieser individuelle Service macht uns einzigartig.»

Entsprechend der Philosophie des Hauses hält sich Eckert bei der Digitalisierung der Gästekommunikation eher zurück. «Viele kommen zu uns und machen Digital Detox. Sie schätzen den persönlichen Kontakt mit den Mitarbeitenden, unterhalten sich in der Lobby mit anderen Gästen und freuen sich über jede Minute, die sie nicht vor einem Bildschirm verbringen.»

Gemäss Konzept ist das «Omnia» eine europäische Interpretation der amerikanischen Mountain Lodge. «Lodge» bedeutet «Hütte» – eine kleine Untertreibung für ein 5-Sterne-Superior-Hotel. Gebaut wurde das «Omnia» nach den Plänen des New Yorker Architekten Ali Tayar und wurde 2006 eröffnet. Schlicht, elegant und zeitlos. So könnte man die Innenraumgestaltung des «Omnia» bezeichnen. Architekt Tayar liess den grössten Teil der Inneneinrichtung speziell anfertigen, inspiriert von europäisch beeinflusstem Design im Stil des amerikanischen Modernismus. Dass Möbel von USM die Einrichtung ergänzen, ist kein Zufall: Das Hotel ist im Besitz der Familie Schärer, der auch das Möbelbauunternehmen gehört.

In Zermatt spürt Christian Eckert einen «besonderen Zusammenhalt»

Die im Hotel verwendeten natürlichen Materialien stammen in erster Linie aus der Schweiz, einheimische Firmen verarbeiteten sie. An den Wänden hängen Fotos von Schweizer Fotografen wie Bruno Augsburger, Simon P. Opladen und anderen. Die Zimmer tragen keine Zahlen, sondern Buchstaben. «Manche Gäste wollen ein Zimmer mit dem Anfangsbuchstaben ihres Namens», sagt Eckert und lacht.

Erfolgreich durch Zusammenarbeit
Eckert stammt ursprünglich aus Schlatt bei Diessenhofen TG. Längst ist er in Zermatt bestens in der lokalen Hotellerie integriert, hat viele Kontakte geknüpft und fühlt sich mit dem Dorf eng verbunden. Vor zwei Jahren kam die Anfrage, sich im Vorstand des Hoteliervereins zu engagieren, ein Jahr später übernahm er die jeweils ein Jahr dauernde Präsidentschaft. «Es ist eine tolle Aufgabe, die Hotellerie zu repräsentieren, man hat viele Anlässe. Es ist sehr gut fürs Networking.» In der Zermatter Hotellerie fühlt Eckert einen ganz besonderen Zusammenhalt, noch stärker als an anderen Orten.

«Natürlich muss jeder Betrieb für sich einen Gewinn erwirtschaften. Aber wir helfen einander. Wenn ein Hotel in der Zwischensaison kurzfristig zusätzliche Zimmer braucht, öffnet ein anderes eine stillgelegte Etage.» Überhaupt mache die kollegial-professionelle Zusammenarbeit Zermatt sehr erfolgreich. «Wenn es um die Vermarktung geht, ziehen alle am gleichen Strang. Zermatt nach aussen als Destination zu präsentieren, beherrscht man hier sehr gut.»

Bezahlte Zwischensaison
Doch die bekannten Herausforderungen gibt es auch am Fuss des Matterhorns. Der Fachkräftemangel sei zweifellos aktuell das grösste Problem. «Wir stehen in Konkurrenz zu den Städten», sagt Eckert. Der Ort zuhinterst im Tal, «an der Endstation beim schönsten Berg der Welt» spreche der Freizeitmöglichkeiten wegen vor allem auch sportbegeistertes Personal an. Mit der Staff-Card habe Zermatt ein Mittel geschaffen, um für Arbeitnehmende attraktiv zu sein. Damit können Mitarbeitende von Vergünstigungen profitieren, welche die teilnehmenden Partner in Zermatt anbieten. Die Staff-Card werde rege genutzt. Das Patentrezept sei sie indessen nicht.

Im eigenen Betrieb gibt es laut Eckert viele Mitarbeitende, die seit Jahren angestellt sind. Diese Unternehmenstreue erreicht Eckert unter anderem mit handfesten vertraglichen Bedingungen, die beiden Seiten entgegenkommen: Trotz längeren Betriebsferien im Frühling stellt das «Omnia» direkt Jahresverträge aus. Die Mitarbeitenden erhalten damit knapp acht Wochen bezahlten Urlaub beziehungsweise bauen damit Überzeit ab. «Unsere Angestellten schätzen das sehr», sagt Eckert. Wenn es den Mitarbeitenden gut gehe und sie glücklich seien bei der Arbeit, sei allen gedient. «Es ist mir immens wichtig, wirklich einen Draht zu meinen Mitarbeitenden zu haben – und ihr Feedback zeigt mir, dass diese Verbindung zwischen uns tatsächlich besteht.»


Das sagt die Jury

«Höchst rentabler 5-Sterne-Betrieb»

Die Jury der Auszeichnung «Hotelier des Jahres» würdigt den General Manager des «Omnia» wie folgt: «Bei Christian Eckert überzeugt das Gesamtpaket. Der Markt honoriert dies mit einer hohen Zahl an Stammgästen und mit entsprechenden Onlinebewertungen. Stichworte wie ‹Liebe zum Detail›, ‹Berufung als Gastgeber› oder ‹Innovation› fallen immer wieder. Seine Herzlichkeit, Offenheit und Authentizität kommen nicht nur den Gästen zugute, sondern auch seinen Mitarbeitenden.»

Zur Mitarbeiterführung lobt die Jury weiter: «Er ist ein nahbarer Leader, der seine Ziele, Vorstellungen und Prinzipien klar kommuniziert. Gleichzeitig schafft er enorme Freiräume, erlaubt jedem, kreativ zu sein, und verlangt sogar, die eigene Persönlichkeit in den Betrieb einzubringen. Daraus resultiert eine selbst in der Luxusklasse selten anzutreffende Harmonie. Die Grosszügigkeit, welche von den Gästen so oft gelobt wird, spüren auch die Mitarbeitenden über das ganze Jahr.»

Mitentscheidend war für die Jury auch der wirtschaftliche Erfolg: «Das ‹Omnia› ist eines der rentabelsten 5-Sterne-Hotels der Schweiz. Hotelier Eckert erzielt mit seiner Mountain Lodge Traumzahlen. Die Gäste waren und sind offensichtlich bereit, für die gebotenen Dienstleistungen Höchstpreise zu bezahlen.»

Christian Eckert repräsentiere die junge Generation der General Manager. Er führe sein Haus nicht als «Patriarch oder Machtmensch», sondern setze auf Teamgeist und kooperativen, neuzeitlichen Führungsstil und sei sich bewusst, dass ein Hotel ohne hervorragendes Team kaum führbar sei.


Special Award

«Man sollte sich freuen, wenn Junge wenigstens mittelfristig bleiben»

Wie in den Vorjahren hat die Jury der Gala «Hotelier des Jahres» auch dieses Jahr einen «Special Award» vergeben. Dieser geht an Franz-Xaver Leonhardt, CEO der Basler Krafft Gruppe, zu welcher die Hotels Krafft und Nomad gehören.

In der Begründung der Jury heisst es: «Franz-Xaver Leonhardt ist ein grossartiges Beispiel mit Vorbildcharakter, wie die Bedürfnisse der jungen Generation ernst zu nehmen

sind, ohne den Erfolg der Unternehmen aufs Spiel zu setzen. Franz-Xaver Leonhardt zeichnet sich durch ein hohes soziales Engagement aus, welches über die Hotellerie und den Tourismus hinausgeht. Als Mitte-Politiker setzt er sich für die Anliegen im Bereich der Nachhaltigkeit ein.» Mit der Auszeichnung wolle die Jury das Zeichen setzen, «dass auch gestandene und erfolgreiche Hoteliers sich ständig neu erfinden müssen, zeitweise auch unkonventionell». 

Franz-Xaver Leonhardt, mit dem «Special Award» würdigt Sie die Jury als Pionier der 4-Tage-Woche. Wie leicht lassen sich Bedürfnisse der Betriebe und der Mitarbeitenden unter einen Hut bringen?
Für uns standen zunächst die Bedürfnisse der Mitarbeitenden im Vordergrund. Das war die Ausgangslage. Damals fanden wir fast keine Leute, insbesondere keine Mitarbeitenden für die Küche. In einer Befragung stellte sich heraus, dass sich Angestellte nicht mehr Lohn, sondern mehr Freizeit wünschen. Kaum hatten wir die 4-Tage-Woche in Stellenausschreibungen propagiert, fanden wir Mitarbeitende für die Küche. Wir sind noch daran, herauszufinden, wie wir das neue Modell finanziell abfedern können.

Wie setzt die Krafft Gruppe die 4-Tage-Woche konkret um? 
Wir beschäftigen das Küchenpersonal zu 100 Prozent, die Angestellten arbeiten 42 Stunden an vier Tagen. Für die jüngeren Mitarbeitenden sind die längeren Arbeitszeiten kein Problem. Schon früher waren sie elf Stunden auf den Beinen. Der Unterschied ist, dass nun die Zimmerstunde wegfällt. Zum einen bieten wir im «Nomad» nun durchgängig warme Küche an, auch wenn die Nachfrage dafür sich erst allmählich entwickelt. Andererseits produzieren die Mitarbeitenden mehr für den Abend vor. In der Hauswirtschaft können Angestellte zwischen 4- und 5-Tage-Woche wählen. Besonders für ältere Mitarbeitende kann es zu streng sein, elf Stunden Zimmer zu reinigen.

Worauf muss man achten, wenn man die jüngere Generation langfristig als Mitarbeitende gewinnen will?
Hotels sollten nicht versuchen, sie längerfristig zu gewinnen, sondern sich darüber freuen, wenn sie mindestens mittelfristig bleiben. Man sollte sie gehen lassen und daran glauben, dass manche mit ihren Erfahrungen zurückkommen. Die junge Generation will frei sein, und das verstehe ich.

Mit der Historic Hotels AG wollen Sie das Weiterbestehen von historischen Hotels sichern. Warum ist Ihnen das wichtig?
Der Ursprung war das Hotel Krafft – das Gebäude ist 150 Jahre alt. Das heisst aber nicht, dass es altbacken geführt werden muss. Meine Idee ist, diesen Hotels eine zukunftsträchtige Perspektive zu geben. Diese Hotels waren meist Pioniere und haben somit eine hervorragende Lage, ich bin Fan von solchen Hotels. Ich wollte ein Gefäss schaffen, um solche Häuser zu erhalten und sie der Spekulation zu entziehen. Für mich gehören die historischen Hotels zum Kulturgut. Dieses sollte der Öffentlichkeit erhalten bleiben. Auch wenn es etwas patriotisch ist: Ich finde, sie sollten in Schweizer Besitz bleiben. Das «Waldhaus» in Flims gehört heute einer amerikanischen Investmentfirma. Das tut meinem Herz weh.

Was bedeutet Ihnen der «Special Award»?
Die Auszeichnung macht mich stolz und freut mich – auch für alle Mitarbeitenden, die Teil des Erfolgs sind. Die Wertschätzung für unsere Arbeit finde ich cool. Je bewusster mir die Anerkennung wird, umso mehr freue ich mich darüber. Es ist schön für unserer Gruppe und auch für mich als Person.