Seit 1969 findet am 22. April in über 175 Ländern der «Earth Day» – der Tag der Erde – statt. Ein Tag, der dazu anregen will, den Lebensraum wertzuschätzen und das individuelle und kollektive Konsumverhalten zu überdenken. Doch sind wir ehrlich, ein Tag im Jahr ist genauso wenig zielführend wie einmal im Jahr Sport zu treiben. Darum glauben wir: «Every day is ‹Earth Day›». Will heissen, dass Sie in Ihrem Hotel jeden Tag kleine Dinge unternehmen können, um rücksichtsvoller mit unserer Umwelt zu agieren.
Es ist unbestritten, dass das Hotelgewerbe als einer der grössten Wirtschaftszweige der Welt viele Ressourcen wie Energie, Wasser und Verbrauchsgüter benötigt. Somit hat die Hotellerie einen grossen Einfluss auf die Umwelt und hängt zugleich auch von einer intakten Natur in der Urlaubsdestination ab. [DOSSIER]
Planet – die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit
Das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit besteht darin, die kurz- und langfristigen Auswirkungen eines Hotels auf die lokale Umwelt und auf den Planeten insgesamt zu minimieren. Dieses grosse Ziel wirft bei Hoteliers nicht selten Fragen nach den Kosten, den technischen Aspekten oder möglichen Zertifizierungsprozessen auf. Das damit ausgelöste Gefühl von Unsicherheit ist daher eine verständliche Reaktion.
Für die ersten Schritte in Richtung ökologischer Nachhaltigkeit braucht es jedoch gar nicht immer viel Zeit, Geld und Ressourcen, um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu senken. Es sind die kleinen Veränderungen in den Bereichen Energie, Wasser und Abfall, die sich summieren und zusammen eine grössere Wirkung erzielen.
1. Energie
Mit folgenden Massnahmen können Sie in Ihrem Hotel den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen senken, aufgezeigt an den Beispielen Ausstattung und Transport.
Ausstattung:
- Ersetzen Sie Minibars und Kaffeemaschinen in den Zimmern durch gemeinschaftlich genutzte Geräte.
- Verzichten Sie auf Eiswürfelspender auf den Etagengängen.
- Überprüfen Sie Ihre technischen Geräte und stellen Sie auf energiesparende Alternativen um. Achten Sie darauf, dass alte Geräte korrekt recycelt werden.
Transport:
- Motivieren Sie Gäste und Mitarbeitende, mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen, etwa durch Beteiligung an den Abokosten. Informieren Sie proaktiv, wie Ihr Hotel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist.
- Organisieren Sie regelmässige Shuttlefahrten zu öffentlichen Verkehrsknotenpunkten, falls Ihr Hotel etwas abgelegen liegt.
- Arbeiten Sie mit einem lokalen Partner für den Verleih von (E-)Bikes zusammen, um nachhaltige Fortbewegung zu fördern.
- Vielleicht ist ja auch bei Ihrer hoteleigenen Flotte eine Umstellung auf eine E-Flotte möglich.
2. Wasser
Mit folgenden Schritten können Sie in Ihrem Hotel den Wasserverbrauch senken, aufgezeigt an den Beispielen Einrichtungen und Kommunikation.
Einrichtungen:
- Ältere sanitäre Einrichtungen haben oft einen sehr hohen Wasserverbrauch. Lassen Sie diese überprüfen, installieren Sie Spareinsätze bei Duschbrausen und Wasserhähnen und verringern Sie den Wasserdruck bei Duschen.
- Überprüfen Sie auch den Wasserverbrauch in Wäscherei und Küche und optimieren Sie entsprechend.
- Reparieren Sie tropfende Wasserhähne oder rinnende Wasserspülungen sofort.
- Sammeln und benützen Sie Regenwasser für die Bewässerung von Bäumen und Gärten. Auch Toiletten lassen sich damit spülen.
Gäste- und Teaminformation:
- Beteiligen Sie die Gäste an Ihren Eco-Initiativen. Etwa mit wiederverwendbaren Handtüchern, dem Anbringen von Dusch-Timern und dem Auflegen von Informationsmaterial zu den erzielten Einsparungen.
- Es gibt mittlerweile auch Pflegeprodukte, die mittels Verpackung zum Wassersparen anregen. Die klimaneutrale Marke «Stop the Water while Using Me» ist hierzulande wohl die bekannteste. Generell ist auf natürliche und biologisch abbaubare Seifen und Shampoos von zertifizierten Händlern zu achten.
- Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeitenden. Wir haben auch festgestellt, dass das regelmässige Messen des Wasserverbrauchs dazu beiträgt, dass alle motiviert sind, den Verbrauch gemeinsam zu senken. Und dadurch bereits erhebliche Einsparungen erzielt werden können.
3. Abfall
Mit folgenden Eingriffen können Sie in Ihrem Hotel weniger Abfall produzieren, Recycling fördern und weniger Lebensmittel verschwenden:
Plastik:
- Überprüfen Sie, wo Sie in Ihrem Hotel noch Einwegplastik verwenden, und suchen Sie Alternativen.
- Stellen Sie den Gästen Wasserspender in den Etagengängen und anderen öffentlichen Bereichen zur Verfügung, und verzichten Sie so auf Plastikwasserflaschen in den Zimmern. Achten Sie beim Kauf auf ein energiesparendes Modell. Kleiner Extratipp: Ihren loyalsten Hotelgästen können Sie beispielsweise eine schöne wiederverwendbare Wasserflasche schenken.
- Stellen Sie neben dem Aufzug und anderen leicht zugänglichen – aber häufig frequentieren Orten – Abfalltrennsysteme auf, wo auch Plastik und PET gesammelt werden kann.
Papier:
- Die Digitalisierung spielt bei der Papierreduktion eine grosse Rolle. So können Sie Gästedokumente wie Rechnungen und Quittungen per E-Mail zusenden, statt diese auszudrucken.
- Verzichten Sie auf gedruckte Informationsdossiers in den Zimmern und stellen Sie stattdessen alle Gästeinformationen digital bereit (via TV-System, Gästenetz, App oder Internetseite). Überlegen Sie sich auch, ob gedruckte Mitarbeiterhandbücher wirklich noch zeitgemäss und nötig sind oder ob auch diese digitalisiert werden können.
Lebensmittel:
- Auch beim Reduzieren von Foodwaste sind die Motivation und der Einsatz der Mitarbeitenden ausschlaggebend. Wiegen Sie die täglichen Lebensmittelabfälle. Oftmals ist das Weckruf genug, um achtsamer mit Lebensmitteln umzugehen.
- Prüfen Sie die Portionengrössen: Gibt es Gerichte, die fast nie ganz aufgegessen werden? Oder haben Sie die Möglichkeit, eine Auswahl zu den Portionengrössen zu geben?
- Wie viel geht von den Buffets direkt in den Abfall?
- Wie viele Lebensmittel müssen Sie bereits vor der Verarbeitung entsorgen? Und wovon hängt dies ab? Nehmen Sie auch diese Lebensmittelabfälle beim täglichen Wiegen mit auf.
- Spenden Sie übrig gebliebene Lebensmittel und Speisen sozialen Institutionen der Gemeinde, oder schliessen Sie sich Netzwerken und Plattformen wie «Too Good To Go» an.
Dem Map-Team um Gründerin Magdalena Rungaldier ist bei seiner Arbeit aufgefallen, wie schwierig es ist, spezifische Nachhaltigkeitsinformationen für Boutique-Hotels zu finden. So hat es die Plattform «The Sustainable Hotel» ins Leben gerufen. Auf der sich ständig weiterentwickelnden Seite erhalten Boutique-Hotels praktische Einblicke, Werkzeuge und Ressourcen dafür, ihr Hotel nachhaltiger zu gestalten. thesustainablehotel.com
Wie wäre es, die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit gleich anzupacken? Und am 22. April zu analysieren, was Sie und Ihr Team in der kurzen Zeit erreichen konnten? Ein Hotel allein kann den Verlauf der globalen Erwärmung zwar nicht stoppen, aber jeder Beitrag ist ausschlaggebend.
In der nächsten Ausgabe folgt der letzte Teil unserer Nachhaltigkeitsserie: Wir beleuchten, was «People» und «Planet» mit «Profit» zu tun haben.
Fachautorin Magdalena Rungaldier ist Inhaberin von Map. Die Boutique-Beratungsagentur ist auf die Erstellung von innovativen Hotelkonzepten, Marken und Strategien spezialisiert. Sie zählt preisgekrönte Kundinnen und Kunden auf der ganzen Welt zu ihrem Portfolio. ma-people.com