Starke Akzente bei der Nachhaltigkeit
Die klassierten Hotels müssen sich nicht auf eine Revolution einstellen: Die neuste Entwicklung ist vielmehr eine Evolution des Bestehenden. Die wesentlichen Veränderungen lassen sich in sieben Punkten aufzeigen.

Die Anforderungen pro Kategorie bleiben gleich
Im Zuge der Revision soll die Anzahl Kriterien leicht reduziert und damit das System vereinfacht werden. Die Hürde pro Kategorie bleibt aber gleich. Grundsätzlich gilt, dass klassierte Hotels ihre bestehende Kategorie aufrechterhalten.

Das Kernangebot der Hotellerie gewinnt an Bedeutung
Leistungen wie Réceptionsservices, Aufenthaltszonen, Zimmerausstattung und Frühstücksangebot werden in Hotels, unabhängig ihrer Kategorie, von den Gästen immer erwartet und bilden das Kernangebot der Hotellerie. Diese hoteltypischen Angebote werden deshalb auch innerhalb der Klassifikation zentraler, indem sie mehr Punkte generieren.

Hilfeleistungen bei Detailfragen der Beherbergungsbetriebe
Sämtliche Anpassungen kommen im November 2024 an der Delegiertenversammlung zur Abstimmung. Die Kriterienkataloge sind noch in Erarbeitung. HotellerieSuisse steht aber ab sofort für Fragen rund um die Klassifikationsrevision – insbesondere bei Bau-, Renovations- oder Wartungsaktivitäten – mit Experten zur Verfügung.

klassifikation[at]hotelleriesuisse.ch

«Self Check-in and -out»
Die von Menschen erbrachten Dienstleistungen bleiben ein starkes Differenzierungsmerkmal zu anderen Beherbergungstypen. Deshalb finden in der Praxis Digitalisierungsanstrengungen schwergewichtig im Back­office-Bereich statt, um mehr Zeit für den Gästekontakt gewinnen zu können.

Nichtsdestotrotz sind einzelne Hotels auf dem Markt, die zwar alle Hotelkernleistungen anbieten, aber den Gästekontakt an der Réception minimieren. Solche «Self Check-in and -out»-Hotels können künftig bis 2 Sterne klassiert werden. In den höheren Kategorien erwarten die Gäste weiterhin eine minimale Réceptionsabdeckung, welche somit von der Klassifikation auch gefordert wird. Dies auch deshalb, weil die Réception Leistungen erbringt, die über das reine Check-in und Check-out hinausgehen.

Servicezeiten neuen Gegebenheiten anpassen
Öffnungs- und Abdeckungszeiten werden reduziert, um den Betrieben mehr unternehmerische Freiheiten zu geben, aber auch um auf neue Rahmenbedingungen wie beispielsweise den Fachkräftemangel zu reagieren. Die Anpassungen an der Réception bei den 1- und 2-Sterne-Hotels wurden bereits erwähnt. Auch bei den 3- und 4-Sterne-Hotels sind die Servicezeiten an der Réception reduziert worden. In der 4-Sterne-­Kategorie gilt Gleiches für die Room-Service-Zeiten. Diese adäquaten Anpassungen berücksichtigen die heutigen unternehmerischen Herausforderungen, stellen aber gleichzeitig sicher, dass der Gast auf einen minimalen Servicestandard zählen kann.

Die Luxushotellerie kultivieren
Bei dieser Revision bildet die 5-Sterne-Hotellerie einen Kontrapunkt. Es werden nirgends Dienstleistungen abgebaut: Mit der Aufrechterhaltung der «All in one»-Leistungen und der 7/24-Servicezeiten soll die Differenzierung zu allen anderen Kategorien bewusst gestärkt werden.

Die Abfallmenge wird reduziert
Die berühmten Amenities wie Nähzeug, Schuhputzmittel in den Zimmern, aber auch Shampoo und Seife in Einzelflacons machen längst nicht mehr den Unterschied von einer Kategorie zur anderen aus. Im Gegenteil erwarten die Gäste heute einen sorgfältigen Umgang mit Einwegprodukten. Deshalb werden diese nur noch auf Anfrage oder in nach­füllbaren Behältern verlangt. Bei 1,2 Millionen Zimmern im Perimeter der Hotelstars Union führen diese Anpassung zu einem grossen Effekt. 

Die Messung des Ressourcen­verbrauchs soll Eintrittshürde für alle klassierten Betriebe werden
Klassierte Hotels sollen künftig ihren jährlichen Ressourcenverbrauch messen. Ziel ist es, zu sensibilisieren und zu einem optimierten Verbrauch zu animieren. Die Messung kann dabei über die Erhebung eines bereits im Betrieb implementierten Labels erfolgen.

Oder die Betriebe geben ihren Verbrauch ohne Kostenfolge in ein Tool ein, das HotellerieSuisse noch entwickeln wird. Dabei wird es sich um ein einfaches Erfassungstool handeln, in welchem Daten wie Energie- und Wasserverbrauch eingetragen werden. Zudem erhalten die Betriebe für die erstmalige Umsetzung Zeit bis 2027.

Die europäisch harmonisierten Hotelklassifikationskriterien der Hotelstars Union (HSU) werden regelmässig und organisch den neuen Marktbedürfnissen angepasst. Mit der Generalversammlung der Hotelstars Union im vergangenen April in Budapest fand die aktuelle Revision der HSU-Hotelkriterien ihren Abschluss. Auch die Schweiz-spezifischen Arbeiten sind abgeschlossen.


Neue Klassifikation für Hostels und Transformation von «Swiss Lodge»

Das Schweizer «Haus der Klassifikation» soll ausgebaut und eine neue Klassifikation für Hostels eingeführt werden. Diese Einstufung unterstützt die Positionierung des Beherbergungstyps und schafft ein Portefeuille, das gut vermarket werden kann und in den Kanälen der OTAs selektierbar ist.

Die geplante Einführung der Klassifikation für Hostels ist eine Antwort auf das heterogene Portefeuille der Kategorie «Swiss Lodge». Diese im Jahr 2009 eingeführte Basiskategorie ist zwar ein quantitativer Erfolg, führte aber gerade deshalb zu einem qualitativen Problem: In dieser Kategorie sind auch klassische Hotels parkiert, die nicht mehr mit Sternen klassiert werden können.

Da «Swiss Lodge» von Partnern schlecht vermarktet werden kann und zudem von den Gästen nicht verstanden wird, ist geplant, diese Kategorie mit einer Übergangszeit bis 2028 auslaufen zu lassen. Weil nicht alle Swiss-Lodge-Betriebe in die Sterne- oder Hostel-Kategorie überführt werden können, wird 2025 ein weiteres Produkt erarbeitet, das für Teile der heutigen Swiss-Lodge-Betriebe interessant sein wird.


Auch die Klassifikation für Serviced Apartments wird leicht angepasst

Die Klassifikation für Serviced Apartments ist eine Eigenentwicklung von HotellerieSuisse, die 2019 eingeführt wurde. Die Zahl dieser klassierten Betriebe ist stetig am Wachsen. Da sich diese Kriterien aber, wo sinnvoll, an den Anforderungen der Hotellerie anlehnen, führt das auch bei den Serviced Apartments zu kleineren Anpassungen. So werden beispielsweise die Amenities auf den Zimmern gestrichen. Eine rein apartmentspezifische Änderung ist die Ergänzung der minimalen Quadratmetergrösse des Wohnraumes auch für «single-used apartments». Diese Anpassung kommt den Anbietern in den Städten entgegen und macht das System flexibler.     

Daniel Beerli ist eidg. dipl. Hotelier, Immobilienbewerter und Leiter der Schweizer Hotelklassifikation bei HotellerieSuisse.

Hotelstars Union
HotellerieSuisse ist Gründungsmitglied der Hotelstars Union (HSU) und arbeitet bei der Revision des Kriteriensets entscheidend mit. Es ist das übergeordnete Ziel, den Gästen und Partnern einen europaweiten Qualitätskompass zur Verfügung zu stellen, der die Hotels auch länderübergreifend vergleichbar macht.

Dieses Konzept ist ein Erfolgsmodell: Im Jahr 2009 mit weniger als 10 Gründungsländern gestartet, vertritt die HSU heute bereits 21 Länder mit 22 000 Betrieben und 1,2 Millionen Zimmern. Diese Dynamik führt dazu, dass auch Google und die Buchungs- und Bewertungsplattformen auf diesen Zug aufspringen und schrittweise die offiziellen Sterne-Klassifikationen publizieren.